Nachdem ich mich letztes Wochenende etwas geärgert habe, dass ich so vorsichtig war, und ich außerdem keine halben Pässe mag konnte ich das ganze nicht als schönen Saisonabschluss empfinden. Mickrige 40 Kilometer und 1200 Höhenmeter? Nee!
So habe ich mir für heute, trotz null Rennradkilometern die Woche über, nochmal das Penser Joch vorgenommen. Um sicherzugehen, dass ich die Südseite bei jedem Wetter fahren kann mache ich Station in Bozen.
Da ich mich etwas über das Hotel geärgert habe und morgens erst mal rumdiskutieren muss, sitze ich erst um neun Uhr auf dem Rad. Ich frage einen Tankwart nach der Richtung zum Penser Joch, und in feinstem italienisch erklärt er mir wortreich den Weg. Meiner Meinung nach völlig falsch, denn so komme ich erst mal auf den Ritten, ein weiterer Anstieg der von Bozen aus zu fahren ist. Da der bei qaeldich.de als eher mittelschwer beschrieben ist, mit maximal 960 Höhenmetern, beschließe ich den eben zum Aufwärmen zu fahren.
Direkt von meinem Hotel aus beginnt die Auffahrt, und führt zunächst in Serpentinen durch Weinberge. Das Wetter ist gut, zwar bewölkt, bzw. neblig aber nicht kalt, so um die 10° C sind’s wohl. Der Anstieg ist durchaus nicht ohne, so um acht, neun Prozent.
Zwischendurch bieten sich tolle Ausblicke ins Tal, zurück nach Bozen und in die Weinberge. Ich bin immer noch ein bisschen ärgerlich über das Hotel, und so halte ich viel zu arg drauf. Zunächst macht sich das aber nicht bemerkbar.
Nach einigen Kilometern ist die Ortschaft Ritten erreicht. Da es aber immer weiter berghoch geht, fahre ich natürlich auch weiter. Ich hatte irgendwie was zwischen zehn und fünfzehn Kilometern Länge in Erinnerung, aber weder nach zehn noch nach fünfzehn Kilometern gibt es eine Passhöhe oder was Markantes.
Als der Ort Klobenstein erreicht ist, scheint es auf dieser Straße mit der Steigung zu Ende zu sein, allerdings kann man links zur Bergstation der Rittnerhorn Seilbahn weiterfahren. Wie ein Marienkäfer, der immer nach oben läuft, fahre ich weiter der Steigung folgend. Schließlich heißt das Blog ja auch steil berghoch. Und steil wird es dann wirklich. Mittlerweile ist die Strecke deutlich länger wie der Jaufenpass und insgesamt sicher schwerer zu fahren. Steigungen von 13% und mehr über längere Abschnitte würde ich schon in die Kategorie schwer einordnen.
Hier oben nimmt der Verkehr immer mehr ab, und schließlich ist die Bergstation der Bahn erreicht. Allerdings geht ein etwas schmalerer aber geteerter Weg weiter nach oben. So fahre ich weiter, und hoffe vielleicht bis auf das Rittnerhorn fahren zu können. Der Weg ist recht steil, und erinnert mich von der Ausführung etwas an den Weg auf den Gipfel des Feldbergs. Gedacht ist der wohl eher für Wanderer, als für Fahrzeuge.
Immer noch mit der Marienkäfertechnik fahre ich weiter, bis dann ein Abzweig zum Rittnerhorn kommt. Allerdings, ist der ungeteert und eher für Mountainbikes zu fahren. Da ich noch einige Kilometer vor mir habe, lasse ich das und fahre weiter bis zum höchsten geteerten Punkt. Leider kein markanter Ort, kein Passschild nichts, ich stehe vor einem Bergbauernhof. Na gut. ein Foto gibt’s trotzdem, denn mit 1430 Höhenmeter auf 21 Kilometern, ist das wohl ein ordentlicher alpiner Anstieg. Mit „den nehm‘ ich zum Einfahr’n“ war es wohl nichts…
Ich mache mich zurück auf die Abfahrt, und da ich nicht recht weiß, wo die Abzweigungen hinführen, und ob ich von dort irgendwie ins Sarntal und Richtung Penser Joch komme fahre ich wieder zurück bis hinunter zum Hotel, wobei sich einige sehr schöne Aussichten bieten.
Ich fahre gleich weiter durch die Altstadt, die wirklich voll ist, und wühle mich mit meinem Fahrrad durch das Gedränge und den Verkehr, um dann endlich Richtung Sarntal abzubiegen.
Durch die Höhenmeter, die ich jetzt schon in den Beinen habe, habe ich ordentlich Respekt vor dem kommenden 50 Kilometer Anstieg.
Und von Bozen aus geht es auch gleich recht steil berghoch. Das Tal bietet aber von Beginn an spektakuläre Ausblicke, nur unterbrochen von vielen Tunnel mit unterschiedlicher Ausleuchtung und Fahrbahnqualität. Ich empfinde schon diesen ersten Teil als recht anstrengend, die Fahrt macht allerdings Spaß, denn das Tal ist schon spektakulär. Auch die vielen Tunnel sind gut zu fahren. Rücklicht braucht man natürlich schon.
Der vorletzte etwas längere Tunnel ist für Radfahrer verboten, aber man kann ihn auf der alten Trasse umfahren.
Wieder zurück auf der Autostraße wird der Belag wieder deutlich besser, und jetzt geht es eine recht steile Stufe nach oben, dann wird es aber erst mal recht flach. Da ich beide Trinkflaschen schon fast leer habe, und noch über 35 Kilometer zu fahren sind bis zur Passhöhe, halte ich an einer Tankstelle an und fülle eine Flasche auf. Die Pause dauert nur eine Minute. Ich überlege kurz ob es nicht klüger wäre eine etwas längere Pause einzulegen, denn schließlich werden heute deutlich über hundert Kilometer zusammenkommen, aber eigentlich will ich den Südanstieg natürlich auch in einem durch fahren. Also fahre ich weiter und hoffe mich auf dem flacheren Stück etwas zu erholen.
Dieser flache Teil ist überraschend lang. Es dauert etliche Kilometer, und noch immer bin ich nicht in Pens, das quasi am Fuß des Schlussanstiegs liegt. Zwar steigt die Straße schon an, aber man fährt im Tal, und dieses Tal hat einen ganz anderen Charakter wie das untere Sarntal. Ich merke schon, dass mir die Strecke bis fast zum Rittnerhorn doch in den Knochen steckt. Mal sehen wie es jetzt die letzten Kilometer hoch zur Passhöhe geht, denn jetzt wird es wieder ordentlich steil. Auch im flacheren Teil gibt es immer wieder „Stufen“, die zwar nie sehr lang, aber recht steil sind.
Es bieten sich auch tolle Aussichten auf die umliegenden Berge, die, je näher am Schlussanstieg desto mehr über die Schneefallgrenze hinausragen.
Die Passhöhe liegt weit „um die Ecke“, so dass mir zunächst nicht mal klar ist, in welcher Richtung sie liegt. Aber ich muss hinter Pens ja nur der Straße folgen, dann wird sie schon kommen. Das zieht sich allerdings doch sehr, denn jetzt sind es ziemlich konstant über 10% Steigung und meine Beine funktionieren nicht so richtig gut. Irgendwann ist dann tatsächlich der Punkt erreicht, wo ich für ein, zwei Minuten stehen bleibe und mein letztes Energiegel zu mir nehme. Danach steigt die getretene Leistung gleich wieder etwas. Aber ich muss ganz schön kämpfen.
Dann kann ich ungefähr erahnen, wo die Passhöhe ist. Ich hatte ja letztes Wochenende schon mal einen Blick hinunter auf diese Seite des Penser Jochs geworfen, und so sind es letztlich nur noch zwei Kehren, aber mit sehr langen steilen Abschnitten dazwischen, so dass es trotzdem noch fünf Kilometer sind. Noch einmal bleibe ich für eine Minute stehen. Der Ausblick ist spektakulär, auch wenn die Landschaft hier recht karg ist.
Nach der letzten Kehre sind es noch immer zweieinhalb bis drei Kilometer, aber man kann die Passhöhe jetzt sehen.
Trotzdem muss ich anderthalb Kilometer vor dem Ziel nochmal eine Minute stehen bleiben. Aber schließlich ist das Ziel erreicht. Trotz der kurzen Pausen (während denen die Zeit natürlich weiterläuft) fahre ich mit knapp 3:13 eigentlich noch eine brauchbare mittlere Zeit. Natürlich gibt es das obligatorische Passschildfoto, und dann geht’s ins Gasthaus.
Auch wenn ich nicht so platt bin wie beim Saisonabschluss letztes Jahr, oder gar beim Ötztaler, so habe ich die Fahrt doch als sehr anstrengend empfunden. Dies drückt sich auch darin aus, dass ich mir zwei Hauptgerichte und einen Kaiserschmarrn gönne, und recht lange im Gasthaus bleibe. Jetzt kommt ja auch nur noch eine fünfzig Kilometer Abfahrt und dann reichts für heute.
Auf der Abfahrt komme ich nicht so richtig auf Tempo, die anderen Laufräder machen sich wohl doch bemerkbar. Denn obwohl sie aerodynamisch besser sind als meine R-SYS, die ich dieses Jahr in den Bergen immer verwendet habe, macht sich das deutlich weichere Hinterrad irgendwie bemerkbar. Vielleicht fehlt mir dadurch auch etwas das Vertrauen, so dass ich früher bremse, ich weiß es nicht so genau.
Die Abfahrt macht schon Spaß, obwohl ich eigentlich nicht auf so sehr lange Abfahrten stehe, weil die sehr anstrengend werden können. Man muss allerdings sehr auf den Fahrbahnbelag achten, der an manchen Stellen, vor allem im oberen Bereich, doch recht übel ist.
Da nach Pens wiederum der lange nicht ganz so steile bis flache Abschnitt kommt, gibt es auch trotz Abfahrt ordentlich was zu treten, so dass mir nicht kalt wird. Das Wetter wird besser je später es wird, und je weiter ich nach unten komme.
Als ich schließlich wieder das untere Sarntal erreiche bieten sich wirklich spektakuläre Bilder. Die Abendsonne scheint golden in diese fantastische alpine Landschaft. Und hier wurde auf jede unerreichbare Felszinne noch irgendein burgähnliches Gebilde gebaut. Einfach nur geil!
Zurück in Bozen, finde ich das gleiche Gewühl an Menschen und Autos vor wie beim Beginn des Aufstiegs. Ein Stück muss ich durch die Arkaden schieben, und kann dann noch ein paar Kilometer zum Hotel radeln.
So ist sieht ein würdiger Saisonabschluss aus. Gut 140 Kilometer, über 3200 Höhenmeter, das klingt doch nicht so schäbig wie die Zahlen vom letzten Wochenende…