Im Ziel war ich stolz und glücklich die Platinrunde gefinished zu haben. Mit etwas Abstand bin ich aber doch ein bisschen enttäuscht, dass ich die 12 Stundenmarke verfehlt habe. Die 11:30 h waren sehr ambitioniert, aber die 12 hätte ich knacken müssen. Nach dem Einbruch am Lukmanier habe ich nicht mehr um die Zeit gekämpft, sondern wollte nur durchkommen.
Es war auf jeden Fall interessant die ersten zwei Pässe unter den Top 50 zu fahren, und letzlich bin ich noch im vorderen Drittel aller Finisher gelandet. Aber mit dem gleichen Kampfgeist wie beim Ötzi hätte ich die 12 sicher geschafft. Bei den Verpflegungsstationen auf dem Oberalp und Susten habe ich mir ohne Not viel (zuviel) Zeit gelassen, am Susten habe ich mir zuwenig zugetraut, hier hätte ich spätestens nach der Hälfte der Strecke anziehen müssen.
So bin ich recht entspannt im Ziel angekommen, ich hätte in dem Moment auch noch weiterfahren können. Beim Ötzi hätte ich keinen Meter mehr weiterfahren können. D.h. dort habe ich meine Kräfte genau richtig verschossen, beim Alpenbrevet war ich nach dem Einburch am Lukmanier zu vorsichtig, weil ich befürchtete eventuell nicht durchzukommen.
Der Unterschied zu Trondheim – Oslo war eklatant, das ist dagegen ein Spaziergang. Ob nun der Ötzi härter ist oder die Platinrunde des Alpenbrevet vermag ich dagegen nicht so recht zu sagen. Für die Platinrunde hatten gut 470 gemeldet, gefinished haben 319, d.h. ab Airolo sieht man nicht mehr so viele Fahrer wie beim Ötzi, es hat aber immer gereicht um in den Abfahrten jemanden zu finden mit dem man zusammenarbeiten konnte, so dass es die Anstiege sind, die hier den Unterschied machen. Deutlich mehr Höhenmeter und die längere Strecke sprechen für den Alpenbrevet. Die höheren Steigungsprozente im ersten und im letzten Pass sprechen für den Ötztaler.
Beim Ötzi, wie auch beim Alpenbrevet habe ich am dritten Pass gelitten, meine Renneinteilung bietet also offensichtlich Potential für Optimierungen. Wobei ich beim Alpenbrevet ziemlich genau weiß wo der „Fehler“ lag. Allerdings hat es wie gesagt Spaß gemacht die ersten zwei Pässe unter den Top 50 zu fahren.
Insgesamt bin ich also, wie eingangs erwähnt, etwas hin- und hergerissen zwischen Freude über das Finishen eines so anspruchsvollen Radmarathons und über die Bewältigung von über 7000 Höhenmetern an einem Tag einerseits, und Enttäuschung über das Verfehlen der 12 Stundenmarke andererseits.
Vielleicht liegt es auch am „Regenerationsblues“ unter dem ich gerade etwas leide. Ich ärgere mich, dass ich mir keinen Startplatz für den Ötzi organisiert habe, aber ich bin davon ausgegangen, dass ich nach der Platinrunde mindestens drei Wochen für die Regeneration brauche, stattdessen fühle ich mich als hätte die „Saison“ gerade erst angefangen. Aber die interessanten Events muss man mit viel Vorlauf organisieren, und irgendein 2500 Höhenmeter Marathon tut es nicht um den Regenerationsblues zu vertreiben.
Eine in Erwägung gezogene Teilnahme an der Sternfahrt zum Ötzi in der kommenden Woche musste ich aus beruflichen Gründen bleiben lassen, so bleibt mir nur der Lahnradweg…
Was zum Alpenbrevet noch erwähnenswert wäre, die Organisation war gut. Die Beschilderung war ausreichend, die Verplfegungsstationen waren an den richtigen Stellen positioniert, die Startnummernausgabe usw. das lief alles prima. (mehr zur Verpflegung im vorigen Post)
Dass man das Massenlager ab Donnerstag reservieren konnte, aber erst ab Freitag mit der Startnummernausgabe der Zugang ermöglicht wird, ist natürlich verbesserungswürdig, vielleicht hätte es ja eine Möglichkeit für den Zugang gegeben, aber die Touristinfo wusste von nichts, und letztlich habe ich ja ein Hotel gefunden, so dass es mir egal war und ich nicht mehr nachgehakt habe.
Das so eine Riesenstrecke, und das auch noch in drei Varianten nicht abzusperren ist, ist klar. Wenn man das tun würde, würde man die komplette Schweiz dem Verkehrsinfarkt nahe bringen. So hat man schon an manchen Stellen recht viel Auto und Motorradverkehr. Zwischendurch hat es etwas nervt, war aber letztlich war es nie ein großes Problem. In der Schöllenenschlucht von Andermatt hinunter nach Wassen ist es allerdings extrem und kann richtig viel Zeit kosten.
Was ich auch, vorsichtig formuliert, etwas schade fand, die Bilder, die während des Rennens von alphafoto gemacht wurden sind mit 10,50 EUR deutlich teurer wie sonst üblich, und vor allem gibt es keine „Flatrate“, d.h. man konnte nicht wie bei anderen Anbietern üblich für ca. 25,- EUR alle Bilder auf denen man drauf ist kaufen.
Ich habe also für die 7 Bilder auf denen ich zu sehen war tatsächlich 73,50 EUR bezahlen müssen. Als Download und zur privaten Nutzung wohlgemerkt. Eine Anfrage von mir bezüglich eines etwas günstigeren Gesamtpreises und zur Nutzung blieb schlicht unbeantwortet. Ganz schwach, ich hoffe mal, dass die Organisatoren des Alpenbrevet das nächste mal vielleicht auf einen Anbieter mit etwas realistischeren Preisen wechseln. Die fotografische Qualität der Bilder fand ich teils super, vor allem das Bild von der Abfahrt vom Grimselpass hinunter nach Gletsch, bei diesem herrlichen Wetter finde ich spektakulär.
Würde ich den Alpenbrevet nochmal fahren? Sicher. Die Strecke ist genauso machbar wie der Ötzi, wenn es einem zuviel wird kann man auf die Gold- oder Silberstrecke abbiegen, die Landschaft ist schön, die Organisation ist gut. Das es nicht soviel drumherum gibt wie beim Ötzi war mir durchaus sympathisch, wenn dieser auch organisatorisch eine Klasse für sich ist.
Aber abgesehen vom Organisatorischen, in meinem Kopf assoziiere ich im Moment zwei Begriffe mit dem Alpenbrevet:
„Brot und Schokolade“ und „unfinished business“
Anonymous 26. August 2011
… dann würde ich sagen: im nächsten Jahr wieder Ötzi! Ist auch nur noch ziemlich genau 1 Jahr hin! Dein Supporter-Team trägt sich den Termin gern schon mal ein!
Lieben Gruß, Maj-Britt