Nach zwei Wochen mit dem Rennrad auf Teneriffa hat sich bestätigt was sich bei der Recherche im Vorfeld schon abgezeichnet hat. Die Insel eignet sich eigentlich nicht um gezielt Trainingsinhalte umzusetzen.
Das liegt vor allem an der Topografie. Es gibt keine flachen Strecken. Die einzige Straße auf der man etwas die Leistung dosieren kann ist die TF-28 im Süden der Insel die dort halbhoch im Berg verläuft. Allerdings geht es auch hier ständig bergauf oder bergab.
Außerdem sind die Straßen oft so schlecht, dass es bergab schwierig ist die Leistung zu halten, es sei denn man geht sehr viel Risiko ein, denn immer lauern Schlaglöcher oder aufgelöster Asphalt, natürlich auch in Kurven.
Die Autobahn, auf der man noch etwas flachere Strecke haben könnte ist hier definitiv nicht für’s Training geeignet. Auf Teneriffa herrscht sehr viel Verkehr und so wäre es sehr risikoreich die Autobahn als Trainingsstrecke einzuplanen.
Will man die Autobahn komplett vermeiden ergeben sich auch keine guten Möglichkeiten für Runden, selbst wenn man Berge fahren will. So fährt man am besten hin und zurück.
Wer einen alpinen Anstieg im Winter fahren möchte, oder wer sehr sehr steile Strecken, teils über 20% fahren will, der ist auf der Insel gut aufgehoben. Auch ist hier theoretisch ein Höhentraining möglich, wer allerdings „sleep high“ praktizieren möchte wird kaum Chancen haben, da das einzige Hotel in der Höhe angeblich im Winter von Radprofis komplett belegt wird. Ich habe immer mal wieder im Hotel Parador gecheckt, es gab nie freie Zimmer.
Auf den Teide gibt es im Prinzip vier große Auffahrten, mit kleineren Varianten. Alle sind mit 40 bis 50 Kilometer vom Startpunkt fast auf Meereshöhe bis zur Seilbahnstation auf ca. 2300 Metern recht lang. Egal wo man auf der Insel Quartier genommen hat, es ist oft sinnvoll mit dem Auto zum Startpunkt zu fahren wenn man verschiedene Auffahrten kennenlernen möchte.
Die Strecken auf den Teide sind nicht so steil, meist um 8 oder 9%, oft mit flacheren Abschnitten zwischendrin. Auf dem Teide Plateau „Canadas del Teide“ gibt es längere Flachpassagen aber auch ordentliche Anstiege.
Will man es steiler kann man im äußersten Nordwesten durch das Teno Gebirge fahren. Hier gibt es Steigungen gerne um 15% oder auch etwas mehr. Allerdings sind die Anstiege nicht so lang wie die Strecken hinauf zum Teide. Will man es richtig steil, fährt man die kleinen Nebenstraßen am Teide, da hat man immer wieder extrem steile Abschnitte mit über 20% Steigung, z.B. von Santa Ursala bis La Esperanza.
Das Wetter auf Teneriffa sollte man nicht unterschätzen. Im Winter ist es schon so, dass es auf den Kanaren nicht selten bewölkt ist und es auch immer mal wieder regnet. Während das auf Lanzarote oder Fuerteventura das Training nicht großartig beeinflusst, ist es auf Teneriffa durch den fast 3800 Meter hohen Teide so, dass es bei schlechtem Wetter in den höheren Lagen, vor allem auf der Nordseite und im Osten sehr sehr ungemütlich wird.
D.h. z.B. die Auffahrt über die TF-24 oder die Strecken im Anaga Gebirge sollte man bei schlechtem Wetter meiden, Temperaturen unter 5° C und sogar Hagel ist dort möglich. Außerdem sind die Strecken bei schlechtem Wetter manchmal glitschig, so dass die Abfahrten nicht ungefährlich sind.
Wind spielt auf Teneriffa übrigens keine große Rolle, da man meist davor geschützt ist, es ist also nicht so, dass man seine Streckenwahl an der Windrichtung ausrichten müsste wie in Fuerteventura oder auch in Lanzarote.
Die Abfahrten vom Teide sind meist sehr schön, allerdings werden sie an vielen Stellen durch die schlechte Qualität des Straßenbelags getrübt. Am besten schien mir die TF-21 in Schuss zu sein, besonders auf der Südseite ist die Abfahrt bis Granadilla sehr schön.
Als Position für das Basislager bietet sich auf jeden Fall der Süden bzw. Südwesten an. In Los Christianos oder am Playa de las Americas. Von hier hat man guten Zugriff auf die TF-28 und das Wetter ist hier schlicht am besten. Man hat deutlich weniger Regen als im Norden. Allerdings habe ich hier kein schönes Resort mit ordentlichem Fitnessstudio (das auch dann geöffnet hat wenn man es braucht!) und WLAN auf dem Zimmer gefunden.
Es ist zwar alles zugebaut mit Hotelbunkern und alles sehr touristisch ausgerichtet, aber das Angebot richtet sich eher an den Strandtouristen, rumlungern und essen ist hier vielfältig möglich, abends dann viel Pseudo-Party-BummBumm-Musik, viele Bars und Restaurants, aber nicht unbedingt schön.
Dafür ist das Preisniveau in den Restaurants angenehm niedrig. Mit etwas suchen findet man bestimmt was passendes.