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Ultracycling und Alpenpaesse

Trainingslager Teneriffa Tag 4

Um etwas Abwechslung zu haben fahre ich heute zunächst mit dem Auto nach Norden. Ich lasse das Auto in Taco stehen und fahre die TF-28 zurück nach Los Christianos. Ich hoffe, dass ich die geplanten fünf Stunden zusammenbekomme. Falls nicht kann ich ja immer noch einen Abstecher in Richtung Teide Plateau machen.

So kommt es, dass ich erst um 11 Uhr auf dem Rad sitze, obwohl ich eigentlich etwas früher aufgestanden bin als die Tage zuvor.

Auf der Fahrt nach Taco schaue ich mir die TF-1 genau an, aber für’s Radfahren ist die Südautobahn leider nicht geeignet, unabhängig davon ob es erlaubt wäre oder nicht. Selten mal ein Seitenstreifen, wenn dann eher schlecht, relativ viel Verkehr, für meine langen G1 Einheiten muss ich mir was anderes überlegen.

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Bis ich auf dem Rad sitze muss ich erst mal durch den dichten Verkehr im Norden, Teneriffa ist vom Charakter her eine völlig andere Insel als Lanzarote und Fuerteventura. Hier sieht es öfter mal nach Alltag, vor allem Arbeitsalltag aus.

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Zum Glück habe ich gerade das Privileg, dass ich nicht arbeiten muss, sondern trainieren kann. Und so freue ich mich auf die kommenden Stunden. Das Wetter spielt noch ganz gut mit. Obwohl einige Wolken am Berg hängen ist die Küstenregion frei und die Sonne scheint.

Bei meinem Plan nicht bedacht hatte ich, dass ich nur ein Paar Schuhe dabei habe, und die muss ich ja im Auto zurücklassen… Ins Trikot stecken geht schlecht. Aber ich habe noch Turnschuhe für’s Fitnesstraining dabei, also kein Problem.

Den ersten Kilometer muss ich mich noch etwas durch den Verkehr von Taco wühlen, dann geht es und ich kann die Strecke genießen. Links von mir liegt das Meer, und da ich einigermaßen weit oben gestartet bin, kann ich hinunter schauen auf die Autobahn und die Küstenregion.

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Leider geht es zunächst viel bergab, so dass ich viel zu schnell bin und auch nicht immer die Leistung mindestens im G1 Bereich halten kann. Noch zweimal fahre ich durch etwas größere Siedlungen, so dass ich mit Ampeln und Verkehr konfrontiert werde.

Nach einer Weile geht es dann wieder erst mal überwiegend bergauf, eine gute Gelegenheit die G2 Abschnitte einzubauen. Wie auf dem Ergometer werde ich die Vorgaben nicht einhalten können, ist aber auch egal, und außerdem will ich ja auch etwas Spaß haben…

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Ich kann ganz gut denken beim Fahren, die Intensität lässt sich an den Steigungen gut dosieren, da es nie so steil ist wie gestern hinauf zum Teide. Nur bergab klappt es nicht immer, manchmal lässt die Strecke es nicht zu und ich muss ein paar Tritte auslassen.

Der Straßenbelag ist manchmal schlecht, aber die brauchbaren bis guten Abschnitte überwiegen. Da sich die Straßenführung durch die immer wiederkehrenden Schluchten (Barrancho) wiederholt, d.h. man fährt etwas auf den Berg zu, dann kommt eine aufgeklappte Haarnadelkurve, oft über eine kleine Brücke, dann geht es etwas bergauf oder gerade, rechts um die Kurve, entweder gleich wieder in Richtung Hang oder durch eine kleine Siedlung und dann rechts in Richtung Hang, wo dann nach ein paar hundert Metern die nächste kleine Brücke und offene Haarnadelkurve wartet, kommt man in einen schönen Rhythmus. Die Kilometer fliegen nur so dahin, ich mache kaum Fotos, da sich die Streckenführung immer wiederholt.

Das werden niemals fünf Stunden, noch dazu muss ich noch einige Minuten abziehen wo ich einfach nur bergab rollen konnte. Hm, ich fahre erst mal bis Granadilla, und dann mal schauen.

Nach zwanzig Kilometern sind erst 40 Minuten um, dann geht es aber etwas weniger oft bergab, so dass ich schließlich nach gut drei Stunden Granadilla erreicht habe. Fahre ich jetzt die TF-28 einfach zu Ende bis zum Hotel, dann bin ich in einer halben Stunde zu Hause und mir fehlen 800 kj am geplanten Energieumsatz. Geht auf keinen Fall. Andererseits ruft irgendwas in mir nach einer Cafepause. Erst ging es sehr gut, aber nach drei Stunden bin ich doch etwas schlapp, gibt’s doch nicht.

Ich überlege gerade noch ob ich in Granadilla eine Pause mache um die Vorgehensweise zu planen, da kommt auch schon der Abzweig auf die TF-21 in Richtung Vilaflor. Ich muss nix machen, der Körper lenkt automatisch berghoch. Also geht doch noch…

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Die Straße ist wirklich so schön wie ich sie von gestern in Erinnerung habe. Diesmal ist es trocken. Und auch bei der Steigung habe ich mich nicht verschätzt, die ist deutlich moderater als im oberen Teil der Strecke oberhalb von Vilaflor.

Meist liegt die Steigung bei gut 5%. So kann ich schön dosieren und meine G2 Abschnitte fahren und ggf. auch mal hohes G1. Die Temperatur ist immer noch ok, gestern hatte ich hier noch 5° C bei Nässe, jetzt ist es ca. 12° wärmer.

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So kann ich noch ca. eine Stunde die 13 Kilometer bergauf kurbeln. Oben wird es dann schon deutlich kälter. Als Vilaflor auftaucht wirkt es nicht mehr so „mythisch“ wie gestern im Nebel, aber immer noch interessant.

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Ich überlege ob ich noch höher fahre, aber mittlerweile hat die Bewölkung wieder etwas zugenommen, zunächst waren die Wolken noch höher als die Stadt, jetzt aber verdichtet sich alles, und schon wieder frieren mag ich nicht, so drehe ich am Ortsende um.

Da es jetzt eh erst mal nur bergab geht und die Beine sowieso Pause haben, beschließe ich eine richtige Pause zu machen, eine Kleinigkeit zu essen und dafür dann noch etwas Zeit dranzuhängen.

Wie meist bis jetzt ist das Essen und der Cafe con Leche sehr günstig. Zu Hause hätte ich für den Betrag den ich fürs’s Essen und die Getränke zahle gerade mal die Getränke bekommen. Anyway, ich muss weiter, mittlerweile sinken die Wolken tiefer und es sieht aus als ob es regnen wird. Die Temperatur ist auf knapp über 12° C gefallen.

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Die ersten Meter sind kalt, in den verschwitzten Klamotten nach einer Pause weiterzufahren fühlt sich immer erst mal unangenehm an, besonders wenn es nur bergab geht. Aber die Strecke ist klasse, und jetzt wo die Straße trocken ist, kann ich die Abfahrt richtig genießen. Sehr geil. Sanftes Gefälle, schöne Kurven, eine wirklich gute Rennradstrecke die TF-21.

Zurück in Granadilla fahre ich direkt weiter in Richtung Meer auf der TF-64. Die Straße ist schlecht, die Geschwindigkeit hoch, eine echte Prüfung für das Material und die Konzentration. Aber alles geht gut. Ich überlege erst um den Flughafen Süd herum zu fahren und in San Miguel wieder auf die altbekannte TF-28.

Aber ich habe keine Lust durch Siedlungen zu fahren mit Navigationsstress und Ampeln usw., so kehre ich am Ende der Straße im Kreisel um und fahre wieder bergauf nach Granadilla zurück. So kann ich noch ein paar Kilojoule auf das Energieumsatzkonto packen 🙂

Nach weiteren zwanzig Minuten komme ich dann zum dritten mal für heute in Granadilla an. Die restliche Strecke kenne ich jetzt schon ganz gut. Es läuft auch jetzt in der sechsten Stunde für heute noch ganz gut, ich fliege nicht so wie gestern am Schluss, aber dank Gegenwind kann ich schön im gewünschten Trainingsbereich fahren und der „Schlussspurt“ macht viel Spaß.

Während es im zweiten Teil die ganze Zeit kalt und bewölkt war, scheint kurz vor dem Ziel „Los Christianos“ die Sonne und es ist warm. Jedes mal wieder ein krasser Unterschied. Aber offensichtlich habe ich mein Quartier optimal gewählt, so dass ich immer zum Schluss der Ausfahrt mit Sonne und Wärme belohnt werde 🙂

Morgen muss ich dann mein Auto wieder aus Taco holen. Da fünf Stunden G1 geplant sind eignet sich die TF-28 aber nicht so gut, viel zu kurz. Ich werde also wohl an der Nordküste entlang fahren und statt fünf lieber vier plus zwei Stunden fahren oder so ähnlich, mal schauen. Heute war es jedenfalls nicht ganz einfach die Trainingsinhalte umzusetzen, aber letztlich hat es doch noch einigermaßen geklappt und Spaß hatte ich auch.

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