Gestern hatte ich meine Hitzeschutzkleidung angezogen, was ein ziemlicher Flop war, es war einfach zu kühl, der kühlste Tag bisher auf Fuerteventura. Soviel zur Trefferquote des Wetterberichts.
Ich mache mir allerdings keine großen Illusionen, dass es hier um diese Jahreszeit ausreichend heiß werden könnte um meine Kleidung für die Mojave Wüste zu testen. Aber meine „Windfestigkeit“ kann ich hier auf jeden Fall schulen. Vor allem heute, das zeichnet sich schon beim ersten Blick aus dem Fenster ab.
Über Nacht hat es deutlich aufgefrischt. Für mich als Mittelhessen geht das schon in Richtung Sturm, der Fuerteventuriner wird das möglicherweise anders einordnen…
Da ich nur G1 fahren will, kann ich nach Norden und Osten nur flach fahren. D.h. ich bin in meiner Streckenwahl etwas eingeschränkt. So entscheide ich mich dafür die FV-2 in Richtung Puerto del Rosario zu fahren.
Der Wind bläst wirklich kräftig entgegen, so dass ich extrem langsam fahre. Das ist wirklich harte Schule. In Irland, während meiner großen GB/Irland Tour 2009, konnte ich mich nie richtig mit dem brutalen Wind anfreunden. (Dort war er auch noch gerne mit Regen gepaart.) Ab einem gewissen Grad an Erschöpfung habe ich es dann sehr persönlich genommen und den Wind angeflucht und angeschrien.
Soweit bin ich jetzt nicht. Im Gegenteil, ich bin ja mental darauf eingestellt, habe mir das sogar gewünscht. Vom Kopf her also kein Problem. Allerdings muss man vor allem bei Seitenwind etwas aufpassen. Die FV-2 ist die Hauptverkehrsader nach Süden und entsprechend verkehrsreicher als die kleineren Straßen.
So ackere ich mich nach Norden. Björn hat mir noch ein paar TF-Pyramiden verordnet, die lasse ich aber weg, bei dem Wind keine Chance, mir gehen sogar teils die Gänge aus um im G1 Bereich zu bleiben, und das auf fast gerader Strecke.
Durch den Wind und die starke Bewölkung wirkt dieser Teil Fuerteventuras noch karger als die Teile der Insel, die ich bis jetzt gesehen habe. So ein bisschen kommt das „Mensch im Kampf gegen die Widrigkeiten der Natur“ Gefühl auf.
Ich habe mühe ordentlich im G1 Bereich zu bleiben und auch einigermaßen gerade auf der Straße zu fahren, so dass es sich bis Höhe Costa Antigua etwas zieht. Dort muss ich die FV-2 verlassen, denn die wird vor Puerto del Rosario zur Autobahn, die ich nicht fahren darf, so dass ich die letzte Möglichkeit vorher nach Westen abzubiegen nutze.
Über die Fv-413 fahre ich in bis Triquivijate. Es ist sehr angenehm, dass der Lärm endlich aufhört. Wenn einem der Wind so heftig entgegenbläst ist das nämlich ziemlich laut. So lasse ich mich zunächst etwas den Berg hoch schieben, bevor es durch eine Ebene geht. Jetzt fahre ich nicht mehr 12 km/h sondern eher so 30 – 35 km/h. Das fühlt sich mehr nach Radfahren an.
Kurz vor Triquivijate gibt es dann sensationelles zu bestaunen: Bäume. Wenn auch in kleinem Gehege eingezäunt. Das ist mir schon ein Foto wert. Es sind wahrscheinlich die einzigen auf der Insel (Palmen zählen nicht).
In Triquivijate fahre ich wieder Richtung Norden bis ich auf die FV-20 treffe, und dann stemme ich mich wieder voll gegen den Wind in Richtung Puerto del Rosario. Nach ca. 3:10 Stunden bin ich am ersten Kreisel von Puerto del Rosario. Eigentlich müsste ich wohl noch so zwanzig Minuten nach Norden auf der FV-1 weiterfahren, damit das mit den sechs Stunden aufgeht, aber das ist blöd zu fahren um Puerto del Rosario herum.
So drehe ich im Kreisel und fahre die FV-20 wieder zurück. Ab jetzt fliegt das Rad. Ich ziehe durch und fahre auf der Straße über Casillas del Angel bis Antigua. Das ging natürlich viel zu schnell, fahre ich weiter nach Süden bin ich nach viereinhalb Stunden im Hotel. Also fahre ich wieder auf die FV-413, diesmal in Richtung Osten, also wieder gegen den Wind.
Jetzt fühlt sich der Wind schon härter an als heute morgen, aber geht schon, noch kann ich alles wegschalten und im G1 Bereich bleiben.
Richtig schnell wird es dann, als ich die FV-2 wieder erreicht habe und Richtung Süden fahre. Noch einmal dreht die Straße ein paar Kilometer etwas landeinwärts und wieder zurück zur Küste, dann aber habe ich Mühe nicht nach unten aus dem Trainigsbereich zu fallen. Im größten Gang fahre ich so um die 50 km/h.
Prinzipiell eigentlich geil, aber erstens wird die Einheit zu kurz, wenn ich nicht noch einen Umweg fahre, zweitens habe ich etwas Sitzprobleme. Hatte ich schon die ganzen Tage, nicht schlimm aber etwas nervig. Vor allem wenn man langsam fährt macht sich das bemerkbar. Hundertprozentig kann ich meine Rückenwindfahrt also nicht genießen.
Vielleicht habe ich jetzt auch erst mal genug und brauche meinen freien Tag. Die Laune wird schlechter, dass ist bei mir immer ein Indiz für Erschöpfung. Um meine sechs Stunden voll zu kriegen biege ich 10 Kilometer vor dem Hotel nochmal nach Westen in Richtung Tarajalejo ab. Immer noch mit Rückenwind.
Dann muss ich aber wieder zurück nach Osten und wieder voll gegen den Wind. Und jetzt geht mir der verdammte Wind dann doch ziemlich auf den Zeiger. Dieses Gegurke mit geringer Geschwindigkeit, dieser Kampf, das Rad auf der Straße zu halten, und dann auch noch dieses hin und her fahren um die sechs Stunden voll zu kriegen. Das kann ich überhaupt nicht leiden. Normalerweise verschätze ich mich nicht so, dass mir eine halbe Stunde fehlt, und wenn ich unsicher bin wird’s halt ein bisschen länger. Aber heute muss ich dann nochmal einen Schlenker über Gran Tarajal fahren.
Das nagt an meiner Laune. Kleinklein nennt man das im Fußball, da kann das auch niemand leiden. Aber irgendwie geht es dann halbwegs auf und es ist endlich vorbei. Ich bin körperlich gar nicht so wirklich erschöpft, was mit einer G1 Einheit auch schwer zu erreichen ist. Aber mental bin ich etwas ausgelaugt.
Aber das ist auch ein Zeichen, dass die Belastung der ersten Traingswoche hier ganz gut dosiert war. Wäre ja sinnlos, wenn ich mich komplett unterfordert fühlen würde, oder körperlich völlig am Ende wäre. Jetzt zwei Stunden Nachmittagsschlaf, und dann ist alles wieder ok.
Morgen wird das einzige was ich fahre sicherlich ein Skoda Fabia kombi sein…