Heute stand also der CP Test auf dem Programm. Den hätte ich laut Trainingsplan eigentlich schon am Nikolaustag fahren sollen, aber da hat es gerade geschneit und war wirklich kalt. Deshalb haben wir das ins Trainingslager verschoben.
Von Schnee ist hier auf Fuerteventura natürlich keine Spur, von Sonne und brüllender Hitze aber auch nicht. Es ist erstmal bewölkt und durch den permanenten heftigen Wind schon fast etwas kühl (um 17° C).
Der Plan ist es zunächst nach Norden bzw. Nordwesten zu fahren. In Richtung Betancuria sind auf der Karte Schlangenlinien aufgezeichnet, das lässt auf Serpentinen und einen ordentlichen Anstieg hoffen. Vielleicht finde ich in die Richtung auch den passenden langen Anstieg für den CP-Test.
Ich habe zwar eine Karte dabei, aber beim Rennradtraining fummelt man ja nicht ständig das Ding aus dem Trikot, und für den Garmin 810 habe ich keine vernünftige Karte von den Kanaren. Die Navigation muss also aus dem Kopf funktionieren.
Bis Juan Gopar klappt das auch sehr gut, auch das EB Intervall zum Aufwärmen kann ich gut fahren. Dann verliere ih aber etwas die Richtung, so dass ich die 20 Minuten „all out“ in wechselndem Gelände mit wechselndem Wind fahre.
Gerade als ich den Test starten will kommen zwei Radfahrer von hinten näher, sie sind fast schon an meinem Hinterrad und ich kann ihre Unterhaltung hören. Kurz bevor die beiden mich erreicht haben starte ich die 20 min und haue rein was geht, so dass die zwei bestimmt gedacht haben ich fahre ihnen absichtlich davon. Anyway, ich bin ja nicht hier um Bekanntschaften zu machen, sondern um zu trainieren.
Da ich bei „all out“ natürlich nicht sonderlich auf die Straßenschilder und die Navigation achte, treibt es mich schon wieder in Richtung Süden, also entgegengesetzt zu meinem ursprünglichen Ziel, auf La Lajita zu. Daher drehe ich nach den 20 Minuten um und fahre wieder in Richtung Norden. Das wird mit teils heftigem Gegenwind bestraft, so dass ich meine G1 Entspannungsphase mit lächerlich geringem Tempo fahre.
Die Strecke führt nach Tuineje. Wellig mit jetzt böigem Gegen-/Seitenwind. Ringsum die übliche wüste Landschaft, allerdings eine Nuance anders als im Süden. Beeindruckt bin ich immer wieder von den steinigen Weiden für die Ziegen.
Die Asphaltqualität ist meist ok, manche Abschnitte sind allerdings sehr grobkörnig eher so Schotter in Asphalt eingelegt. Vor allem bergrunter nicht so angenehm. Aber die Länge dieser Abschnitte ist überschaubar.
In Tuineje biege ich ab in Richtung Westen. So komme ich doch noch über Pajara auf die Straße nach Betancuria. Bis hier hin hatte ich zwei der drei G2 Intervalle aus dem Trainingsplan absolviert, das dritte und letzte für heute kann ich jetzt schön auf diesem Anstieg fahren.
Die Straße erweist sich als recht schön, der Anstieg ist eher moderat, allerdings je nach Richtung mit heftigem Gegenwind garniert, so dass ich immer mal wieder im kleinsten Gang fahren muss um einigermaßen im G2 Bereich zu bleiben.
Der Anstieg ist doch länger als er zunächst aussieht, so langsam gibt es sogar eine ganz interessante Aussicht. Wenn auch es auch durch die fehlende Vegetation immer noch sehr karg wirkt.
Schließlich bin ich am höchsten Punkt angelangt. Ich drehe zwei Runden über den Aussichtsplatz, wo die Atlashörnchen die Touristen als Futterquelle ausgemacht haben. Very cute!
Dann geht es in die Abfahrt hinunter bis La Vega de Rio Palmas. Durch den teils heftigen Wind ist die nicht so entspannend wie erhofft, ich bin jetzt aber auch gerade etwas platt. Wie gut, dass ich alle Intervalle schon hinter mir hab und die restlichen zwei Stunden nur noch G1 rollen muss. Hoffentlich gibt die Strecke das auch her, denn ich befinde mich ja im gebirgigen Westen der Insel, da muss man immer hoffen dass die Straße durch ein Tal wieder hinausführt, sonst heißt es klettern…
Endlich erreiche ich Betancuria. Ich hätte jetzt tierisch Bock eine Pause zu machen, ein paar Tapas zu essen und mir das Dorf anzuschauen. Aber mein Trainingsplan sagt was anderes. So mache meine Fotos im Vorbeifahren und nehme noch ein Gel.
Das brauche ich auch, denn natürlich führt die Straße nicht durch ein Tal aus dem Gebirge heraus, sondern die Straße schraubt sich mit ordentlich Steigung auf einen Bergkamm hinauf. So kommt noch ein weiteres, etwas intensiveres „Intervall“ hinzu.
Macht aber auch Spaß, den etwas ätzenden Gegenwind dabei wollte ich ja haben. Die Aussicht zurück auf den Talkessel in dem der Ort liegt ist auch ganz nett. Oben gibt es einen Aussichtsplatz von dem nochmal eine richtig steile Straße hinauf auf einen Aussichtspunkt führt. Das ist vielleicht ein ganz interessantes Ziel für eine weitere Fahrt. Mal sehen wie ich das mit dem Plan in Einklang bringe.
Die folgende Abfahrt ist sehr windig, so dass ich recht verhalten hinunter fahre. Nach meinen Berechnungen müsste ich jetzt eigentlich für den Rest der Strecke zurück zum Hotel brauchbaren Rückenwind haben. Aber so richtig von hinten kommt er nicht, mehr von der Seite, so dass man ziemlich arbeiten muss um das Rad in der Spur zu halten. Denn jetzt nimmt auch der Verkehr etwas zu, so dass ich nicht wild in der Mitte der Straße herumkurven kann.
Es geht nun auf anderer Strecke über Antigua wieder zurück nach Tuineje. So langsam gehen mir etwas die Körner aus. Aber noch geht’s. Leider geht es nochmal berghoch, aber nicht sehr lange. In Tuineje fahre ich diesmal auf die FV-20 in Richtung Gran Tarajal.
Während ich an der letzten Steigung doch schon ziemlich platt war und noch ein Gel genommen habe, habe ich mich jetzt wieder erholt. So kann ich nochmal mit Spaß dem schräg einfallenden Wind trotzen und das windunterstützte gute Tempo genießen.
Der letzte Anstieg zum Hotel zeigt mir dann allerdings, dass ich für heute wirklich genug habe. Mein Kopf ruft nur noch „Recovery Drink und Käsebrote“.