Die Durchquerung der USA auf unterschiedlichste Art und Weise bot schon immer Stoff für spektakuläre Unterhaltung und Heldengeschichten. Die ersten Durchquerungen mit dem Fahrrad fanden schon im 19. Jh. statt und dauerten ca. 10 bis 15 Wochen. Die mutige Fahrt mit dem Hochrad erzeugte aber noch recht wenig Aufmerksamkeit. Auch waren die Unternehmungen eher abenteuerliche Radreisen und keine Radrennen.
Die Idee die Durchquerung der USA als sportlichen Wettkampf zu organisieren entstand in den 1970er Jahren und geht zurück auf John Marino. (In 1980 durchquerte er die USA in 12 Tagen).
Im Jahre 1982 war es dann soweit. Unter dem Namen „The Big American Bike Race“ starteten vier Fahrer in Los Angeles mit dem Ziel als erste am Empire State Building in New York anzukommen. Unter ihnen der Veranstalter John Marino.
Das Rennen erzeugte damals viel Aufmerksamkeit. Es wurde sogar im amerikanischen Fernsehen übertragen.
Der erste Sieger des Rennens war Lon Haldeman er brauchte 9 Tage 20 Stunden und 2 Minuten, damit distanzierte er den Zweiten, John Howard (Ironman Sieger), um ca. 15 Stunden. Dabei fuhr er einen Schnitt von 20,23 km/h über die 2968 Meilen (4776,5 km). Dritter wurde Michael Shermer, der Namensgeber für den fiesen „Shermer’s neck“, John Marino selbst wurde Vierter mit 12 Tagen 7 St. 37min.
Fantastische Ausdauerleistungen! Wirklich deutlich wurde das, als Mitte der achtziger Jahre mit Jonathan Boyer erstmals ein Radprofi teilnahm, der anderthalb Jahre zuvor noch 12. bei der Tour de France geworden war. Er gewann das Rennen in 9 Tagen 2 St. 6 min. Michael Secrest ein reiner Ultraausdauerfahrer und Amateuer wurde Zweiter mit gerade mal 4:02 St. Rückstand.
Damit war klar, dass das RAAM bzw. der Ultraausdauerbereich eine eigene Radsportkategorie begründet, die neben den klassischen Straßenrennen, Zeitfahren, Kriterien oder auch dem Bahnradsport besteht. (Mehr zum Ultracycling und eine Abgrenzung zu anderen Radsportdisziplinen gibt es in einem kommenden Beitrag)
Natürlich gab und gibt es immer wieder Stimmen die Zweifeln, ob es möglich ist die Strecke ohne irreparable Gesundheitsschäden zu überstehen, aber mittlerweile hat die Erfahrung gezeigt, dass es wohl schädlicher ist drei Wochen lang nur auf der Couch vor dem Fernseher zu sitzen und Chips zu futtern als 12 Tage am Stück Rad zu fahren.
Aber unbestritten ist die enorme körperliche und mentale Belastung der die Teilnehmer ausgesetzt sind. Das hat sich auch nach 30 Jahren nicht geändert. Auch wenn das Material einige positive Entwicklungen durchgemacht hat, so müssen die Teilnehmer doch noch immer genauso gegen Hitze, Wind und Wetter kämpfen, sich im Straßenverkehr durchsetzen und, wenn sie eine gute Platzierung erreichen wollen, auch gegen den Schlafentzug ankämpfen.
Im Laufe der Renngeschichte kristallisierte sich heraus, dass im Prinzip die Strategie mit möglichst wenig Schlaf die schnellste ist. Schon in der ersten Auflage des Rennens setzte der Sieger Lon Haldeman auf diese Strategie. Auf die Idee brachte ihn seine Frau, die im Jahr zuvor den Rekord für die schnellste USA Durchquerung mit dieser Strategie geschafft hatte.
Erst 2007 hat der deutsche Michael Nehls sehr bewusst, und mit fundierten Überlegungen untermauert, auf eine Strategie mit viel Schlaf gesetzt. Diese Strategie erhöht die Wahrscheinlichkeit das Rennen überhaupt zu finishen, ein Sieg scheint damit aber unwahrscheinlich. (Mehr zur Strategie gibt es in einem kommenden Beitrag)
Ein bedeutendes Ereignis aus europäischer Sicht war die erfolgreiche Teilnahme des Österreichers Franz Spilauer 1987. Er war damit der erste europäische Finisher, im Jahr darauf der erste europäische Sieger.
Der erste deutsche Finisher war Hubert Schwarz 1991. Einen deutschen Sieger des Rennens hat es bis jetzt noch nicht gegeben.
Allerdings gibt es neben der Solo Kategorie in der seit 1984 auch Frauen starten, noch weitere Kategorien in der sich mehrere Fahrer die Strecke teilen. Das ändert den Charakter des Rennens sehr, die Herausforderung für die Teilnehmer ist aber auch hier enorm. Bekannte Teilnehmer als Zweierteam waren z.B. 2004 Joe Kelly und Jutta Kleinschmidt.
Für mich persönlich ist das RAAM die Solo Racer Kategorie. Es ist die ultimative Herausforderung im Ausdauerbereich. Ein Rennen, immer noch ein Schuss Abenteuer dabei, aber ein logisch sinnvolles Rennen. Alles lässt sich irgendwie steigern, aber beim RAAM würde das keinen Sinn machen.
Im Jahre 1993 hat das „Outside Magazine“ versucht herauszufinden, was denn das härteste Ausdauerrennen der Welt sei. Die Beauftragte Jury aus Athleten und Rennbeobachtern entschied sich für das RAAM, noch vor dem Iditarod Schlittenhunde Rennen und der U.S. Army’s Best Ranger Competition. Der Ironmantriathlon auf Hawai kam hier nur auf Platz 10.
Sicher ist solch eine Einschätzung trotz formulierter objektiver Kriterien nichts desto trotz subjektiv. Aber auch die Finisherquote liegt nur bei ca. 50%, was ein weiteres Indiz für die große Herausforderung, die das RAAM darstellt, ist.
In den neunziger Jahren waren Rob Kish, Gerry Tatrai, Danny Chew und Wolfgang Fasching die dominierenden Figuren, die 2000er Jahre wurden von Jure Robic beherrscht, nur Daniel Wyss konnte dagegen halten.
Momentan erlebt der Ultraausdauersport einen Boom und auch das Race Across America profitiert davon. Letztlich ist es aber auch die Grundlage auf der diese Art des Ausdauersports gewachsen ist.
In den letzten Jahren haben wir extrem spannende Rennen erlebt, mit dem Höhepunkt 2013, als der Sieger von 2011 Christoph Strasser, angetrieben vom Sensationssieger von 2012 Reto Schoch, die Rekorde von Reto Schoch und Peter Penseyres für die schnellste Zeit und die größte Geschwindigkeit beim RAAM gebrochen hat, inkl. der schnellsten Durchquerung der USA mit dem Rad überhaupt. Dabei fiel die „magische“ Marke von 8 Tagen.
Ich freue mich sehr darauf 2014 selbst am Start zu stehen und Teil der Geschichte des Race Across America zu werden.
Quellen:
www.raceacrossamerica.org
http://en.wikipedia.org/wiki/Race_Across_America
http://de.wikipedia.org/wiki/Race_Across_America
Race Across America RAAM History 1982-2002 (TV Beitrag)
„Herausforderung Race Across America“ von Nehls / Geißler (2009 Delius Klasing)
Klaus Krelinger 14. November 2013
Habe diesen Ultraausdauerbereich schon immer faszinierend gefunden. 9+ Tage durchgehend Rad fahren grenzt wohl ans unmögliche für mich aber spannend wäre es sicher mal so eine Durchquerung zu machen, zwar etwas langsamer rein unter dem Motto „dabei sein ist alles“. Wenn da nur die Zeit wäre, muss mich deshalb mit kürzeren Strecken zufrieden geben. Aber mein Bikeurlaub den ich sonst immer hier mache hab ich auch schon langsam ins Herz geschlossen 🙂
Lg, Klaus
Guido 14. November 2013
Hallo Klaus,
die USA gäbe natürlich auch ein gutes Ziel für eine Radreise ab, Wenn ich auf dem Ergometer trainiere träume ich manchmal von meiner GB-Tour. Beim Ultracycling kommt der Landschaftsgenuss ja leider etwas zu kurz. Tirol ist natürlich ein Traumrevier nicht nur zum Biken, sondern auch für’s Rennrad…