Da heute nur G2 Intervalle auf dem Programm stehen und ich mal etwas länger fahren kann, beschließe ich möglichst weit in Richtung Norden zu fahren, bis Tefia oder La Oliva ungefähr, und dann nach Westen bis Puerto Rosario und so grob an der Küste wieder zurück.
Der erste Blick aus dem Fenster überrascht, es geht kaum Wind. Auch beim Frühstück wo ich immer noch einen Kakao als Absacker auf der Terasse nehme ist es angenehm windstill.
Da ich so ca. sechs Stunden fahren will packe ich noch zwei Flaschen Wasser ins Trikot, das nervt zwar Anfangs enorm, da die heftig am eh schon eher schlaffen Gore Trikot ziehen, aber die zwei Liter am Rad sind einfach zu wenig, was bleibt mir also übrig.
Zunächst fahre ich die Strecke, die ich gestern auf dem Rückweg genommen habe in die andere Richtung. Also über die FV-20 in Richtung Tuineje und von dort weiter nach Antigua. Das der Wind etwas abgeflaut hat ist echt angenehm. Zwar fahre ich zunächst eher gegen den Wind, aber der ist deutlich schwächer als die Tage zuvor und auch nicht so böig.
Nach dem gestrigen recht harten Tag dachte ich heute wird ein eher anstrengender Tag, aber anscheinend hat sich der Körper schon wieder ans Radfahren draußen gewöhnt. So erreiche ich recht schnell Tuineje.
Auch bis Antigua läuft es recht gut. Die G2 Intervalle machen Spaß und schon nach 1:15 h habe ich den Ort erreicht. Die Insel ist doch nicht so groß, wie sie am Sonntag gewirkt hat, als ich bei heftigem Gegenwind etwas die Orientierung verloren hatte und ein bisschen im Kreis gefahren bin. Vielleicht fahre ich ja bis zur Nordspitze nach Corralejo.
Hinter Antigua geht es erst mal flach und geradeaus. Geradeaus geht es auf Fuerteventura eigentlich meistens, es sei denn ein Bergkegel ist zu umrunden. Momentan fahre ich aber durch eine Ebene.
Dann kommt genau so ein Bergkegel. Kleiner Anstieg, kleine Abfahrt und dann flacht die Straße wieder ab. Es rollt ganz gut, und ich verpasse sogar den Abzweig auf die FV-10. Von Süden aus ist La Oliva gar nicht ausgeschildert, als ich drehe und ein Stück zurückfahre dann schon. Seltsam.
Bis zum Abzweig und vor allem danach geht es erst mal berghoch, dann kommt eine recht flotte, kerzengerade Abfahrt mit Rückenwind und nach einem Kreisel geht es wieder in Richtung Norden. Aber es bläst kaum Wind von vorne.
Das leicht wellige Profil macht Spaß und ich bin gerade im dritten G2 Intervall, als sich der Umwerfer vorne nicht mehr auf’s große Kettenblatt bewegen will. Mist, da kündigt sich doch tatsächlich das Ende des Akkus an. Der Akku der Di2 hält so lange, dass man irgendwann komplett vergisst, dass man überhaupt laden muss. Wenn er dann zur Neige geht schaltet er vorne nicht mehr auf das große Blatt, der Umwerfer arbeitet aber noch ca. hundert Kilometer oder so. Sehr clever gemacht, für mich trotzdem doof, denn ich will ja in meinen Trainingsbereichen fahren, und noch nicht mal die Hälfte der Trainingszeit ist um.
Einmal schaltet das Teil noch auf das große Kettenblatt, am Anstieg muss ich aber dann auf das kleine Blatt schalten und da bleibt die Kette auch für den Rest der Tour. Jetzt heißt es improvisieren.
Noch geht es prinzipiell eher gegen den Wind, so dass ich mit Erhöhung der Trittfrequenz ganz gut zu Rande komme, wenn es aber bergab geht muss ich gegen die Bremse fahren. Zum Glück sind da frische Beläge drauf…
Ich passiere Tefia, dessen wenige Häuser sich auf recht großer Fläche verteilen, so dass es kaum wie eine Ortschaft wirkt.
Nach einem weiteren welligen Abschnitt kommt ein kleiner aber teils etwas steilerer Anstieg und ich biege ab in Richtung La Oliva.
Wieder kommt ein etwas welliger Abschnitt, der dann ansteigt in den Ort. Wie meist sind die Ausfallstraßen von Palmen gesäumt.
Das Streckenprofil bleibt wellig, die Straße fällt aber insgesamt konstant ab in Richtung Meereshöhe. Dieser Abschnitt ist sehr lange. Sehr gut, so kann ich auf dem Rückweg trotz fehlendem großen Blatt hier mein G2 Intervall fahren. Abwärts habe ich allerdings das Problem, dass ich ständig mit stark schleifenden Bremsen fahren muss um mein G1 Level zu halten. Irgendwie nicht die spaßigste Art Rennrad zu fahren…
Die Asphaltqualität bis Corralejo ist noch dazu wirklich übel. Ich freue mich schon auf das berghoch fahren. Am ersten Kreisel von Corralejo drehe ich und fahre wieder zurück.
Allerdings nervt der schlechte Belag berghoch genauso. Wenigstens muss ich jetzt nicht mehr konstant die Bremsen ziehen und meine Hände und die Felgen können sich etwas erholen.
Ich beschließe nicht über Puerto Rosario zurückzufahren, sondern die gleiche Strecke, die ich gekommen bin. Ohne große Gänge macht es keinen Sinn an der Küste entlang zu fahren, da ist wohl noch mehr Rückenwind als im Landesinnern wo meine Strecke bis hierher durchführte.
So fahre ich über Villaverde und La Oliva wieder zurück. Der Anstieg reicht nicht ganz für das G2 Intervall, so dass ich wieder gegen die Bremse fahren muss.
Dann biege ich wieder ab auf de FV-207 in Richtung Tefia. Auf den langen geraden habe ich schönen Rückenwind, aber statt Tempo aufzunehmen und zu „segeln“ habe ich Mühe mit den Bremsen die Wattzahl im richtigen Bereich zu halten. Wie konnte ich nur vergessen diesen verdammten Akku aufzuladen?
Auf dem Streckenabschnitt zwischen Tefia und Antigua bieten sich ganz nette Ausblicke auf die Ebene
In Antigua gibt es natürlich auch eine Palmenallee zur Begrüßung und sogar mal ein farbiges Zeichen von Vegetation.
Im Gegensatz zu gestern dauert der restlich Abschnitt zurück ins Hotel etwas länger, da ich mit 34-11 gegen die Bremse fahre statt mit 50-13 im Wind zu segeln. Aber im Prinzip passt es ganz gut, so komme ich ziemlich genau nach sechs Stunden wieder zurück. D.h. für die kommenden Einheiten kann ich ruhig planen den Norden zu erkunden, die Insel ist, in Fahrradstunden gerechnet, auch nicht so viel größer als Lanzarote.
Ohne großes Kettenblatt auf über der Hälfte der Strecke war es teils etwas anstrengend mit der Bremse den richtigen Trainingsbereich zu regeln, die Belastung an sich war aber recht locker. So langsam schwindet die Winterdepression, die bei mir immer mitte November anfängt und bis mitte Januar andauert. Vielleicht sollte ich diese acht Wochen immer auf den Kanaren in der Sonne verbringen. Ein paar Inseln zum Erkunden hat das Achipel ja noch…