Freitag 29.05.2009
Wetter: sonnig 17 bis 19°
Tageskilometer: 124
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 5270
Tages-Fahrzeit :5:45 h
Gesamte Fahrzeit: 270:58 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 21,6 km/h
Tageshöhenmeter: 1051
Gesamt Höhenmeter: 57639
Maximale Steigung 10%
Maximalpuls: 155
Durschnittliche Pulsfrequenz: 125
Wie ich am morgen lese, soll das gestern der höchste Pass Schottlands gewesen sein. Hat sich aber nicht so angefühlt. Vielleicht haben sich auch einfach die Perspektiven was die Schwierigkeitsgrade angeht durch die Länge der Tour und die bisher angesammelten Höhenmeter und Gegenwindkilometer verschoben.
Zunächst geht es weiter südlich die 93. Die Grampian Mountains sind, zumindest hier nicht ganz so spektakulär wie die Northwesthighlands, aber in Kombination mit dem fantastischen Wetter bietet sich ein herrliches Bild während ich durch das Blackwater Tal fahre. Die Strecke ist hügelig, und hier passt das Wort wirklich, denn die Abfahrten und Anstiege sind immer so zwischen 30 und 150 Meter lang, so dass es ständig auf und abgeht.
Es gibt ein bisschen Gegenwind, aber nicht dramatisch. Dann geht es bei Rattray nach Osten auf die 926. Hier profitiere ich etwas vom Westwind, aber wenn der Gegenwind schwach ist, ist es der Rückenwind natürlich auch.
Die Landschaft sieht jetzt etwas aus wie in Mittelhessen. Auch die landwirtschaftliche Nutzung ist ähnlich. Ich höre in Gedanken den Northwesthighländer: „boring, this could be anywhere“. Schwer zu widersprechen. Allerdings ist das Wetter sehr schön, so dass es doch nicht boring ist.
Nach einigen weiteren sonnigen Kilometern erreiche ich Glamis. Hier gibt es ein interessantes Castle zu besichtigen (wo übrigens die Queen Mum u.a. aufgewachsen ist). Von außen sieht es nach Meinung des Guides so aus, wie Disney ein Castle darstellen würde, und da kann man ihm wohl zustimmen. Von innen durchaus interessant, aber nicht spektakulär.
Als ich vom Castle wegfahre sollte ich eigentlich Rückenwind haben. Der Wind hat aber offenbar gedreht, und ab jetzt weht ein ganz muntere Ostwind, so dass ich den Rest des Tages meist gegen den Wind fahre, bis auf ein Stück vor Dundee, wo ich auf der 90 der zweispurigen Schnellstraße angemessene Tempi hinlegen kann.
In Dundee angekommen geht es gleich zum heutigen Höhepunkt des Tages. Der Discovery, ein Schiff, mit dem Scott eine Antarktisexpedition bestritten hat. Die Darstellung der Geschichte des Schiffes und der Expedition ist ganz gut gemacht und modern aufbereitet. Das Rennen zum Südpol zwischen Scott und Amundsen wird allerdings nur in einem Absatz erwähnt. Auch wenn das eine spätere Expedition war, das war in Norwegen ganz anders…
Auf der Reise mit der Discovery war auch Shackleton, erstmals bei einer Antarktisexpedition dabei. Später wurder er DER Antarktisexplorer schlechthin, obwohl er nie den Südpol gesehen hat.
Ich verbringe einige Zeit im Museum und auf dem beeindruckenden Schiff, und plane dann meine weitere Route mit der netten Dame von der Touristinfo. Ich bin unentschlossen ob ich über Perth und Stirling fahren soll oder aber die Ostküste der Halbinsel Five. Sie empfiehlt letzteres, gerade bei diesem schönen Wetter. Ok, so soll es sein.
So kann ich über die Tay Bridge fahren, wo es sogar einen Fahrstuhl für Fahrradfahrer gibt, und zwischen den Fahrbahnen einen ordentlichen Fußgänger- und Fahrradweg. Es bieten sich wunderschöne Ausblicke auf den Firth of Tay und auf Dundee.
Der Wind geht mir etwas auf die Nerven, da die Landschaft eigentlich nicht das hält was der Reiseführer und die Dame von der Touristinfo versprochen hatten. Aber nach einiger Zeit erreiche ich St. Andrews. das Mekka der Golfer. An einigen Golfplätzen vorbei gelange ich schließlich zum berühmten „Old Course“. Am Clubhaus herrscht eine friedliche Atmosphäre, hier ist praktisch kein Wind, die Sonne scheint, und ich überlege ob ich hier übernachte und den Golfern ein bisschen beim Putten zuschaue.
Hotels gibt’s in Mengen, aber das Wetter ist so schön, und es sind noch zu wenig Kilometer auf dem Fahrradcomputer, also hänge ich mich, nach etwas Gondeln durch St. Andrews, wieder in den Wind. (natürlich nicht ohne vorher die Ruine der Kathedrale zu besuchen…)
Unterkunft finde ich schließlich in Crail, ein schönes kleines Städtchen, und fast zum gleichen Preis zu dem ich gestern in einem Kellerloch übernachtet habe, gibt es diesmal ein Zimmer mit Blick über die Dächer von Crail auf’s Meer. Sieht fast mediterran aus (allerdings nicht mehr, als ich mir den Hafen anschaue und etwas durch das Städtchen laufe, denn der Wind bläst mittlerweile kalt übers Land).