Nachdem ich gestern komplett ausgefallen bin und den ganzen Tag mit Fieber im Bett vor mich hin gedöst habe werde ich wohl auch heute keine Bäume ausreißen. So ignoriere ich den Trainingsplan und beschließe einen einzigen Anstieg zu fahren. Ok, der ist immerhin 54 Kilometer lang, aber dafür nicht ganz so steil, und bis zur Seilbahnstation geht es zwischendurch auch etwas bergab.
Ich fahre mit dem Auto bis La Laguna zum Kilometer Null der TF-24. So kann ich, wenn es mir schlecht gehen sollte einfach zurück den Berg runter rollen. Plan ist aber natürlich bis zur Seilbahnstation zu kommen und von dort zurück zum Hotel zu fahren. Wahrscheinlich werde ich so auch auf einen Energieumsatz von knapp über 3000 Kj kommen, aber wenn nicht ist es auch egal. Hautpsache die Beine haben ein bisschen was zu tun und mein Magen hält durch.
Obwohl ich bewusst etwas später gestartet bin (natürlich wollte ich auch erst mal rausfinden ob ich überhaupt fahren kann), ist es schon am Startort recht kalt. So um 14° C. Auch der Verkehr ist ziemlich stark. Bis La Esperanza wird das wohl so bleiben, denn am Startort ist auch der Nordflughafen und der verursacht bestimmt einiges an Verkehr.
Es geht schon ganz ordentlich berghoch, gleich von Beginn an. Die Steigung schwankt zwischen 6 und 9%. Ich fühle mich schon noch etwas schlapp, finde es aber erstaunlich, dass ich überhaupt schon wieder fahren kann, vor allem berghoch.
Zwischendurch flacht es auch nochmal etwas ab, aber nicht für lange. Nach ca. fünf, sechs Kilometern ist La Esperanza erreicht. Der Ort ist erstaunlich lange, und ich bin froh, dass ich ihn von Ost nach West durchquere, nach Norden oder Süden geht es nämlich nur extrem steil bergrunter bzw. berghoch.
Erstaunt bin ich auch etwas über die Temperatur. Die liegt nur noch knapp über 10° C. Irgendwie nervt mich das ein bisschen, dass es hier immer so saukalt ist, und das wird ja jetzt im Anstieg nicht besser.
Nun führt die Straße durch Wald. Etwas dichter als auf der Vilaflor Seite. Auch deutlich feuchter. Das macht sich vor allem auch durch ein etwas klitschiges Nadel-Erde-Gemisch auf der Straße bemerkbar. In der Auffahrt ist das nicht von Bedeutung, für die Abfahrt sehr wohl. Und ich muss ja morgen wieder zum Auto zurück, also hier runter fahren.
Ich kurbele vor mich hin bergauf, die Kilometer fließen etwas zäh, aber eigentlich geht es mit den Beinen, der Magen hält noch Ruhe. Da sehe ich meine Berfürchtungen hinsichtlich des Straßenbelags für die Abfahrt bestätigt. In kurzer Aufeinanderfolge sehe ich einen Mountainbiker auf die Straße knallen und eine Mountainbikerin fast stürzen, irgendwie bringt sie ihr schlingerndes MTB aber noch zum Stehen. Zum Glück ist beim Sturz wohl nichts passiert.
Mittlerweile ist es deutlich unter 10° C kalt, dabei bin ich kaum über 1000 Meter hoch. Ich verstehe das nicht, wenn am Großglockner gutes Wetter ist, dann ist es da total angenehm warm. Ich habe mich im Mai schon auf 2500 Metern Höhe am Hochtor gesonnt. Hier ist es einfach nur saukalt. Zwar fahre ich berghoch aber ich friere trotzdem.
Aber ich kann auch immer mal wieder die Landschaft genießen. Durch diesen Wald zu fahren ist eigentlich ganz schön. Und bald gibt es auch immer mal wieder einen Blick in Richtung Küste und Meer, sofern die Wolken das zulassen.
Ich bin jetzt so ca. 1400 Meter hoch und 17 Km von den 54 km sind geschafft. Besonders schnell bin ich nicht unterwegs. Es fällt mir schwer gezielt G2 zu fahren, die Leistung liegt meist irgendwie zwischen dem G1 und G2 Bereich, trainingstechnisch eher sinnlos. Ärgert mich irgendwie, obwohl mir von vorneherein klar war, dass ich heute nicht wirklich trainieren kann, ich wollte nur nicht einfach noch einen Tag im Bett rumlungern.
Kalt ist es, mittlerweile ca. 6° C. Ist das nicht die Temperatur die ich gerade am neuen Kühlschrank eingestellt habe? Ich meckere so ein bisschen vor mich hin, dadurch vergeht die Zeit eigentlich ganz gut. Mal wird es etwas steiler, dann lässt die Steigung wieder nach und man kann sich erholen. Man könnte auch sagen der Anstieg ist unrhythmisch. Eigentlich mag ich das, da ich aber heute nix drauf habe kann ich in den flacheren Passagen weder Tempo aufnehmen noch entspannen.
Die 1800 Meter Marke ist erreicht, die Beine funktionieren noch, aber nicht so schön wie vorgestern am ersten Anstieg. Die Wolken hängen jetzt dicht am Berg, die Temperatur ist unter 5° C gesunken. Aber jetzt kann ich nur noch 200 bis 300 Höhenmeter vom zunächst mal höchsten Punkt entfernt sein. Aber erst werde ich mal mit einer kleinen Zwischenabfahrt bestraft, die Hände mögen das gar nicht.
Dann geht es aus den Wolken heraus, und es bieten sich einige geologisch interessante Anblicke und auch erste Aussichten auf die Spitze des Teide über der Wolkendecke. Sieht eigentlich ziemlich cool aus.
Die Straße wird schlechter, ich fahre jetzt auf die Sternwarte zu. Leider kann man nicht ganz bis dort oben hin fahren weil es gesperrt ist. Aber heute wäre mir das eh zu anstrengend, ich bleibe schön auf der TF-24 und hoffe, das ich bald das Ende erreicht habe und auf die TF-21 abbiegen kann.
Das dauert dann auch gar nicht mehr so lange. Nachdem ich knapp 2300 Meter hoch war und es wieder etwas bergab geht, treffe ich auf die TF-21 und fahre weiter in Richtung Seilbahnstation. Noch ca. elf, zwölf Kilometer.
Eigentlich nicht mehr so viel, ich merke aber, dass ich heute wenig drauf habe. Die Zeit wird wohl bei dreieinhalb Stunden oder so stehenbleiben, dafür, dass es doch einige flachere oder gar abschüssige Passagen gab bis jetzt nicht so toll. Außerdem ist mir immer noch kalt, obwohl ich jetzt die Jacke anhabe. Naja, die paar Kilometer schaffe ich auch noch.
Das Teide Plateau ist eine interessante Vulkanlandschaft in der man die Spuren mehrerer Ausbrüche beobachten kann. Ich kenne die Strecke vom Ruhetag, aber es gibt doch noch mehr bergauf zu fahren als ich mir wünschen würde. Es gibt etwas Gegenwind und ich fahre meist nur G1, aber letztlich sind auch die letzten Kilometer „gefressen“ und die 200 Meter Schlussanstieg zur Seilbahnstation als Schlusspunkt bewältigt. Jetzt erst mal einen Cafe con Leche und etwas aufwärmen.
Ein Stück Erdbeerkuchen gönne ich mir auch noch. Wegen des Magens habe ich nur eine Flasche KH-Getränk aufgebraucht und die Riegel nicht angerührt, habe auch noch keinen Appetit. Der Kuchen geht aber super, letztlich braucht der Körper die Kohlenhydrate ja schon. Der Cafe schmeckt nix, aber das wusste ich ja schon vom letzten mal. Ich trinke trotzdem noch einen.
Dann geht es zurück zunächst weiter über das Plateau. Die Temperatur ist hier etwas besser als im Anstieg, sie liegt sogar knapp über 10° C. Jetzt bin ich aber recht schlapp. Müsste jetzt normal sofort ins Bett. Aber noch geht es erstmal ein ganzes Stück berghoch. Ab dem Abzweig zur TF-38 wird es anstrengend. Ich muss mich etwas quälen, versuche aber trotzdem die schönen Ausblicke zu genießen. Dann muss ich aber den Berg doch mal kurz anbrüllen.
Aber auch die paar Kilometerchen sind irgendwann zu Ende und ab jetzt geht es nur noch bergab. Diesmal im Hellen 🙂
Bis Vilaflor ist die Strecke ja schön zu fahren. Die Temperatur geht einigermaßen. In Vilaflor entscheide ich mich für die schlechtere aber kürzere Strecke. Es rumpelt ein bisschen bei der Abfahrt, aber das die Straßen hier oft schlecht sind habe ich mittlerweile ganz gut akzeptiert. Mit der Temperatur gelingt mir das noch nicht so recht. Die Finger kriegen’s mal wieder ab, aber lange Handschuhe im Anstieg nervt und außer Jacke, Fotoapparat, Handy und Geldbörse ist nun mal für nichts mehr Platz mehr im Trikot.
Ab Arona wird die Strecke etwas besser und es gibt schöne Serpentinen zu fahren. Ich überhole noch zwei Autos, und freue mich als ich endlich auf die TF-28 treffe. Ab hier wird der Belag richtig gut und die Temperatur steigt merklich.
So kann ich heute zwar nicht die geplanten Trainingsinhalte umsetzen, aber wenigstens war das gestern nur ein kurzes Krankheitsintermezzo, vielleicht habe ich vorgestern was schlechtes gegessen, das ist hier ziemlich einfach. Heute abend gehe ich wieder in mein „Stammlokal“ keine Sensation aber immerhin bin ich davon bis jetzt nicht krank geworden.