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Ultracycling und Alpenpaesse

Der Fluß und die Sitzposition

Das nächste größere Ziel aus unserer Sicht ist erst hinter Missouri – nämlich Mississippi. Hier gibt es wieder einen Checkpoint  mit time out. Wir müssen am Mississippi River spätestens nach 192 Stunden eintreffen.  Bis dahin sind es noch ca. 420 Km. Guido hatte das zu Anfang des Rennens,  mit seinen Problemen,  nur sehr schwer für möglich gehalten, das irgendwie hin zu bekommen, da wir am 2 Tag des RAAM doch deutlich weniger Km auf der Uhr hatten als geplant. Aber in den letzten Tagen hat Guido jeden Tag ein paar Meter mehr gemacht. Nur wenig  nach der Pause legt Guido los wie die Feuerwehr. Der Wiegetritt ist zurück, dank täglich mehrfacher physiologischer Behandlung. Aber dass er gefehlt hat, merkt er nun leider an anderer Stelle. Es dauert jeweils lange bis er eine Sitzposition gefunden hat, aber wenn es dann mal läuft, kann er ordentliches Tempo fahren.

In die Nacht hinein hilft leichter Rückenwind und so hat unser Held die knapp 105 Km nach Weaubleau in Missouri in nicht ganz 4 Stunden absolviert. Er fühlt sich gut und möchte daher nach dem Essen und der Behandlung nur netto 2 Stunden schlafen. Wir bereiten alles vor, inklusive Schichtwechsel. Wir starten kurz vor 4.00 in den Tag. Die erste Etappe des neuen Tages geht über ca. 80 Km nach Camdenton. Um halb Acht sind wir da und Guido erhält erst mal ein kleines Frühstück.  Aber es geht schnell weiter Richtung Jefferson.  Eine Etappe, die wieder eine neue Crew im Followcar betreut. Wir müssen darauf achten, dass wir immer ausgeruhte Leute im  Followcar haben, aber auch uns fällt das inzwischen immer schwerer. In Camdenton hat zumindest die Crew, die den Schichtdienst beendet hat nach Tagen die Gelegenheit zu duschen.

Nachdem man in der Tankstelle nach einer Duschgelegenheit gefragt hatte, erhielten wir den Tipp zur YMCA zu fahren. Nur 2 Km entfernt konnten 5 der 8 Crew-Mitglieder mal wieder richtig duschen. Wir hoffen, die andern Jungs haben bald auch mal die Gelegenheit. Aber es sind nur noch 4 ½ Tage bis Annapolis, das sollte doch gehen! Unser Racer ist inzwischen mit leichtem Rückenwind Richtung Nordost – nach Jefferson unterwegs hat echte Probleme mit der Sitzfläche. Wir hoffen, dass uns das nicht noch die Suppe versalzt. Wie Guido diese Schmerzen aushält ist uns nicht klar. Das einzige, was jetzt hilft, ist der Wiegetritt, den wir in den ersten Tagen gar nicht hatten. Bei glühenden Temperaturen, nur wenig unter 40 Grad Celsius und doch schon recht hoher Luftfeuchtigkeit müssen alle Racer kämpfen.  Man kann sich nur wundern, wie leidensfähig diese ganzen Burschen sind. Dadurch, dass wir mit den Supportautos oft vorausfahren und dann auch noch einen Moment an den TS verweilen, kennen wir inzwischen alle Crews und auch die Fahrer der Teams, die direkt vor oder aber auch nach uns sind. Allesamt sehr nette Gesellen, die jeweils einen „crazy man“ unterstützen. Das Miteinander ist extrem freundschaftlich geprägt, man erkundigt sich nach den Wehwehchen, die die Fahrer so haben sowie auch wie man mit den wenigen Stunden Schlaf klarkommt. Man hat das Gefühl in eine RAAM – Family eingetaucht zu sein.

Timestation

Timestation

In Jefferson, das Guido um 18:04 erreicht, wartet eine Überraschung auf die Teams. Hier hat man sich besonders Mühe gemacht. Die TS ist auf einem Parkplatz eines Fahrradladens und man reicht hier Obst, Pizza, Getränke und bietet uns Restrooms und auch Duschen an. Die Chance für den Rest der Crew. Aber da Guido nur eine Kleinigkeit essen möchte und sich nur schnell der Behandlung der medizinischen Abteilung unterzieht, wurde dann doch nichts draus. Aber wir haben wieder sehr nette, Fahrradverrückte getroffen und wieder einmal nette Plauschs mit den andern Teams gehabt. Außer den Italienern, die einen Ü50 Fahrer betreuen nutzt niemand den aufgebauten Pool. Wir starten um 19.15 Richtung Mississippi River. Hier wird die Time-Out Time 15.00 Uhr am 18.06.2014 wieder einige Träume eines RAAM-Finishens zerplatzen lassen. Nach unseren Berechnungen sollten wir zwischen 01.00 und 02.00 Uhr Race-Time dort sein. Das heißt, wenn nun keine Katastrophe, wie auch immer passiert, werden wir ca. 13 Stunden vorher da sein.

Drückt Guido und uns die Daumen! Es wird echt hart für unseren Biker – wir wünschten er könnte fahren ohne sitzen zu müssen!

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11 Kommentare

  1. Michel 18. Juni 2014

    Hallo Guido, Hallo Team,

    als Tom und Jörg mir von diesem Rennen erzählt haben, war ich echt überrascht, wie zäh Menschen sind. Mittlerweile kann ich nur noch meinen größten Respekt bekunden, weil ich Euren Fight mit großem Interesse verfolge.
    Ich bin tief beeindruckt von so viel Wille, Kampf und Ehrgeiz, was sicher aber auch für das ganze Team gilt!
    Ich drücke weiter ganz fest die Daumen und bin mir sicher, daß Ihr das schafft!!! Der Moment des Finish wird mit Sicherheit ein Moment „Money can´t buy“!
    Kämpfen und alles Gute, sowie gute Beine!!!!!!

    LG
    Michel

  2. Maj-Britt 18. Juni 2014

    Natürlich drücken wir die Daumen!!!
    Ihr konntet ja nun ein wenig Kraft tanken! Duschen müsst ihr nicht – wird überbewertet!!! Hauptsache ihr kommt alle gesund ins Ziel – allen voran natürlich GUIDO!!! Ihr schafft das! Ihr seid schon so weit gekommen! Unglaublich was ihr seit über einer Woche leistet!!!!
    Liebe Grüße!

  3. Karsten Rauber 18. Juni 2014

    Der absolute Hammer! Vielen Dank an Guido und die Crew, dass ihr uns an euren Erlebnissen so wunderbar teilhaben lasst. Wie Michel eben schon geschrieben hat, diese Erlebnisse kann man nicht kaufen und das wird für euch alle ein ganz besonderes Ding im Leben bleiben.
    Guido, die letzten km bis zum Ziel schaffst Du auch noch!!! Ich drücke euch allen die Daumen, dass alle denkbaren Katastrophen die nächsten Tage bitte mal einen Bogen um euch machen.

    Sportliche Grüße
    Karsten

  4. Peter 18. Juni 2014

    Noch 1408 km und der Wiegetritt ist zurück!! Das ist doch mal eine gute Nachricht,und gut in der Zeit liegt ihr auch noch!! Wenn nichts unvorhergesehenes dazwischen kommt,sollte es doch eigentlich…..!! Ihr hättet es jedenfalls mehr als verdient!! Selbstverständlich drücken wir die Daumen,aber mehr können wir ja leider nicht für euch tun..Es bleibt jedenfalls spannend!
    Go Guido GO

    LG
    Peter

  5. antje 18. Juni 2014

    Hallo Guido und Crew, danke das ist so faszinierend was ihr leistet. Wir gehen alle davon aus, dass ihr bald am Ziel ankommt. Wir drücken die Daumen ganz fest.
    Go Guido go!

  6. Gundi 18. Juni 2014

    Hallo Guido und Crew,
    folge euch jetzt auf Tractalis und fiebere quasi live mit. Es ist unglaublich, was ihr bis jetzt geleistet habt, Guido fightet Meter um Meter, das ist echt der Wahnsinn. Ich drücke Euch die Daumen – IHR SCHAFFT DAS!!!

    LG
    Gundi

  7. Andrea 18. Juni 2014

    Yes 🙂 liebe Grüße von Malle ! Die noch flux beantragte Internetflat klappt, ich wäre verrückt geworden, wenn ich das Rennen von hier aus nicht hätte weiter verfolgen können !!! Ich bin schon voll süchtig danach 😉

    Lieber Guido, wünsche Dir weiterhin gutes Vorankommen !!!!!

  8. Ute und Roger 18. Juni 2014

    Liebe Crew,
    das waren ja wieder total spannende Live-Berichte! Tausend Dank, dass ihr uns hier zu Hause so intensiv an den Erlebnissen teilhaben lasst….jetzt sind wir sooooo sicher, dass ihr das gemeinsam schafft, ihr habt es wirklich verdient! Da vom linken Oberschenkel nicht mehr die Rede ist, senden wir heute die besten Wünsche für Guidos Hintern :-). Jetzt müsstet ihr „nur“ noch eine Strecke von Gießen nach Nizza vor euch haben- aus europäischer Sicht ein Klacks im Hinblick auf das, was ihr schon geleistet habt! Weiter so, Guido, go, go, go!!! Ute und Roger

  9. Björn Stingl 18. Juni 2014

    Gib alles Guido…unglaublich was du leistest….bin gestern 100km gefahren und hab wunde stellen …gib alles und hol den top-ten platz für Dich und Deutschland

  10. SilkeC 18. Juni 2014

    Klasse!! Schon so weit gekommen und das unter heftigen Bedingungen.
    Andere geben schon auf wenn sie keine Dusche haben 😉
    Lieben Gruß plus Powerwünsche für Guido und die Crew
    Silke
    P.S.: Guido: Einen Extragruß an deine Sitzfläche und dass sich diese ebenso beruhigt und der Schmerz nachlässt wie beim Oberschenkel.

  11. Kirsten 18. Juni 2014

    Vielen Dank an das Team für die vielen Informationen. Das ist Klasse, dass wir trotz Entfernung, Zeitverschiebung … was auch immer, immer auf dem Laufenden sind. Unglaublich was ihr alles leistet.
    Ganz festes Daumen drücken. GO GUIDO GO! Hier ist eine Guidomania ausgebrochen….. Viel Kraft für’s weitere durchhalten und viele liebe Grüße

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