Der erste richtige Trainingstag ist, wie meist bei den Trainingslagern, nur mit vier Stunden geplant. Es geht darum sich etwas einzurollen, dem Körper zu signalisieren, dass die Erholungswoche vorbei ist, und dass es jetzt zwei Wochen etwas heftiger wird.
Zu diesem Zweck wäre ein Anstieg auf den Teide wahrscheinlich etwas zuviel des Guten. Andererseits bietet Teneriffa außer der TF-28, die im Süden so auf halber Höhe des Berghangs verläuft, kaum Möglichkeiten zum Dosieren oder gar flach fahren.
So versuche ich erst mal den Weg von der Costa del Silencio bis Los Christianos zu finden, denn dort ist der Start der TF-28.
Warum die Costa del Silencio so heißt wie sie heißt erschließt sich mir nicht. Auch hier ist viel Verkehr, es ist sogar recht windig, und die Strecke ist zunächst so schlecht, dass das Fahrrad klappert wie verrückt (nicht zuletzt wegen der klappbaren Auflieger), so dass auch das alles andere als leise oder gar lautlos ist.
Nach einer knappen halben Stunde habe ich aber Los Christianos erreicht und ich lande direkt am Fuße des Anstiegs zum Teide, bzw. des Einstiegs in die TF-28.
D.h. natürlich auch auch, dass es bis La Camella erst mal solide bergauf geht. Dort bleibe ich dann allerdings auf der 28 und biege nicht auf die 51 in Richtung Teide ab, auch wenn es ganz schön zuckt.
Dumm nur, dass ich vergessen habe die Sonnencreme aufzutragen, am ersten Tag vielleicht nicht so optimal. Ich darf also auf keinen Fall länger fahren als geplant, sonst hole ich mir gleich zu Anfang einen Sonnenbrand, dass wäre ziemlich dämlich…
Die TF-28 ist so wie ich sie in Erinnerung hatte. Mal flach, mal geht es ordentlich bergauf, mal entsprechend abwärts, aber nie lange, die Höhe ist immer ungefähr gleich. Dabei ist die Straße teils recht kurvig, da die ganzen Baranchas, also die Furchen die sich im Berghang nach unten ziehen, immer ausgefahren werden (es gibt also keine Brücken, die die Straße begradigen).
Nach ein paar Kilometern treffe ich auf den Abzweig auf die TF-563. Jetzt kann ich dem inneren Drang bergauf zu fahren nicht mehr widerstehen. Anfangs moderat, später gerne bis 12% steigt die Straße an und führt hinauf bis Vilaflor . Ich komme dabei ganz schön ins schwitzen, dabei ist es gar nicht sonderlich warm, aber die Sonne scheint, ungehindert von Wolken, und anstrengend ist‘s halt schon.
In Vilaflor nehme ich den letzten 12% Anstieg und biege dann aber auf die TF-21 ab in Richtung Granadilla, also wieder bergab. Ich hätte zwar gut Lust gehabt bis zum Teide durchzuziehen, dann wäre die erste Einheit aber deutlich zu lange geworden.
So kann ich die wirklich sensationell schöne Abfahrt auf der TF-21 genießen. Kurvig, aber nur wenige echte Serpentinen, Gegenwind, so dass man auch in der Abfahrt oft noch mindestens G1 treten kann, schöne Landschaft und – im Gegensatz zum Indoortraining – frische Luft 🙂 In Granadilla biege ich dann wieder ab in Richtung Los Christianos.
Durch den Rückenwind bin ich aber etwas zu flott und so schnell in La Camella, dass ich beschließe nochmal ein Stück bergauf zu fahren bis Arona. Das fällt mir dann gar nicht mehr so leicht. Ich hatte ja eine leichte Erkältung mitgeschleppt nach Teneriffa, so drehe ich in Arona auch tatsächlich um.
Dabei treffe ich zwei Mädels mit Rennrädern, die mit einer Landkarte etwas orientierungslos am Straßenrand stehen. Ich halte kurz an und es stellt sich heraus, dass sie, genau wie ich, den ersten Trainingstag haben, und eine Strecke suchen die nicht so lange bergauf geht.
Ich versuche es positiv zu formulieren, aber auf dieser Insel kann man dem Teide als Rennradfahrer nicht so richtig entgehen, es sei denn man fährt auf der Autobahn oder auf der TF-28 immer hin und her. Ich glaube die beiden haben sich für heute erst mal für letzteres entschieden…
Nach der Abfahrt hinunter nach Los Christianos, bei der ich mich zweimal ganz schön verschätze (aber ohne folgen) geht es auf der TF-66 und der TF-653 zurück in Richtung Hotel, dabei kann ich nochmal ein paar steile Höhenmeter sammeln.
Letztlich lande ich ziemlich genau bei vier Stunden. Alles perfekt. Ein schöner Start, noch zwei nette Bekanntschaften gemacht, und die Erkältung scheint nicht hinderlich zu werden. Nur ans draußen fahren muss ich mich noch etwas gewöhnen. Gerade in der Abfahrt muss man halt doch etwas konzentrierter fahren als indoor, und die blöde Stelle vor Los Christianos wo die Abfahrt von der Autobahnauffahrt mit Vorfahrt gekreuzt wird, sollte ich mir gut einprägen, denn ohne den rücksichtsvollen Autofahrer hätte ich mir schon am ersten Tag das Rad demolieren können.
Anyway, jetzt kann ich erst mal mit Katrin etwas das Meer und die Sonne genießen, die begleitet mich nämlich in der ersten Woche.
Morgen kommt dann ein harter Tag mit CP-Test über 20 und 4 Minuten.
Ludger 2. März 2017
Hallo Guido, ich wünsche Dir viel Spaß beim Training und viel Erfolg bei der Umsetzung Deines Trainingsplans. Ich finde nicht nur die Beschreibung der Touren sehr interessant sondern auch die Details Deiner Trainingsinhalte, gerne auch mehr davon.
Guido 3. März 2017
Hallo Ludger, vielen Dank. Meine Trainingsvorgaben für die Trainingslager sind meist recht vage gefasst. So bekomme ich hauptsächlich ungefähr einen Energieumsatz genannt und grobe Vorgaben bezüglich G2 Zeiten oder Höhenmeter sammeln. Diesmal ist es sogar noch offener, was einerseits dem Gelände auf Teneriffa geschuldet ist, andererseits der Zielsetzung. So habe ich eigentlich nur ungefähre Zeitvorgaben und Angaben zur Höhenmetersammelei 🙂
Christian 5. März 2017
Hallo Guido, lädst du deine Touren irgendwo, z.B. Strava, hoch? Bin auch grad in Teneriffa am rumkurven. Da ich noch nie auf Teneriffa war, fällt es mir schwer, geeignete Touren zu finden. Was ich bis jetzt weiss, ist dass mit flach fahren nix ist 😉
Guido 13. März 2017
Hallo Christian, sorry, dass ich so lange für meine Antwort gebraucht habe. Aber du hast sicher schon festgestellt, dass es im Prinzip immer zum Teide rauf und wieder runter geht. Von daher macht es wahrscheinlich nicht soviel Sinn irgendwelche Runden zu empfehlen.
Allerdings kann ich dir gerne gpx Files von meinen Touren zur verfügung stellen. Die TF-12 im Anaga Gebirge ist auf jeden Fall eine Reise wert, ebenso finde ich, dass Masca auf jeden Fall einen Abstecher wert ist. Die TF-436 ist teils aber SEHR steil, das muss man mögen.
Flach fahren geht über einen längeren Zeitraum nicht, einige Einheimische fahren bei Santa Cruz auf der TF-11 hin und her oder im Norden auf der TF-42. Im Norden habe ich auch einige Fahrer die gesamte Strecke bis Puerto Cruz fahren sehen, ein Teil davon ist allerdings Autobahn, würde ich nicht empfehlen.
Im Südhang des Teide Massivs läuft noch die TF-28, hier kann man ein welliges und kurviges Profil fahren, allerdings teils auf recht ruppigem Belag.
Ich hoffe mein Kommentar erreicht dich nicht zu spät, noch viel Spaß auf Teneriffa, ich muss jetzt leider wieder auf den Indoortrainer wechseln 😉