So prinzipiell habe ich die Insel jetzt eigentlich schon erkundet. Ab jetzt wird sich vieles wiederholen. Aber für heute gibt es noch ein bisschen Neuland. Wenn sich auch (wie Mark gestern bemerkt hat) die Bilder oft gleichen, lange Straße durch steinig, ödes Gebiet eben.
Obwohl ich gestern auf die Stunde Schlaf nach dem Training verzichtet habe, werde ich heute morgen recht früh wach. Ich bin tatsächlich der erste beim Frühstück. Vorsichtshalber klebe ich das blöde „all inkl. Bändchen“ wieder zusammen und mache es mir um den Arm, damit es früh morgens keine Diskussionen gibt. Aber während sonst im Gedränge keiner schaut, ist jetzt noch niemand da der schauen würde.
Ich bin gar nicht so übermäßig hungrig, irgendwie habe ich gestern viel zu viel gegessen. Björn hatte was von „ja kein Energiedefizit aufbauen“ zum Trainingsplan geschrieben. Sowas lasse ich mir eh nicht zweimal sagen. Und trotz der insgesamt ca. 7000 Kilokalorien die es zu ersetzen galt, habe ich wohl doch etwas über die Stränge geschlagen.
Geht aber auch schnell, ausnahmsweise mal Zucker im Tee, ein knapper Liter O-Saft, lecker Fisch mit kanarischen Kartoffeln, Käsebrote ohne Ende, Michreis, Morcilla Dolce, Kekse, und Recovery Drink war ja auch noch. Wie gut, dass es die Jungs vom Hotel nicht geschafft haben mir eine Waage zu besorgen, nicht mal für Geld.
Anyway, um halb neun sitze ich auf dem Rad. G2 Intervalle ab und zu, sonst keine Vorgaben im Trainingsplan. Zunächst fahre ich in Richtung Taralajelo, biege dann aber nach Norden in unbekanntes Terrain ab, eine kleine Nebenstraße die zunächst an einigen kleinen Häuseransammlungen vorbei führt.
So früh morgens steht die Sonne noch recht tief, das Licht gefällt mir gut. Der Wind ist offensichtlich wieder etwas stärker als die zwei Tage zuvor. Aber ist mir egal, ich kann die schöne Strecke genießen. Mein Kopf hat sich an die knappe Vegetation gewöhnt, so dass mir ein paar „niedere“ Sträucher oder gar eine Ansammlung von Palmen schon üppig vorkommen.
Es geht durchaus auch mal berghoch, nie richtig lange, aber zusammen mit dem Wind gibt es auch etwas anspruchsvollere Abschnitte, so dass ich alle Gänge benutze um schön in meinen Trainingsbereichen zu bleiben.
Nach einer Weile komme ich dann wieder in Tuineje raus, wo ich auf die bekannte Strecke nach Antigua abbiege. Vor Antigua den schlechten Straßenbelag kenne ich ja jetzt zur genüge, nervt aber immer noch etwas.
In Antigua biege ich ab nach Westen in Richtung Betancuria. Schon am Ortsausgang kann ich den Aussichtspunkt sehen an dem ich am dritten Tag vorbeigefahren bin. Der reizt mich schon sehr. Umso mehr, als sich, nach einem leichten Schwenk nach Westen, der ganze Anstieg vor mir abzeichnet. Noch sind die Beine einigermaßen gut, auch wenn ich nicht so trainingsgeil wie gestern bin.
So hundertfünfzig Meter vor mir arbeitet sich ein Rennrad (ich nehme an mit Fahrer) den Anstieg hoch. Alles in mir schreit „hinter her, einholen, und dann den richtig steilen Stich zu dem Aussichtspunkt hoch“ aber ich diszipliniere mich. Ich will ja den Trainingsplan umsetzen, und wenn ich mich da jetzt platt mache hätte ich zwar Spaß, aber die restlichen viereinhalb Stunden vielleicht nicht mehr…
Also biege ich am Kreisel bevor es richtig losgeht nach Norden ab. Das Rennrad hatte keinen Fahrer, sondern eine Fahrerin, die macht aber erst mal einen Fotostop. Ich fahre zwar jetzt bergab, aber gegen den Wind, so dass ich ordentlich arbeiten muss. Die Strecke ist gut asphaltiert, der Wind etwas böig, so dass man nicht ganz am Rand fahren sollte und immer mal ordentlich in den Lenker greifen muss. Aber alles noch im Rahmen.
Ich passiere Valle de Santa Inés und fahre weiter bis Llanos de la Conception (das ist mal ein Ortsname). Dort könnte ich weiter nach Norden fahren, bin ich aber die zwei Tage zuvor schon gefahren, also fahre ich die lange gerade Abfahrt auf der FV-30 mal in andere Richtung. Als Anstieg ist das aber eher enttäuschend, ist gar nicht so steil, das Tempo hatte man eher durch den Rückenwind bekommen. Der bläst zwar jetzt als Gegenwind, aber nicht konstant, so dass ich easy das G2 Intervall fahren kann.
Ich fahre weiter in Richtung Osten auf der FV-20 über Casillas del Angel bis zum Punkt an dem ich gestern nach meiner Fahrt über Triquivijate auf die FV-20 gestoßen war. Jetzt biege ich hier ab in Richtung Norden, gestern war mir der Anstieg etwas unpassend. Heute eigentlich auch, so dass ich erst etwas über den Abzweig hinaus in Richtung Puerto del Roasario fahre und dann wieder ein Stück zurück.
Aber diesen Streckenabschnitt bis Tetir möchte ich auf jeden Fall gerne fahren. Die Straße steigt so zwischen vier und neun Prozent an, führt dann in eine kleine Abfahrt bevor es wieder berghoch geht. Bis dahin ok.
Der gesamte Rest der Strecke bis Tetir hat aber übelsten Straßenbelag. Nicht nur diesen fies rauhen Asphalt den man hier manchmal vorfindet, wo die kleinen Schottersteinchen aus dem Asphalt rausragen, sondern richtige Schlaglöcher und schlecht ausgebesserte Stellen, so dass der Abschnitt zur Tortur wird.
Ich verliere sogar etwas die Konzentration und lasse die Leistung abfallen. Und so bin ich froh, als es endlich vorbei ist.
In Tetir fahre ich dann auf die FV-10 in Richtung Westen, die geht erst mal recht ordentlich berghoch, aber mit Rückenwindunterstützung gut zu fahren. Und die dazugehörige Abfahrt gibt es dann zur Belohnung auch. Wobei das eigentlich egal ist, ich fahre sowieso immer im vorgegebenen Leistungsbereich, nur bergab mit Rückenwind hat man natürlich mehr Speed und folglich macht es mehr Spaß.
Zu meiner Rechten entdecke ich noch einen Berghang an dem ziemlich oben ein Gebäude steht. Und es sieht tatsächlich aus als würden Serpentinen, sehr steile Serpentinen, dort hinauf führen. Ich kann nicht erkennen ob der Weg asphaltiert ist, aber es schärft mich schon sehr an, das zu überprüfen. Nicht heute, aber ich bin ja noch eine Woche hier…
Schließlich gelange ich wieder auf bereits bekanntes Terrain. Ich fahre bis Villaverde nach Norden und dann wieder zurück, wieder an Tetir vorbei, die FV-10 durch bis Puerto del Roasario.
Dort gerate ich mehr aus Versehen auf einen Radweg. Und so leicht kommt man dann nicht mehr da runter. Alle zweihundert Meter eine tiefe Senke, was soll ich hier machen springen oder was?
Radwege sind blöd, egal in welchem Land, der Belag ist meist seltsam, die Streckenführung bringt dich sonstwohin, Fußgänger laufen unvorhersehbar in deinen Weg, von den Schnittstellen zu den richtigen Straßen ganz zu schweigen. Aber ich will mich nicht aufregen, merke aber, dass ich heute etwas grantelig bin. Das lässt aber erst mal nach, als ich endlich wieder vernünftige Straße unter den Reifen habe.
Die restliche Strecke ist mir nun schon sehr vertraut. Auf der FV-20 geht es über Casillas del Angel nach Antigue und über Tuineje zurück zum Hotel. Der Wind kommt etwas unangenehmer schräg von der Seite, oder vielleicht ist er auch nur stärker als die beiden Tage zuvor, jedenfalls muss ich mehr arbeiten um die Spur zu halten, aber zum Ende hin, auf gerader Strecke, mit 45 bis 50 km/h dahinzufliegen ist schon immer ein schöner Abschluss.
Morgen nochmal ein Tag ohne Intervalle, dann kommt endlich der Ruhetag. Heute war es etwas anstrengender, obwohl die Vorgabe leichter war als gestern. Nur geht mir langsam die Strecke aus, viel Neues wird nicht mehr dazukommen. Mal schauen, vielleicht teste ich die FV-2 in Richtung Puerto del Rosario noch, trotz wahrscheinlich relativ viel Verkehr. Dann habe ich aber alles abgefahren.
Peter 20. Dezember 2013
Hallo Guido,immer wieder interessant in deinem blog zu lesen…Die Trainingsbedingungen scheinen ja ganz ok zu sein….Im Gegensatz zu hier…Auch wenn dir langsam die Strecken ausgehen…
Guido Löhr 20. Dezember 2013
Hallo Peter,
ja die Bedingungen sind eigentlich sehr gut, nicht zu warm, nicht zu viel Verkehr. Auf den Wind kann man sich einstellen, an manchen Tagen bläst der aber schon heftig. Nur meine Wärmeschutzkleidung für die Mojave Wüste konnte ich noch keinem sinnvollen Test unterziehen…
marcoghiglieri 20. Dezember 2013
Hi Guido,
freut mich,dass du deinen Trainingsplan umsetzen kannst.
Scheint alles prima zu laufen,und du bist gesund.
In den Blog schaue ich grundsätzlich bevor ich auf die Rolle gehe, weil es für mich
eine gute Motivation ist.So ist dein Trainingslager auch für mich eine Hilfe mein Training
nicht zu vernachlässigen,vielen Dank dafür.
Gruss Marco.
Guido Löhr 21. Dezember 2013
Hallo Marco,
cool, ich hoffe du hast Spaß auf der Rolle. Draußen fahren ist natürlich meist schöner, aber man kann sich ziemlich gut dran gewöhnen. Die ersten zwei Tage habe ich es fast etwas vermisst. (Naja fast.)
Freue mich auf die erste gemeinsame Ausfahrt im Frühling!