Mittwoch 11.08.2010
Gesamttageskilometer: 157
Gesamtdauer: 5:25 h
Schnitt: 28,9 km/h
Höhenmeter: ca. 1818
Gesamt geleistet: 3270 kJ
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 188 Watt
Durchschnittliche Temperatur: 20° C
Fahrrad: Specialized Roubaix mit Mavic R-Sys SL Laufrädern und SRM Kurbel
kleinste Übersetzung: 34 – 32 = 2,27m
Gewicht: ca. 10,8 kg inkl. Trinkflaschen und Fotoapparat
Systemgewicht inkl. Fahrer (77,4 kg + 2,5 Kleidung) ca. 90,5 kg
Heute ist eine etwas längere Tour von ca. 150 bis 160 Kilometer geplant. Allerdings eher im Grundlagenbereich, also im Verhältnis nicht so viele Höhenmeter wie gestern. Abends werden wir in Südtirol am Fuß des Stilfser Joch übernachten.
Beim Start regnet es, und so ist man schon nach 10 Minuten ordentlich nass. Die neu gekauften Überschuhe sind so wasserdicht, wie der ganze Mist der Radfahrern für teures Geld angedreht wird. Aber egal, die Füße sind zwar nass aber warm. Vom Vordermann bekommt zusätzlich zum Regen von oben auch ordentlich Wasser ins Gesicht, da nützt es auch kaum etwas, wenn man leicht versetzt fährt.
Aber Spaß macht es trotzdem. Da es zunächst bergab aus dem Oetztal rausgeht haben wir ordentlich Tempo drauf, und man muss bei diesem Wetter noch konzentrierter fahren als sonst, denn mit 50, 60km/h bei Nässe am Hinterrad des Vordermanns, das erfordert schon vorausschauendes und diszipliniertes fahren.
Aber irgendwann rollt man sich so ein, dass das alles wie von selbst geht. Es hat sogar etwas meditatives, weil man sich nicht so mit sich selbst beschäftigt wie beim Alleinefahren. Als wir nach 102 Kilometern eine kleine Pause machen, wäre ich am liebsten weitergefahren, weil es gerade so gut rollt, immer so im GA1 Bereich durch den Windschatten der Gruppe. Nur wenn man mal etwas abreißen lässt, muss man richtig blockern um den Anschluss wieder zu finden, denn auch in der Ebene liegt das Tempo immer jenseits der 35 km/h.
Nach ein paar weiteren Kilometern haben wir dann den Fuß des Reschenpasses erreicht, der einzigen richtigen Steigung heute (dachte ich jedenfalls). Der Reschenpass ist nicht sonderlich steil, und ich hatte ihn vom Autofahren auch länger in Erinnerung, aber wir geben schon richtig Feuer, auch wenn jeder sein eigenes Tempo fahren kann. Ich habe mich sehr auf die Strecke gefreut, und vor allem auch auf das Stilfser Joch, das morgen auf dem Programm steht, so dass die Motivation gut ist, und ich ordentliche Wattzahlen trete. Und längst hat es, bis auf sporadische kleine Schauer, aufgehört zu Regnen, so dass wir meist im Trockenen fahren.
Dann geht es runter nach Prad, an den Fuß des Stilfser Jochs. Dort war ursprünglich die Übernachtung geplant, die wurde dann aber nach Trafoi verlegt. Erst jetzt geht mir auf, dass Trafoi ja schon ein ganzes Stück die Passstraße hoch liegt, nämlich fast 11 Kilometer.
Anyway, erst heißt es mal die Abfahrt hinunter nach Prad überstehen. Aufgrund des heftigen Verkehrs gibt einige brenzlige Situationen zu überstehen. Als plötzlich vor mir jemand scharf bremst, steht mein Fahrrad bei deutlich über 50 km/h quer, und ich bin froh, dass ich im Winter über bei Schnee meine Radbeherrschung trainieren konnte, das kommt mir jetzt sehr zu gute, und die Situation bleibt unter Kontrolle.
In Prad angekommen, kommt dann nach gut 145 Kilometern nochmal eine richtige Zehnkilometersteigung hoch nach Trafoi. Es ist zwar anstrengend, und es fängt auch wieder an zu regnen, aber ich liebe diese Strecke, und so kämpfe ich mich noch ganz gut nach oben, mit einem Schnitt von 240 Watt. Allerdings bin ich auch froh dann endlich das Ortschild von Trafoi zu sehen.
Nachdem die Räder verstaut sind, und wir uns etwas frisch gemacht haben, heißt es Zeit totschlagen bis zum Abendessen. Ich nutze die Zeit um das Visitorcenter zu besuchen, und ein bisschen die Landschaft zu genießen.
Im Gegensatz zu mir, scheinen die anderen allerdings die Alpen bei Regen nicht zu mögen. Und so entsteht eine lebhafte Diskussion, ob denn morgen das Stilfser Joch befahren werden soll wie geplant, oder ob wegen des schlechten Wetters die Route geändert wird über Meran und das Timmelsjoch zurück nach Soelden.
Meine Meinung ist ganz klar, ich käme nicht mal im Traum darauf, wegen irgendeinem Wetter einen Pass nicht zu fahren. Aber ich stehe mit meiner Meinung ziemlich allein, und letztlich hat auch die andere Route ihre Reize.
Dadurch, dass wir recht viel Zeit haben, und es nichts anderes zu tun gibt, entstehen lebhafte Gespräche über Pässe, den Ötzi, und ähnliche Themen, und ich versuche möglichst viele Erfahrungsberichte und Meinungen aufzunehmen um von den Erfahrungen der anderen zu profitieren.
Wie immer geht es dann aber recht früh ins Bett.