Der este Blick morgens aus dem Fenster bestätigt nur die Wettervorhersage. Es regnet! Allerdings gießt es nicht in strömen, sondern es regnet einfach nur. Also mache ich mich um viertel nach sieben zum Frühstück, das etwas enttäuschend ist, und sitze um acht auf dem Fahrrad.
Die Regenjacke ziehe ich gleich an, die Beinlinge und die Helmmütze auch. Außerdem mache ich noch ein Schutzblech übers Hinterrad. Zusammen mit den Überschuhen bin ich so eigentlich ganz gut vor dem Regen geschützt.
Vom Hotel aus geht es erst mal steil bergab und kurz über die Bundesstraße 171, bevor ich wieder nach Imst einbiegen kann, und wenigstens ein paar hundert Meter flache Strecke zum warm fahren habe. Aber dann wird es gleich steil. Noch im Ort, gibt erst mal irgendwas zwischen 13 und 15 Prozent. Und als ich die recht große Kirche mit dem auffällig hohen Turm (86m) passiere, und links zum Hahntennjoch abbiege, wird es wieder so steil, teils 15%. Überprüfen kann ich das nicht, da die Neigungsanzeige vom Garmin total spinnt und alles mögliche anzeigt von 3% bis minus 4%. Aber bergab geht es hier definitiv nicht!
Der Regen geht, nachdem ich dieses Jahr irgendwie wenig Lust hatte bei Regen Fahrrad zu fahren, fühle ich mich heute wie frisch nach der GB-Tour, wohl meine regenfesteste Zeit überhaut…
Die Regenjacke führt allerdings dazu, dass es doch ordentlich warm wird. Allerdings geht auch das noch einigermaßen.
Nach der ersten Rampe kommen zwei Serpentinen, dann verlässt man erst Imst. Die Steigung ist jetzt nicht mehr ganz so steil, aber immer noch im zweistelligen Bereich. Eigentlich bleibt das auch die meiste Zeit so. Es geht durch Wald und der Regen ist immer noch erträglich, nimmt zwischendurch sogar etwas ab. Die einzigen Fahrzeuge, die mich überholen sind Autos mit Anhänger mit Schildern drauf „lebende Tiere“. Ich mache mir keinen Reim darauf.
Nach einem Weiderost an dem mich zwei Kühe interessiert anstarren muss ich eine umgefallene Sperre umfahren. Ich gehe mal davon aus, dass die nichts zu bedeuten hat, sonst würde sie ja stehen und nicht liegen.
Allerdings mache ich mir etwas Gedanken wegen der Murenabgänge, die hier häufig stattfinden bei schlechtem Wetter. Auf den Schildern steht allerdings „Murengefahr bei Gewitter“. Es ist ja kein Gewitter, sondern es regnet einfach. Also fahre ich weiter. Und kurz später kommt auch die erste automatische Schranke, die bei Gefahr von Murenabgängen automatisch schließt. Die Ampel ist aus, also alles ok.
Weiter führt die Straße durch den Wald, der Regen wird heftiger. Die Temperatur liegt bei angenehmen 15°, das Hahntennjoch ist noch nicht mal 2000 Meter hoch, wegen Schnee mache ich mir keine Sorgen. Eher die beständig steile Steigung fesselt meine Gedanken, aber ich fühle mich gut, alles gut machbar.
Dann geht es raus aus dem Wald, bzw. ist schlicht die Baumgrenze überschritten. Eine spektakuläre Bergwelt tut sich auf. Der Regen hat gerade wieder stark nachgelassen, so dass ich die auch genießen kann. Die Straße führt jetzt recht gerade am Hang entlang. Steil ist sie immer noch.
Was mir besonders gefällt, und was ich so noch bei keiner anderen Passstraße gesehen habe, ist die Tatsache, dass es direkt von der Straße im 88° Winkel hunderte von Metern in die Tiefe geht. Total geil, richtig Berge halt.
Die Berge ringsum, und die Hangseite der Straße sind geprägt von grauem, kargen Fels. Durchzogen ist das ganz von riesigen Muren.
Kurzer Knick in der Straße, dann geht es weiter recht gerade am Hang entlang. Die Chancen auf Erholung sind gering, meist ist es ordentlich steil im zweistelligen Prozentbereich. Aber Erholung brauche ich auch keine, ich fahre zwar nicht sonderlich schnell, irgendwie habe ich keine Lust dazu, aber die Form ist ok, ich genieße halt die Berglandschaft.
Dann wird es mal etwas flacher, und es bieten sich interessante Ausblicke zurück ins Tal. Die Steigung zieht aber auch jetzt immer wieder ordentlich an. Jetzt kommen die Abschnitte wo die Gefahr von Murenabgängen groß ist. Aber trotz Regen, der jetzt wieder etwas zugenommen hat, ist das Wetter ruhig, der Gegenwind ist nicht besonders stark, und von Gewitter ist weit und breit keine Spur.
Die Straße sieht flach aus, oft ist sie es aber nicht so wirklich, auch wenn es sogar mal ein Stück gibt wo es ganz leicht bergab geht. Nach ein paar Serpentinen geht es dann nochmal recht gerade nach oben, bis mich der Almabtrieb stoppt. Ich muss kurz am Rand stehenbleiben um die Tierchen vorbeizulassen. Wie sich herausstellt genau 200 Meter vor der Passhöhe. Na die Zeit war mir heute eh egal.
Ich mache mein Foto am Schild und stürze mich dann gleich in die Abfahrt. Hier oben gibt es eh nichts zum einkehren, und ich habe ja auch gerade erst gefrühstückt.
Diese Seite des Hahntennjoch mit Start in Imst würde ich zwar nicht wie Geser in seinem Buch als mittelschwer bezeichnen, aber trotz der steilen Stücke lässt sie sich gut fahren, vor allem weil sie mit ca. 14 Kilometern auch nicht so lang ist.
Jetzt in der Abfahrt nach Elmen sehe ich bestätigt, was einige über diese Seite des Hahntennjoch geschrieben haben, nämlich, dass es eine abwechslungsreiche, schöne Abfahrt ist, die einfach geil zu fahren ist. Dem kann ich nur zustimmen. Blöd nur, dass es zunächst noch etwas regnet und die Straße nass ist. Hinzu kommen jede Menge Kuhfladen, die sich im Regen zu einer klitschigen Masse auflösen.
So kann ich nur erahnen wieviel Spaß die Abfahrt im Trockenen machen würde. Aber auch so kann ich sie genießen. Nach unten hin hört der Regen irgendwann ganz auf. Zwar ist die Straße noch nass, aber die Sonne schaut schon durch die Wolken hindurch. Ich beschließe nur wenige Fotostopps zu machen und die Strecke bei der Auffahrt fotographisch zu „dokumentieren“.
So erreiche ich, nach Durchfahrung von zwei Tunnels und zwei Lawinengallerien, recht schnell die letzte Rampe hinunter zum Startpunkt, der Kreuzung zur Bundesstraße. Hier halte ich kurz und beschließe gleich wieder hinauf zu fahren. Hunger habe ich keinen, noch keine halbe Trinkflaschen habe ich verbraucht, und wenn jetzt das Wetter gerade gut wird will ich das doch nutzen.
Ich mache noch ein Foto und einen kleinen Film von der ersten Rampe für die diese Seite des Hahntennjoch berühmt ist, und nehme dann genau diese in Angriff. Dabei fahre ich an einem Schild vorbei, auf dem steht dass der Pass wegen Almabtrieb bis 12 Uhr gesperrt ist. Jetzt verstehe ich warum so extrem wenig Verkehr war bis jetzt.
Die Rampe erweist sich als gut machbar. Letztlich hat die auch nur 13% (mit kleinen Spitzen nach oben), die Gletscherstraße in Sölden hat diese 13% praktisch über fast 13 Kilometer, und hier ist es nach ca. 800 Metern oder weniger vorbei.
Auch danach geht es teils noch recht steil nach oben. Wieder muss ich durch die Gallerien und Tunnels, diesmal allerdings mit Rücklicht, denn berghoch ist man ja recht langsam und die Durchfahrt dauert entsprechend lange.
Wenn man dann den Ort Bschlabs erreicht hat entspannt sich die Steigung erst mal, und es geht eine ganze Weile mit moderater bis geringer Steigung voran, sogar eine kleine Abfahrt gibt es, dann geht es aber nach einer Kehre wieder ordentlich bergauf
Obwohl ich außer dem Frühstück noch nichts zu mir genommen habe bin ich immer noch fit und die Strecke ist zwar anstrengend, aber mehr auch nicht. So klettere ich, bis die Straße etwas abflacht und es links hoch nach Imst geht. Hier steigt die Straße wieder heftiger an.
Mittlerweile scheint richtig die Sonne, und die Straße trocknet schon ab. Als ich das nächste Foto schießen will, meckert die Kamera „Speicherkarte voll“. Mist. Es geht gerade mit zweistelligen Prozentzahlen bergauf und ich habe die langen, dicken Gore Handschuhe an. Keine Chance jetzt während der Fahrt irgendwelchen alten Kram von der Karte zu löschen. Also bleibt der obere Teil dieser Seite des Hahntennjoch fotographisch undokumentiert. Ich ärgere mich sehr, natülich mache ich die Kamera für das Malheur verantwortlich…
Der obere Teil ist anstrengend, macht aber Spaß, und so komme ich ein zweites Mal für heute auf der Passhöhe des Hahntennjoch an. Wieder gibt es ein Foto am Schild (jetzt kann ich ja in Ruhe was von der Karte löschen), dann fahre ich gleich wieder in die Abfahrt.
Im oberen Teil ist die Straße schon am abtrocknen, so dass man nicht ganz so langsam fahren muss. Aber die Spuren des Almabtriebs sorgen auch hier für potentielle Gefahr. Weiter unten liegt die Strecke dann erst mal komplett im Schatten. Hier ist die Straße noch richtig nass, so dass mittlerweile auch meine Füße ordentlich durchnässt sind.
Schließlich laufe ich auf den Almabtrieb auf, und tuckere ein paar Minuten hinterher, bis sich eine Gelegenheit zum Überholen bietet. Ein interessantes Schauspiel. Ob die Tiere wissen, dass es jetzt ins Winterquartier geht?
In Imst angekommen muss ich nochmal eine richtig Rampe hoch um mein Hotel zu erreichen, dumm wenn man sich auf das Buchungstool des Touristoffice verlässt und dann außerhalb der Stadt am Berg landet.
Ich überlege kurz in Imst was zu Mittag zu essen, beschließe dann aber das im Hotel Restaurant zu tun. Leider muss ich dann feststellen, dass das nur Abends aufhat. So esse ich was noch im Hotelzimmer rumliegt (Reiswaffeln, Bananen, Cashewkerne), gehe unter die Dusche und mache einen Powernap (oder besser, lege mich kurz auf’s Bett und schlafe für eine halbe Stunde ein).
Dann schmeiße ich mein Fahrrad ins Auto und mache mich mit frischen Fahrradklamotten auf ins Ötztal. Denn mittlerweile scheint die Sonne und der Himmel ist einigermaßen blau. Da ab Nachmittag bis in die nächste Woche rein das Wetter richtig schlecht werden soll, will ich die Chance nutzen, die sich durch meine frühe Rückkehr vom Hahntennjoch ergibt.
Die Strecke bis Sölden zieht sich. Als der Verkehr zum Erliegen kommt vermute ich einen Unfall und versuche einen Schleichweg um das Ganze zu umgehen. Allerdings war es nur der Almabtrieb, und die Tierchen werden prompt auf meinen Schleichweg umgeleitet, so dass letztlich die anderen fahren und ich stehe. Mittlerweile kommen die Wolken, aber was soll ich machen. So beobachte ich die teils geschmückten Kühe, und die Tiere beobachten mich.
Endlich in Sölden nehme ich den ersten Parkplatz, so dass ich mich bis zum Beginn der Gletscherstraße noch etwas warmfahren kann. Die Sonne ist mittlerweile weg, aber noch ist es trocken. Ich entscheide mich für kurzes Trikot und Hose. Beinlinge, Helmmütze und die leichte Windjacke nehme ich mit. Ich muss halt vor dem Schnee wieder unten sein.
Bei meiner kurzen Mittagspause im Hotel musste ich feststellen, dass der Garmin 800 nicht wasserdicht ist. So ließen sich die Daten nicht auf den Computer ziehen, und das Display zeigte seltsame Sachen an. Jetzt scheint er aber wieder zu funkionieren. Zum Glück ist ja der SRM PC7 auch immer dabei.
Ich fahre zunächst bis zum Start der Zeitmessung. 1:15 h will ich auf jeden Fall fahren, vielleicht geht ja was in Richtung 1:10 h, obwohl das unwahrscheinlich ist, schließlich habe ich ja die beiden Seiten des Hahntennjoch schon in den Beinen. Nachdem das Ticket abgestempelt ist geht’s los.
Beim ersten mal bin ich vor der ersten Rampe vor Ehrfucht erstarrt. Da wollte ich nur mal reinfahren um zu gucken wie weit ich komme. Jetzt fahre ich einfach rein, und schaue ob ich die Chance habe trotz der konstant steilen Steigung die Leistung irgendwie in der Nähe der anaeroben Schwelle zu halten.
Interessanterweise geht das. Bei 13, 14 Prozent nutzt zwar auch die 34-32 Bergübersetzung nicht hundertprozentig was, aber ich regele auch etwas über die Trittfrequenz, so dass ich nur wenig über der Schwelle liege, und an manchen stellen scheint die Steigung etwas unter die 13% zu fallen, so dass ich hier bei einer 70er Trittfrequenz mit ca. 280 Watt hinkomme. Naja, mal schauen wie lang das gut geht.
Ich habe zwar den Fotoapparat dabei, beschließe aber auf’s Fotografieren zu verzichten, da das in der steilen Steigung sehr aus dem Rhythmus bringt. Ich will lieber eine gute Zeit fahren. Die ersten Kilometer gehen erstaunlich gut. Weder psychologisch noch körperlich muss ich mich bis jetzt quälen. Es ist sehr anstrengend, aber eben keine Quälerei.
Sa fahre ich die recht konstant steigende Gletscherstraße, die Straße ist trocken, es regnet nicht und die Sonne vermisse ich nicht, die Temperatur liegt so um 14°, sehr angenehm. Jetzt komme ich an der Stelle vorbei, wo ich beim ersten mal schon ganz schön fertig war. Ich bin überrascht wie gut es noch geht. An einer der wenigen Kehren versuche ich doch ein Foto zu machen, als der Apparat auch beim dritten Versuch nicht aus der Trikottasche zu fummeln ist, lasse ich es.
Am Straßenrand stehen Kilometerschilder, ich bin erstaunt wie weit ich schon bin. Dann kommt Kehre 4 und man nähert sich der Mautstation. Aber wie beim letzten Mal auch lasse ich mich täuschen und nach der Kurve geht es erst nochmal weiter steil berghoch. Ist mir aber egal, denn die 13 Kilometer muss ich eh fahren, ob nun vor oder nach der Mautstation. Dann ist die Mautstation erreicht, ich mache sogar etwas Tempo die kleine Ramper herunter und springe über die künstliche Bodenwelle. Bis jetzt läuft es wirklich gut.
Jetzt kommt aber der heftigste Abschnitt. Ich nehme nochmal ein Energiegel. Denn schließlich habe ich kaum was zu Mittag gegessen. Die nächsten Kilometer sind hart, aber auch hier kann ich tatsächlich so um die Schwelle herum fahren. Naja etwas darüber und mit Trittfrequenzen um 65 oder gar noch etwas niedriger, aber immer fühlt es sich kontrolliert an. Nicht verzweifelt auf dem letzten Loch pfeifend.
Ich passiere die Stelle, an der ich schon zweimal mein Fahrrad, bzw. meine Klamotten in den Graben werfen wollte. Erstaunlicherweise ist es auch nicht so kalt wie ich erwartet hatte. Noch immer zeigt die Temperaturanzeige um 13°.
Der Wind kommt an diesem langen Stück zum Glück ganz leicht von hinten. Als dann endlich die ersehnte Kehre (5) erreicht ist, gibt es leichten Gegenwind, aber kaum der Rede wert. Ich fühle mich immer noch relativ gut. Hier kommen jetzt nochmal zwei heftige Stücke mit gut 14%, aber die Beine funktionieren gut. So souverän bin ich hier noch nicht hochgefahren. Es ist zwar sehr anstrengend, aber noch quäle ich mich nicht.
Dann flacht die Straße etwas ab auf ca. 10%. Hier fällt es mir interessanterweise schwerer im Bereich der 270 Watt zu bleiben. Ich versuche nicht nachzulassen. Noch knapp zwei Kilometer. Eine Zeit um 1:10 ist nicht drin, aber die 1:15 könnte ich schon ungefähr schaffen.
Dann der letzte Kilometer. Jetzt muss ich und will ich mich auch quälen, denn jetzt heißt es die Leistung, die immer wieder mal auf knapp 250 Watt abrutscht zu halten. Mann kann das Gletscherstadion schon sehen, aber jetzt kommt nochmal ein richtig steiles Stück. Ich versuche draufzuhalten. Und auch am letzten 14% Stück kurz vor der Einfahrt versuche ich nicht nachzulassen, dann der Sprint zum Zeitmessungsgerät.
Bis ich die verdammte Karte aus dem Trikot genestelt habe vergehen locker 20 Sekunden. Aber egal, das Problem haben ja alle. Nachdem die Karte abgestempelt ist fahre ich noch ein paar Runden aus, und dabei fällt mir auf, dass es hier ziemlich dicht aussieht. Wird wohl wieder nix mit Mittagessen.
Schließlich gibt es aber doch noch ein Stück Kuchen und einen Cappucino. Immerhin. Allerdings habe ich keine Lust lange zu sitzen, sondern will eigentlich gleich weiter zum Tiefenbachferner. Bis jetzt kam ich nie dazu wenn ich hier oben war. Ganz motiviert gehe ich nach draußen. Doch da hat es schon angefangen zu regnen. Das prognostizierte Wetter ist also angekommen.
Ich bin froh, dass ich trocken hier hoch gekommen bin. Ein Unwetterdesaster brauche ich nun wirklich nicht. So lasse ich das mit dem Tiefenbachferner. Und erneut kann ich nicht durch den Rosi Mittermeier Tunnel fahren.
Bis ich die Abfahrtsklamotten anhabe und auf dem Rad sitze wird der Regen heftiger. Ein bisschen schade ist es schon, dass ich nicht im Trockenen diese steile Abfahrt fahren kann. Mit dem neuen Fahrrad hatte ich noch nicht einmal Glück beim Abfahren, so dass ich nicht rausfinden kann wie schnell ich denn damit überhaupt fahren könnte.
In der dünnen Windjacke, die nur wenig Wasser abhält wird es schnell kühl. Auf die Überschuhe hatte ich verzichtet, weil sie mir den unteren Teil der rechten Wade aufgescheuert haben heute morgen, so sind die Füße nach einem Kilomter klatschnass.
Macht mir aber gar nicht soviel aus. Es ist immer noch bedeutend wärmer wie am Stilfser Joch vor drei Wochen. Kurz vor Kehre 5 peitscht mir der Wind ziemlich entgegen, und der Regen geht in feinen Graupel über, aber als ich mich der Mautstation nähere regnet es wieder normal. Allerdings schüttet es jetzt eher. Aber die Hälfte habe ich ja ungefähr hinter mir.
Da die Straße breit und steil ist, und man dadurch einfach sensationell beschleunigt komme ich wenigstens noch ein bisschen auf Geschwindigkeit. Nur die Bremsen mögen nun mal keinen Regen, so dass man die Kurven doch recht früh anbremsen muss. Es wird Zeit, dass es endlich alle Rennräder mit Scheibenbremsen gibt! Aber das wird noch dauern.
Schließlich erreiche ich wieder Sölden und mein Auto. Zum Glück muss ich nicht per Rad nach Imst, denn ich bin natürlich komplett durchnässt. Aber im Auto kein Problem. Auch wenn es eine gute Stunde dauert bis ich im Hotel bin und endlich unter die warme Dusche kann.
Das war ein wirklich guter Tag heute. Trotz der vielen Regenkilometer. So konnte ich beide Seiten des Hahntennjoch fahren und die Ötztaler Gletscherstraße in 1:15 h, was doch ganz ok ist. Leider ist mein Garmin dabei draufgegangen. Der ist leider nicht wasserdicht und zeigt jetzt nur noch bunte Vierecke wenn man ihn einschaltet. Der 705 hat sogar wochenlangen irischen Regen durchgestanden, der 800 ist da also eindeutig ein Rückschritt.
Das kann mir aber die Freude an der Leistung auf der Gletscherstraße nicht trüben. Zwar habe ich meine Zeit nur um vier Minuten verbessert, aber dabei habe ich mich gefühlt wie auf einem „normalen“ steilen Anstieg (und dabei meine durchschnittlich getretene Leistung auf 270 Watt verbessert). Das Monsterhafte war nicht mehr vorhanden. Viel wichtige als die Leistungsdiagnostik ist mir dies als Bestätigung dafür, dass ich mich dieses Jahr verbessert habe.