Der letzte Post war wie unschwer zu erkennen aus einer düsteren Stimmung heraus geschrieben. Mein Blog ist immer auch persönliches Tagebuch. Daher lasse ich mich oft bei den Enträgen von meinen Emotionen leiten. Deshalb findet ihr hier Einträge die sich lesen als wäre ich auf einem LSD Trip weil mich der Enthusiasmus überkommt wenn ich durch die Northwesthighlands in Schottland fahre, aber eben auch eher düstere, frustrierte Beiträge wie der von gestern.
Nachdem ich gerade mit Peter darüber gesprochen habe sehe ich schon, dass der Post vor allem für diejenigen die mich beim RAAM so unglaublich unterstützt haben irgendwie unschön ist. Wenn mich jemand anfeuert und mit mir mitfiebert weil ich ein unglaublich großes Ziel erreichen will, ich das Ziel dann erreiche und man mir dafür großen Respekt zollt, dann ist es unfair diese Leistung irgendwie „schlecht zu machen“. Das war aber ja gar nicht die Intention des Eintrags.
Ich bin sehr wohl sehr glücklich, dass ich das härteste Radrennen der Welt gefinished habe und ich bin auch stolz darauf. Was der gestrige Eintrag aber deutlich illustriert ist der Anspruch den ich an mich stelle, und dass ich meine Befriedigung nicht an absoluten Ergebnissen fest mache, sondern an dem Grad in dem ich meine tatsächlich vorhandenen Möglichkeiten ausschöpfe.
So gesehen war für mich der Glocknerkönig 2010, mein erster Wettkampf auf dem Fahrrad, der schönste. (Gut es gab Kaiserschmarrn im Ziel, das hilft natürlich auch 🙂 Das RAAM war mit Abstand das Größte und zwar in allen Belangen, organisatorisch, finanziell, von der Distanz und den Höhenmetern, und vor allem von der Herausforderung an Körper und Kopf.
Dieses Monster überhaupt zusammen mit der Crew zu meistern sollte eine unglaubliche Befriedigung und Glück auslösen. Aber selbst in diesen Dimensionen bin ich eher realistisch an die Sache rangegangen. Dabei habe ich mein Potential abgeschätzt, was ja heutzutage im Ausdauersport und besonders im Radsport sehr gut möglich ist, und das dann zu Beginn des Rennens mit den Realwerten justiert. Daraus habe ich meine Ansprüche an mich selbst abgeleitet.
Ob die nun meinem tatsächlichen Potential entsprechen weiß ich erst wenn ich ein problemloses Rennen gefahren bin, aber bis jetzt lag ich da immer ziemlich gut und die Abschätzung hat mit der Realität gut übereingestimmt (abgesehen vom ersten Alpenbrevet).
Aus dieser Differenz von tatsächlichem Ablauf des Rennens und dem was ich einschätze was auf jeden Fall möglich sein sollte rührte mein Frust, vor allem nachdem ich den Rennverlauf ab Congress bis Trinidad analysiert hatte. Diesem Frust musste ich etwas Luft machen, ob das ins Blog gehört kann man natürlich auch negativ beurteilen, aber wie gesagt, für mich ist auch ein persönliches Tagebuch zum RAAM. Ich hoffe ihr nehmt mir das nicht übel!
Mark 19. Juli 2014
Lässt sich das RAAM überhaupt jemals problemlos fahren? Du hast gemeinsam mit Deinem Team eine Riesenleistung vollbracht. Punkt. Obwohl Du Deine Wunschzeit nicht erreicht hast. Eine Wahnsinnsleistung! Fantastisch! Chapeau! Noch mal Punkt. Stefan Schlegel hat sein Wunschziel ebenfalls weit verfehlt. Aber er geht ganz anders damit um. Lies mal sein Fazit. Vielleicht hilft Dir das.
Karin 19. Juli 2014
Hallo Guido,
ich mußte auch an Stefan Schlegels Umgang mit dem nicht erreichten Ziel denken, als ich Deine Einträge las. Aber: So verschieden sind eben wir Menschen.
Und nochmal: Vielleicht hat das RAAM doch was mit Dir gemacht.
Machst Du es etwa doch nochmal ? Der Countdown läuft ja schon auf der Seite.
Viele Grüße
Karin
Wolfgang 21. Juli 2014
Hallo Guido,
ich hab Deine RAAM-Vorbereitung und auch das Rennen selbst immer auf Deiner Website mitverfolgt (und mitgelitten). Ich finde es gut, daß Du auch über Rückschläge und schlechte Gedanken schreibst. Die meisten Sportblogger publizieren ja eh nur, wenns gut läuft oder sie gewinnen. Alles andere lässt man lieber unter den Tisch fallen.
Mach weiter so!
schönen Gruß Wolfgang
Stefan 23. Juli 2014
Hey Guido,
Wenn du im Rennen hättest schneller fahren können – glaube mir, du hättest es getan.
Also vergiss diese absolut unsinnigen Gedanken, nicht alles gegeben zu haben oder sonstige Gedanken. Jeder Fahrer hat sein Bestes gegeben – auch DU!
Danach zu denken: „Hätte ich“ oder „was wäre wenn“ – das ist schwachsinn und bringt Dich nicht weiter.
Also meinen größten Respekt von mir an Dich zu einer außergewöhnlichen Leistung!
Peter 24. Juli 2014
Alles,was dazu zu sagen gibt,hat Stefan schon gesagt,dem ist eigentlich nichts mehr hinzu zufügen!! Du hast alles gegeben,was ging! Hätte hätte Fahrradkette!!
Gruß Peter