Heute steht zunächst KH-Nüchterntraining auf dem Programm. Nicht dass ich wirklich davon überzeugt bin. Bis jetzt habe ich keine belastbare Studie oder überhaupt wissenschaftliche Literatur dazu gefunden. Auch Björn konnte mir nichts nennen.
Die Idee dahinter ist, dass man durch die KH nüchternen Trainingeinheiten die Utilisation von Fetten verbessert. Man kann tatsächlich mit einer Atemgasanalyse messen, dass bei fehlender Kohlenhydrataufnahme bei gleicher Intensität mehr Fette verstoffwechselt werden. Das heißt aber noch nicht, dass man durch die KH-nüchternen Fahrten den Fettstoffwechsel tatsächlich trainiert.
Anyway, Björn schreibt’s in den Plan, ich fahr’s. So einfach ist das. Außerdem trainieren alle Profis auf diese Weise. (was aber nicht immer was heißen will, die sind früher ja auch teils mit Wassermangel im Training gefahren um sich „abzuhärten“…). Läufer und Triathleten machen’s übrigens auch. Zum Frühstück gibt es also Ei, Käse und etwas Kochschinken.
Als Schmankerl ist das Training heute in zwei Einheiten aufgeteilt, 2,5 Stunden KH-nüchtern, dann kurze Pause und Kohlenhydrate zuführen, und dann nochmal ca. drei Stunden.
So beschließe ich nach El Cotillo zu fahren, dort zu pausieren und dann über Corralejo und Puerto Rosario wieder zurück. Das ging gestern ja nicht wegen des Umwerfers, der mich zwang nur auf dem kleinen Kettenblatt zu fahren.
Ich starte also über die bereits bekannte Strecke nach Tuineje und weiter bis Antigua.
In Antigua fahre ich aber nicht wie gestern weiter nach Norden, sondern biege ab nach Triquivijate. In westliche Richtung also, so dass der Wind sich auch gut bemerkbar machen kann. Wie gestern bläst er aber mit normaler Windstärke und recht gleichmäßig.
Die Landschaft ist wie zu erwarten nicht wirklich anders als auf der anderen Strecke, der Asphalt ist aber einigermaßen ok, was man vom Straßenbelag zwischen Tuineje und Antigua nicht gerade sagen kann.
In Triquivijate geht es dann wieder in Richtung Norden. Im Ort selbst ist der Straßenbelag teils wieder übel grob, aber dann geht es wieder. Ich überlege gerade ob es irgendeinen Grund gibt warum jemand hier dauerhaft leben möchte und mir fällt keiner ein, aber offensichtlich scheinen einige wohlhabende Menschen das anders zu sehen, jedenfalls gibt es am Ortsende ein paar nette Häuser.
Nach der Ortschaft steigt die Straße an und führt über einen kleinen Bergkamm. Herrlich – blauer Himmel, berghoch fahren auf schmaler, verkehrsarmer Straße, angenehme Temperatur, die Beine funktionieren gut, fantastisch.
Erstaunlicher Weise fühle ich mich recht fit. Schon gestern habe ich so eine Spur von Trainingsgeilheit bemerkt. Auch heute kann ich das nächste G2 Intervall gar nicht erwarten. Um es mit Sammy Hagar zu sagen „the harder I work, the more my body needs“.
Vor lauter Spaß am Fahren vergesse ich ganz, dass es doch noch andere Verkehrsteilnehmer auf dieser Straße geben könnte. Erst ein kurzes Hupen reißt mich wieder aus meinen Gedanken. Ich fahre zur Seite, grüße kurz und genieße weiter die „Freude am Fahren“.
Nachdem der Bergkamm überwunden ist, geht es erst mal abwärts und dann flach durch eine kleine Ebene. Am Horizont kann ich schon die FV-20 sehen.
Dann geht es in eine kleine Senke und über einen Kreisel komme ich auf die FV-20 in Richtung Westen. Ich hatte kurz überlegt weiter bis Tetir zu fahren, aber da geht es ordentlich berghoch und ich habe gerade ein G2 Intervall beendet, da fahre ich lieber locker mit Rückenwind G1 bis kurz hinter Casillas del Angel, dann über die FV-30 auf die FV-207 wieder Richtung Norden über Tefija bis La Oliva.
Die Strecke kenne ich zwar schon von gestern, aber so langsam fange ich an Fuerteventura zu mögen, ein bisschen habe ich mich an die karge Landschaft gewöhnt, außerdem gibt es im Norden wenigstens immer mal ein paar niedrige Sträucher, so dass es nicht ganz so vegetationslos wirkt. Vor allem aber macht die Strecke natürlich viel mehr Spaß wenn man alle Gänge zur Verfügung hat…
Von La Oliva aus fahre ich diesmal nicht in Richtung Villaverde mit Ziel Corralejo, sondern nach El Cotillo. Im Prinzip eine Stichstraße, aber dort will ich meine kleine Pause machen. Eigentlich nach 2,5 Stunden, aber durch die andere Route geht meine Berechnung nicht ganz auf. Auch bin ich kürzere G2 Intervalle gefahren heute, so dass es eher so in Richtung 3,5 Stunden werden wird. Macht aber nix. Fühle mich gut, und nachdem bis ungefähr Lajares der Wind schräg von Rechts kommt, habe ich dann vollen Rückenwind, so dass ich im G1 immer zwischen 45 und 50 km/h fahren kann. Macht wirklich Spaß.
Ich habe mir vorgestellt hier ein schönes Cafe am Meer zu finden. Das ist nicht so sicher hier, denn nicht alle Orte am Meer sind so „touristisch“ wie man das erwarten würde. Aber in El Cotillo ist das perfekte Cafe schnell gefunden. Die Sonne knallt gerade gut, das Meer glitzert blau, ein herrlicher Blick auf das Meer, Strand und Klippen tut sich auf, es läuft gute Musik, die Bedienung ist nett und auch noch hübsch, der Kuchen ist sehr lecker und heute gönne ich mir sogar eine Pause von der Coffeinabstinenz, d.h. es gibt Cafe con leche. Ein Traum.
Nach zwei Stück Kuchen, zwei Cafe und zwei O-Saft fülle ich noch die Wasserflaschen auf, und dann geht es weiter nach Corralejo. Zunächst zurück auf der FV-10 und dann über Lajares auf der FV-109, bis ich wieder auf die 101 treffe. Die mit dem üblen Belag.
In Corralejo fahre ich wieder bis zum Kreisel, wende dort aber nicht wie gestern, sondern fahre weiter in Richtung Puerto del Rosario. Nachdem es erst eine Weile am Rand des nicht so kleinen Corralejo entlang geht, führt die Strecke nun durch die Sanddünen am Meer in Richtung Süden. Endlich mal eine grundverschiedene Landschaftsform.
Die Rüttelstrecke hat meinen Geschwindigkeitssensor am Rad verschoben, so dass der PC7 keinen Speed mehr anzeigt und keine Distanz mehr misst. Egal, ich habe ja noch den Edge 810, der holt sich beides über GPS, so dass letzlich alle Daten vorhanden sind.
Das Meer ist dunkelblau, ein riesiger Strand, dann die neu und gut asphaltierte Straße und rechts von mir die Sanddünen. Sehr schön. Nur der Verkehr ist hier deutlich stärker als auf den anderen Streckenabschnitten. Die FV-1 ist DIE Hauptverkehrsader der Insel.
Nach dem sandigen Abschnitt wechselt die Landschaft wieder zur kargen Steinwüste. Aber noch immer bläst der Wind kräftig von hinten. Man fliegt nur so dahin. Geil.
Ich fahre brav meine G2 Intervalle und Trittfrequenzpyramiden, vor allem aber genieße ich die Geschwindigkeit und den guten Asphalt. Kurz vor Puerto del Rosario geht es dann wieder in Richtung Westen auf die FV-10 bis Tesjuate, wo ich nach Süden abbiege auf die gleiche Strecke, die ich heute morgen in umgekehrter Richtung gefahren bin.
Über Triquivijate geht es zurück nach Antigua, Tuineje und zurück in Richtung Hotel. Auch nach mehr als sechs Stunden sind die Beine noch gut. Die jetzt tief stehende Sonne bringt die Reliefs der Berge schön heraus, jetzt gefällt mir Fuerteventura richtig gut. (Naja wohnen möchte ich hier aber eher nicht.)
Insgesamt ein wirklich guter Trainingstag. Aber noch kommen zwei Trainingstage bis zum ersten freien Tag, ich bin mal gespannt wie ich das wegstecke.
Mark 19. Dezember 2013
Hallo, Guido,
zur RAAM-Vorbereitung scheint Fuerte ja richtig gut zu sein – karg und ewig weite Straßen. Ich wünsche Dir weiterhin viel Spaß ohne technische und gesundheitliche Probleme und ein gutes Umsetzen der Trainingspläne. Fotografieren brauchst Du aber, glaube ich, nicht mehr. Sieht sowieso alles gleich aus, und Deine wie immer lesenswerten Texte könnte ich verschlingen, ohne mir beim Scrollen Hornhaut am Finger zu holen… 😉
Guido Löhr 20. Dezember 2013
Hallo Mark,
in dem Post sind mir mit den Bildern gestern etwas die Pferde durchgegangen. (Neige etwas zum Dokumentieren…). Die nächsten werden wieder eine bessere Text/Bild Balance haben. Bin jetzt sowieso im Prinzip alles abgefahren, die Insel ist vom Streckennetz kaum größer als Lanzarote.
Grüße von den Kanaren!