Nachdem ich gestern den Thüringerberg gefahren bin, bzw die Auffahrt zum Faschinajoch über Thüringerberg, und damit das Ziel meines Kurztrips erfüllt habe, wäre die Reise trotzdem unvollständig wenn ich nicht auch die zweite Auffahrtsvariante zum Faschinajoch über Raggal befahren würde.
So fahre ich heute, am Montag, nicht direkt nach Hause, sondern fahre nach dem Checkout im Hotel erst mal nach Thüringen, stelle da mein Auto ab und schwinge mich nochmal aufs Rennrad.
Der Startpunkt für die Auffahrt liegt in Ludesch, ein Ort weiter. Damit habe ich nicht so richtig viel Strecke um mich einzufahren, ich hoffe einfach der Anstieg ist sanft, zumindest am Anfang. Am Abzweig der Hauptstraße auf die Raggalerstraße drücke ich die Runde ab, und werde gleich eines besseren belehrt. Sofort zieht die Steigung an auf ca. 9%.
Zum Ausgleich werde ich mit schöner Aussicht auf Ludesch und das Walgau belohnt. Die Steigungsprozente erreichen dann schnell zweistellige Werte. Zum Glück fühlen sich die Beine gut an. Eigentlich das erste mal dieses Wochenende. Und das obwohl mein Ruhepuls heute morgen um 60 lag, also krass hoch.
Die Straße führt nun durch den Wald, die Steigung bei ca. 10%. Damit ist es hier immerhin etwas weniger steil als auf der anderen Talseite die Strecke über Thüringerberg. Anstrengend ist es aber trotzdem. Ich gehe aber davon aus, dass das hier die leichter Anfahrt auf das Faschinajoch ist, denn die Streckenplaner des RAA stehen ja nicht im Verdacht einfache Varianten zu bevorzugen…
Das scheint sich auch gerade zu bestätigen, denn nun, nach einem längeren 11% Abschnitt, flacht die Strecke etwas ab. An manchen Stellen lichtet sich der Baumbestand und man kann auf die andere Talseite schauen. So richtig flach wird es nicht, aber der Radcomputer zeigt moderate Werte um 5 bis 6% an.
Bald zieht die Steigung wieder an. Muss sie ja eigentlich auch, denn Raggal schien mir gestern beim Blick darauf etwas höher zu liegen als Thüringerberg. So spüre ich auch hier deutlich, dass ich die Auffahrt zu einer Alpenpasshöhe befahre, leicht ist auch diese Strecke nicht. Aus 8% werden schnell wieder 10, 11% dabei gibt es keine Serpentinen, die Strecke führt kurvenarm am Südosthang des Großen Walsertals entlang.
Gerade reicht es mir und ich hätte gerne mal wieder ein Flachstück zur Erholung, da kommt auch schon das Ortsschild von Raggal in Sicht. Erst mal noch geht es recht steil weiter, dann flacht die Strecke jedoch endlich ab. Das Faschinajoch ist ausgeschildert, und so geht es erst mal sanft bergab in Richtung Fontanella.
Die Strecke bis Garsella ist dann aber deutlich länger als gedacht. Vor allem folgt ein gar nicht so kurzes Stück mit recht konstant 13% Gefälle. Puh, würde ich die gleiche Strecke zurückfahren müsste ich da nachher auch wieder hoch. Das würde ich mir heute gerne sparen. Mal schauen ob nicht nachher besser über Thüringerberg abfahre. Da hat der Gegenanstieg meist eher 8, 9% Steigung.
Jetzt erreiche ich nach der flotten Abfahrt und einem Flachstück erst mal die Brücke die mich zum Kreutzungspunkt mit der Auffahrt über Thüringerberg führt. Ab hier ist die Auffahrt jetzt deckungsgleich mit der gestrigen.
Und gleich hinter Garsella klappt dann die Straße nach oben, die Beine gehen aber ganz gut. Seit der Anreise am Freitag geht es mir eigentlich jeden Tag etwas besser. Ich habe keine Zweifel, dass ich die Auffahrt einigermaßen in Würde hinbekomme. Auch von den Leistungswerten sieht es etwas besser aus als gestern.
So kommen mir die Abschnitte bis Sonntag und dann bis zum Ortsschild Fontanella etwas kürzer vor als gestern. Die Temperaturen sind sehr angenehm, fast kühl, was mir dieses mal sehr entgegenkommt.
Auch auf dem flacheren Stück bis zum Abzweig Seewaldsee funktionieren Beine und Kopf gut. Dann wird es aber ernst, und der Schlussanstieg mit recht konstanter Steigung im zweistelligen Bereich um 11% folgt.
So ganz habe ich die Einteilung des Abschnitts nicht mehr im Kopf. Zunächst dauert es etwas länger bis man die ersten Häuser von Faschina sehen kann, dann dauert es weniger lang als gedacht bis endlich der Stutztobeltunnel zu sehen ist. Auch hier geht es weiter steil berghoch. Noch eine Serpentine und dann die letzte lange Gerade hinauf auf die Passhöhe. Ich muss mich nochmal ordentlich anstrengen, dann ist es aber geschafft. Natürlich gibt es ein Passchildfoto.
Ich kaufe noch ein paar Souvenirs stecke die unters Trikot, und stürze mich in die Abfahrt. Da ich einerseits am ersten Tag die Abfahrt über Thüringerberg nicht bis runter nach Thüringen gefahren bin, und andererseits über Raggal einen heftigen Gegenanstieg mit 13% zu bewältigen hätte, genieße ich die Abfahrt bis Garsella und fahre dann dort in den Gegenanstieg hinauf nach Blons um über Thüringerberg abzufahren.
Und hier am Gegenanstieg mit ca. 9% dann etwas weniger, funktionieren die Beine erstmals richtig gut. Die Leistung ist da, Trittfrequenz bleibt hoch, ich fühle mich einfach gut. Gerne hätte ich das Samstag und Sonntag auch so gehabt.
Anyway, nachdem Blons und St. Gerold erreicht ist, geht es nur noch bergab. Erst moderat, dann ab Thüringerberg teils steil mit 14% Gefälle. Da nun recht lebhafter Verkehr herrscht kann ich nicht recht Tempo aufnehmen und rolle genußvoll bergab. Nach einer Dreiviertelstunde bin ich wieder an meinem Auto, werfe das Fahrrad hinten rein und fahre in Richtung Deutschland.
Dabei muss ich darüber nachdenken ob die Streckenplaner des RAA hier die richtige Entscheidung getroffen haben mit ihrer Streckenwahl für die Auffahrt zum Faschinajoch. Ich denke ja, denn an Wochentagen scheint auf der Strecke über Raggal etwas mehr Verkehr zu herrschen, und ich fand die Auffahrt über Thüringerberg eigentlich etwas angenehmer zu fahren.
So gesehen muss ich sagen, dass uns dieser Anstieg beim Race Around Austria Mitte August einfach nachts nur so heftig vorkam. Und natürlich war es für Tina mit 1800 Kilometern nonstop in den Knochen sicher eine brutale Herausforderung. Aber bei Tage betrachtet, ausgeruht mit gutem Frühstück gestartet macht der Anstieg durchaus Spaß. Selbst mit mangelnder Form und Übergewicht…