steilberghoch

Ultracycling und Alpenpaesse

Trainingslager Soelden Tag 2

Gesamttageskilometer: 71
Gesamtdauer: 3:43 h
Schnitt:  19,1 km/h
Höhenmeter: ca. 2515
Gesamt geleistet: 2643kJ
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 227 Watt
Durchschnittliche Temperatur: 23° C

Gletscherstraße:
Söldner Gletscherstraße
Länge: 12,3 Kilometer
Dauer: 1:19:09 h
Schnitt: 9,4 km/h
Höhenmeter: 1277
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 253 Watt

Fahrrad: Specialized Roubaix mit Mavic R-Sys SL Laufrädern und SRM Kurbel
kleinste Übersetzung: 34 – 32 = 2,27m
Gewicht: ca. 10,8 kg inkl. Trinkflaschen und Fotoapparat
Systemgewicht inkl. Fahrer (76,8 kg + 2,5 Kleidung) ca. 90 kg

Heute war es nix mit Kennenlernrunde, sondern es sollte gleich zur Sache gehen. Auf dem Programm stand unter anderem die Gletscherstraße. Und die verursacht mir immer ein flaues Gefühl im Magen…

Doch zunächst ging es weiter ins Oetztal hinein bis Zwieselstein, und statt weiter Richtung Timmelsjoch zu fahren, ging es rechts ins Venter Tal. Da fantastisches Wetter herrschte, konnten wir auf der Fahrt nach Vent, bzw. nach Rofen, dieses spektakuläre Alpental in vollen Zügen genießen.

Obwohl ich immer noch nicht richtig fit bin konnte ich gut mithalten. Jeder konnte sein eigenes Tempo, seinen eigenen Rhythmus fahren, und die Steigungen waren alle im machbaren Bereich. Die gut 850 Höhenmeter sind auf fast 40 Kilometer verteilt, zwischendurch gibt es immer mal wieder eine kleine Abfahrt, so dass mit einem Schnitt von 207 Watt über ca. eine Stunde die Beine gut warmgefahren sind.

Nach einer kurzen Pause am Begleitwagen und einer Banane geht es dann wieder zurück bis Sölden zur Abzweigung Gletscherstraße. Da ich meine Zeit gerne mit der von vor zwei Wochen vergleichen möchte, fahre ich noch weiter runter nach Sölden rein, um mir ein Ticket für die Gletschertrophy zu ziehen. Auch unsere Bergziege in der Gruppe, ein Lizenzfahrer mit 58 Kilo (achtundfünfzig!), zieht sich ein Ticket. Dadurch sind die anderen natürlich schon ein ganzes Stück vorraus, und ich fahre die meiste Zeit allein.

Aber an diesem Monster kämpft sowieso jeder allein. Ich versuche zunächst meine Trittfrequenz bei 75 oder nicht zu weit darunter zu halten. Dafür muss ich so zwischen 290 und 350 Watt leisten. Dass das oben immer weiter abnimmt ist klar, aber die Taktik hatte sich das letzte Mal bewährt. Und bis zur Mautstation geht es erstaunlich gut. Zwischendurch überholt mich der Franz Venier, der etwas später losgefahren ist, und der tritt fast die gleiche Trittfrequenz. Nur fahre ich 34-32 und der Franz 39-27. Aber ein paar aufmunternde Worte gibt’s, das hilft immer.

Als ich die Mautstation erreicht habe, nutze ich die Gelegenheit um ein Gel zu essen und ordentlich zu trinken, denn das Trinken fällt hier einfach aufgrund der Steilheit immer schwer. Nach der Mautstation kommt der schwierigste Teil. Und auch diesmal ist es wirklich eine elende Quälerei bis zur ersten Kehre. Beim allerersten mal wollte ich hier alles in den Graben werfen, und am liebsten das Fahrrad hinterher, beim letzten mal hätte ich fast meine Klamotten in den Graben geworfen, und diesmal hätte ich mich am liebsten selbst in den Graben geworfen.

Die Trittfrequenz sinkt ab bis knapp 60, aber im Gegensatz zum letzten mal schalte ich diesmal beim Wiegetritt immer nochmal einen Gang hoch, auch wenn es wirklich schwer fällt. Auch nach der ersten Serpentine wird es nicht wirklich viel leichter, aber das ist ein psychologisch wichtiger Abschnitt. Irgendwann überhole ich einen aus unserer Gruppe, und raune im zu „noch 3000 Meter“, das soll natürlich Motivation sein, aber ich brauche das vor allem auch selbst als Motivation um durchzuhalten, denn die Höhenmeter von heute morgen machen sich jetzt doch bemerkbar.

Zwei Kilometer vorm Ziel sinkt die Steigung auf ca. 10 Prozent, was sehr erholsam wirkt, aber die letzten 800 Meter sind nochmal richtig hart, irgendwie komme ich gerade so über diese „Bodenwelle“, und kann dann doch diesen schönen Moment der Einfahrt ins Gletscherstadion genießen. 1:19:51 h. Zwar vier Minuten schlechter als vor zwei Wochen, aber trotzdem eine höhere durchschnittliche Leistung getreten, also lag die schlechtere Zeit an den äußeren Bedingungen (Wind, Fahrradgewicht), das heißt ich habe mich sogar etwas verbessert. Für solche Fälle ist ein Wattmeter einfach super. Jedenfalls habe ich das da gedacht, aber in Wirklichkeit hatte ich das mit der Zeit vom Jaufenpass verwechselt und bin vor zwei Wochen nur 1:23 h gefahren, d.h. ich habe mich nochmals um vier Minuten verbessert und nicht verschlechtert!

Mit meiner Zeit brauche ich mich nicht zu verstecken, und es zeigt sich das die Gruppe recht homogen ist, und alle recht nah beieinander liegen. Oben steht diesmal schon das Begleitfahrzeug, und es gibt Kuchen, Bananen, Getränke und warme Klamotten. An diesen Service könnte ich mich gewöhnen.

Nach einer Pause geht es dann hinunter bis zur Kehre 3, und von dort wieder hoch nach Hochsölden. Laut Franz eine Bodenwelle mit etwas mehr als 3,2 Prozent. Soso.

Die Strecke ist zwar nur gut vier Kilometer lang, aber richtig ordentlich zweiprozentig steil und nach 500 Metern habe ich so heftige Krämpfe in den Oberschenkeln, dass ich anhalten muss. Offensichtlich die Nachwirkungen der letzten Woche, denn die Gesamttageshöhenmeter liegen eigentlich noch deutlich unter dem was ich sonst so alleine fahre. Allerdings fahren wir hier in der Gruppe die mittleren Anstiege deutlich schneller und die Gletscherstraße zieht einem jedes Korn aus den Beinen.

Aber nach einer kurzen Pause geht es wieder, und ich kann die spektakulären Ausblicke über das Oetztal genießen. Zum Abschluss der Strecke gibt es in Hochsölden selbst nochmal eine gut 16prozentige Steigung, dann ist aber auch Schluss, und neben Milchcafe gibt es Stretching bei allerherrlichstem Alpenpanorama.

Anschließend geht es nur noch bergab zurück ins Hotel. Ausruhen, essen, den morgigen Tag besprechen, die vergessenen Sachen kaufen, und hoffen, dass sich die Beine für die nächsten zwei Tage schnell wieder erholen.

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