steilberghoch

Ultracycling und Alpenpaesse

Tag 52 Ledmore – Durness – Tongue

Wetter: morgens bewölkt Regen 6 bis 9°, nachmittags trocken, teils sonnig, 12 bis 15°
Tageskilometer: 131
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 4505
Tages-Fahrzeit :6:33 h
Gesamte Fahrzeit: 234:39 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 20,0 km/h
Tageshöhenmeter: 1813
Gesamt Höhenmeter: 50536
Maximale Steigung 15%
Maximalpuls: 163
Durschnittliche Pulsfrequenz: 123

Heute kommt eine echte Königsetappe! Es geht weiter nach Norden, Richtung Durness. Es ist recht kühl und die Klamotten sind im Zimmer über Nacht nicht trocken geworden. Frische Fahrradhose und -Shirt habe ich noch, aber bei den Schuhen gibt es keinen Ersatz. So dauert es bis zur ersten Steigung bis die Füße warm sind.

Das ist aber alles völlig egal, die Landschaft ist einfach grandios. Die Steigungen auch, aber alle machbar. Das Wetter ist zunächst etwas düster, passt aber perfekt zur Szenerie. Immer wieder fährt man eine fantastische Berglandschaft hinauf, und in ein noch spektakuläreres Tal wieder hinab.







Es war eine kluge Entscheidung gestern ein Stück zurückzufahren für die Übernachtung, denn erst mal gibt es nichts, dann schon aber „no vacancies“ oder geschlossen. Insgesamt fühlt sich dieser Streckenabschnitt recht wild an, da man meist völlig allein durch diese mächtige Landschaft fährt. Ab und zu mal ein Auto, so dass es auch kein Problem ist, dass die Straße, wie oft hier in den Northwest Highlands und auch auf den Hebriden, meist eine „single track“ Straße ist. D.h. ein Auto breit, und all paar hundert Meter eine Ausweichbucht, wo man den Gegenverkehr passieren lässt, oder den schnelleren Hintermann vorbei lässt.





Auch die Abstände zwischen den Besiedlungen sind für Fahrradfahrer groß. Selten mal ein Haus, und nach vierzig Kilometern gar fünf Häuser, zwei B&B, eine Tankstelle und ein Spar an einem Fleck. Das Spar nutze ich um einen Essensorrat für die nächsten 40 Kilometer zu besorgen, denn leider habe ich keine Energieriegel mehr, und auch kein Isopulver. So weiche ich aus auf Haferkekse und O- bzw. A-Saft.

Der Geldautomat im kombinierten Spar/Postamt/Bank Geschäft will mir kein Geld geben, die freundliche Dame meint die Telefonleitung sei heute sehr schlecht. So so. Das Leitungswasser, mit dem ich meine Flaschen aufgefüllt hatte schmeckt scheußlich bitter, so dass ich alles wegschütte und mir leckeres schottisches Quellwasser kaufe. Überhaupt, in ganz GB und Irland schmeckt das Tabwater eher nicht so toll (bis ganz schön widerlich).

Anyway, mit frisch aufgefüllten Vorräten geht es die nächsten Steigungen hoch. Nach jeder spektakulären Aussicht kommt garantiert eine die noch besser ist. Ein unglaubliches Gefühl der Weite stellt sich ein, schwer zu beschreiben, aber es fühlt sich an wie eine sehr sehr hohe Kathedrale ohne Dach, in der man mitten im Hauptschiff steht und deren mächtige hohe Wände sich nach außen hin wie eine Blüte öffnen. Wenn man jetzt langsam immer höher schwebt, erreicht man irgendwann den Punkt an dem man sich über das Bauwerk selbst erhebt, und dann etwas sieht was man sich vorher nicht mal vorstellen kann.


Nee ich habe keine Drogen genommen, aber ein besserer Vergleich fällt mir nicht ein. Wie auch immer, wenn ich zu diesem Zeitpunkt gedacht habe ich würde schon über der Kathedrale schweben, dann hatte ich mich arg getäuscht. Denn so ca. 15 Kilometer vor Durness beginnt eine kilometerlange Abfahrt, und ein mächtiges Tal öffnet sich vor mir. Es herrscht Westwind, ich fahre in Richtung nordost, es geht bergab, mittlerweile ist es trocken und ab und zu lugt die Sonne durch die Wolken… das ist besser wie fliegen, viel viel besser.


In Durness angekommen befinde ich mich „plötzlich“ bei kurzzeitig sonnigem Wetter an einer idyllischen Küste mit tollem Sandstrand.


Mein erstes Ziel ist hier das Touristoffice und das Spar mit Geldautomat. Ich buche meine nächsten Übernachtungen, denn es ist alles dicht, und so bekomme ich auch für heute nur noch ein DZ zum DZ-Preis, und auch erst nach viel Telefonieren der freundliche Dame hinter dem Tresen, denn der Computer gibt schon nichts mehr her.

Nach einem kleinen Mittagessen geht es zur Smoo Cave. Eine interessante Höhle, die zur einen Hälfte vom Meer geschaffen wurde, und zur anderen Hälfte von Süßwasser, nämlich durch einen Fluß, der sich dort in die Erde gräbt.
Zur Höhle steigt man zum Strand hinunter, und kann dann in den vom Meerwasser geschaffenen Teil gehen. Außerdem nutze ich die Möglichkeit für eine kleine geführte Tour mit dem Schlauchboot in den anderen Teil. Auf jeden Fall sehenswert.




Bis zur gebuchten Unterkunft in Tongue sind es so ca. 50 Kilometer und einige wirklich heftige Steigungen, aber meine Fahrt wird eher durch eine nicht enden wollende Abfolge von Fotostopps gebremst.





Mein gestriger „Unterkunftgeber“ meinte „Orkneys? Boring, where do you go? Edinburgh, aha, boring, the eastcost? could be anywhere…. This (und er meinte die Northwest Highlands) is real Scotland“


Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Königsabschnitt der Tour ganz klar.

Und eine ordentliche Unterkunft gibt’s auch:

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