Nachdem wir zwei Tage zum Einradeln in München verbracht haben, und dabei den Münchner Süden bis zum Walchensee erkundet haben geht es heute zusammen mit Marco auf die Großglockner Hochalpenstraße.
Das Wetter hat nicht ganz gehalten, so dass es bewölkt und doch recht kühl ist. Trotzdem sind wir eher sommerlich gekleidet. Zunächst ist es aber trocken, so dass wir locker vom Kilometer Null in Bruck in Richtung Fusch radeln.
Ich habe mir heute vorgenommen wieder mal mehr Fotos zu machen und die Strecke etwas genauer zu dokumentieren. So mache ich auch schon auf der „Anfahrt“ zur eigentlichen Steigung ein paar Fotos, die auch ganz schön die morgendliche Stimmung widerspiegeln.
Bis zum Bärenwerk fahren wir gemeinsam, dann geht es richtig in die Steigung hinein und jeder fährt seinen eigenen Rhythmus. Wir verabreden uns am Hochtor.
Die Strecke kenne ich ja mittlerweile sehr gut. Allein dieses Jahr bin ich schon zum vierten mal am Glockner, wenn auch beim Peakbreak der Anstieg von der anderen Seite, von Heiligenblut gefahren wurde.
Zunächst geht es recht gut. Nach meinem Sturz bin ich immer noch nicht wieder bei hundert Prozent, aber berghoch tut auch nix mehr weh. Anfangs dachte ich noch die Sitzfläche meckert etwas, und auch das rechte Knie nervt etwas seit dem Sturz, doch in der Steigung ist das schnell vergessen.
Es sind noch ein paar andere Radler unterwegs, aber nur langsame. Erstaunlich viele Reiseradfahrer mit Gepäck, einige Mountainbiker, aber auch ein paar Rennradler, aber eben sehr langsame. So richtige Motivationshilfen sind das also nicht. Aber die brauche ich auch gar nicht. Ich mache meine Fotos um die Strecke zu dokumentieren, versuche mir die steilen und weniger steilen Stücke einzuprägen und lasse so die ersten Kilometer bis zur Mautstation in 40 Minuten hinter mir, obwohl wir ja recht locker bis Fusch gefahren sind.
Die nervige Schleuse an der Mautstation kommt mir noch genauso sinnlos vor wie im Mai, aber dann geht es endlich ans Eingemachte. Mal schauen wie ich mich heute schlagen werde.
Ich fahre meist mit Trittfrequenzen etwas über 80 und habe bis zur Mautstation das 32er Ritzel nicht benutzt. Aber jetzt kommt es natürlich zum Einsatz, denn die Steigung bleibt ziemlich konstant zwischen 10 und 12% und das über lange Streckenabschnitte.
Kurz bevor die erste Kehre kommt überhole ich einen Reiseradfahrer mit vollem Gepäck und spreche ihn an, aber er scheint mich nicht zu verstehen, und so ziehe ich weg.
Zwischen den ersten vier Kehren sind die Streckenlängen überschaubar, so dass man hier die Chance hat in den Serpentinen etwas zu erholen, oder richtig Druck zu machen wenn man noch Körner hat. Ich entscheide mich für eine Mischung aus beidem.
Dadurch, dass ich mich darauf konzentriere jedes Schild und jeden Abschnitt zu fotografieren, komme ich kaum zum Trinken, wofür sich die kurzen flachen Momente ja eigentlich sehr gut eignen. Aber es ist auch nicht sehr warm, so um die 10° C, so dass sich der Wasserverlust durch Schwitzen in Grenzen hält.
Bis Kilometer 20 geht es super, bis Kilometer 22 auch, und auch Kilometer 23 ist noch ok, doch dann ist die erste Brücke am unteren Nassfeld erreicht. Jetzt geht es recht lange ohne Kehren in eine Richtung, und noch dazu mit Steigungen die deutlich mehr zu 12% tendieren also zu 10%. Dieser Abschnitt ist auf all meinen Auffahrten bis jetzt immer der anstrengendste Teil gewesen, und auch heute ist es nicht anders.
Hier ist man jetzt auf knapp 2000 Metern Höhe, und man ist schon einige Zeit unterwegs, das macht sich zusammen mit der etwas penetrant steilen Straße in den Beinen bemerkbar. Während ich vorher noch meist um 280 Watt getreten habe sind es hier oft nur 230 bis 250 Watt (abgelesen von der Anzeige, der tatsächliche Schnitt liegt normalerweise noch ein ganzes Stück darunter).
Aber auch hier mache ich tapfer meine Fotos, auch wenn das loslassen vom Lenker den Rhythmus immer deutlich stört.
Dieser Teil zieht sich, aber dann kommt doch endlich die Kehre 9. Jetzt kommen ein schöner Abschnitt bis Kehre 11, die Landschaft ändert sich etwas, es wird „steiniger“. Und dann geht es an der ebenfalls recht lange geradeaus führenden Edelweißwand entlang. Hier bekommt man erstmals das Gefühl, sich dem Ziel ordentlich zu nähern.
Am Ende dieses Abschnitts geht es mit einer Kurve, die nicht als Serpentine markiert ist, vorbei am Museum „Alpine Naturschau“. Die folgende sich windende Straßenschlange sieht man oft auf Fotos die oben von der Edelweißspitze gemacht werden.
Nicht alle diese Kurven sind Kehren, die auch mit einem Schild bezeichnet sind. Von oben sieht’s jedenfalls gut aus, vom Fahren her geht es hier meist auch ganz gut, vor allem da man jetzt auch das Fuscher Törl immer wieder im Blick hat. Auch wenn es noch recht hoch über einem thront.
Dann kommt endlich Kehre 14, die letzte Kehre auf dieser Seite des Anstiegs zum Fuscher Törl. Von dort bis zum Abzweig Edelweißspitze ist es nochmal ein richtig steiler Stich, bevor es auf die Schlussgerade hinauf zum Törl geht.
Sehr schön, bis jetzt hat es doch ganz gut geklappt, mit ca. 1:57 h bin ich sogar noch unter zwei Stunden geblieben. Beim Glocknerkönig wäre das enttäuschend, jetzt in dieser Phase nach dem Sturz und mit eher lockerer Einstellung doch ganz passabel.
Sofort geht es dann in die Abfahrt hinunter zur Fuscher Lacke. Schon der letzte Abschnitt des Aufstiegs war recht kühl, da kalter Wind bläst, nun in der Abfahrt bekommt man das umso mehr zu spüren. Aber man kann sich sehr gut erholen für den Schlussabschnitt zum Hochtor.
Nach der Fuscher Lacke geht es eine „Stufe“ recht ordentlich berghoch, dann kommt ein längerer etwas flacherer Teil. Hat man dann den Mittertörl Tunnel durchfahren geht es wieder etwas steiler berghoch. Hier ist es auch immer sehr windig, und es liegen Steine auf der Straße vom Steinschlag.
Nochmal flacht die Strecke ab, aber man kann das Ziel, das Hochtor jetzt meist sehen. Nochmal kommt eine Serpentinengruppe bevor es in den letzten recht steilen dreiviertel Kilometer bis zum Tunnel geht.
Und auch der geht noch, obwohl ich kurz überlege ob meine Beine das noch schaffen, da ich wirklich kämpfen muss. Aber die Belohnung durch den Tunnel zu rollen mit der Gewissheit oben zu sein ist einfach herrlich.
Am Passschild angekommen mache ich das Foto mit Selbstauslöser und setze mich dann ins Café. Hunger habe ich noch nicht so recht, so bleibt es bei Milchkaffe und Tee. Ich stöbere noch ein bisschen im Souvenirshop, schaue mir die alten römischen Fundstücke an, die als Beweis für eine Römerstraße und ein römisches Bergheiligtum hier oben gewertet werden und warte auf Marco.
Der kommt dann auch und bringt Regen mit. So beschließen wir nicht bis zur Kaiser Franz-Josef’s Höhe zu fahren, sondern zurück und dann nochmal auf die Edelweißspitze. Bei leckerer Kaspressknödelsuppe warten wir den Regen ab und machen uns dann auf die Abfahrt.
Die ist mal richtig kalt. Auch wenn es zunächst nicht mehr regnet, so ist doch die Straße nass und schnell auch Füße und Beine, was durch den Effekt der Verdunstungskälte zu einem Tiefkühlphänomen an der Vorderseite der Beine führt. Bei den Händen geht’s einigermaßen, erstaunlich, vielleicht sind die mittlerweile doch irgendwie abgehärtet.
Die Geschwindigkeit bleibt durch die Wetterverhältnisse moderat, und es fängt auch wieder an zu regnen. Im Gegenanstieg kann ich mich zwar wieder aufwärmen, aber am Fuscher Törl stelle ich mich kurz unter. Dort stehen noch ein paar andere Radler, aber nach kurzer Zeit fahre ich mit Marco weiter und wir machen uns auf die Kopfsteinpflasterstrecke hinauf zur Edelweißspitze.
Schon nach der zweiten Kehre höre ich plötzlich ein seltsames Geräusch am Rad, und denke zunächst, dass der kleine Gang hinten Geräusche macht. Dabei habe ich noch ordentlich Kraft und es läuft recht gut. Ich brauche weitere zwei- dreihundert Meter bis sich realisiere, dass der Akku der Di2 lose zwischen den Kurbelarmen baumelt und immer wieder dagegen schlägt und hin und her geschleudert wird.
Mist, ich will eigentlich nicht stehen bleiben, wenn das Ding sich allerdings im Kettenblatt oder in der Kurbel verheddert fliege ich schön auf die Nase. So fahre ich so gleichmäßig wie möglich und versuche das Schaukeln des Teils im Griff zu halten, was bei Steigungen bis 14% und Kopfsteinpflaster keine leichte Aufgabe ist.
Aber irgendwie klappt es und ich komme heil oben an. So erst mal das Passschildfoto und dann schaue ich mir den Schaden genauer an.
Die Befestigung des Akkus ist für im Rahmen integrierte Leitungsführung von Shimano ja nicht gerade elegant gelöst, aber dass diese Akkuhalteschiene aus Alu einfach so bricht wundert mich dann doch.
Na egal, zur provisorischen Reparatur klemme ich die Schiene an der der Akku befestig ist einfach in den Flaschenhalter zur Flasche dazu und hoffe, dass das nachher in der Abfahrt ordentlich hält.
Jetzt gibt es erst mal das Passchildfoto mit Marco und dann Mittagessen in der Edelweißhütte. Zwei Milchkaffee später beschließen wir den gerade aussetzenden Regen zu nutzen und machen uns in die immer noch recht feuchte Abfahrt. Ich fahre recht verhalten, bei diesen Verhältnissen kann man eh nicht richtig schnell fahren, und ich will mich natürlich auch nicht schon wieder auf die Nase legen.
Aber die Strecke ist eigentlich noch ganz gut zu fahren. Es wird gar nicht so kalt wie erwartet, trotz der zu sommerlichen Kleidung (ich glaube Marco sieht das anders).
Zwischendurch regnet es auch mal auf kleinen Abschnitten, aber es rollt trotzdem schön. In Fusch gabele ich noch zwei andere Rennradler auf, hänge mich kurz dran, ziehe aber dann weg, um nochmal ein bisschen zu powern. Ein schöner Abschluss, auch wenn es kurz vor Bruck wieder zu regnen anfängt. Nur ist mir das für die letzten Meter nun wirklich egal.
So finden diese drei Trainingstage einen schönen Abschluss. Morgen noch ein bisschen locker ausfahren und dann einen Regenerationstag einlegen, mit lang schlafen und sinnlos Radmagazine lesen…