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Ultracycling und Alpenpaesse

Akklimatisationsphase Wüste Tag 5

Versuche gerade rauszufinden der wievielte Tag das jetzt ist, ohne mein Blog wäre ich ziemlich verloren. Die Hitze verlangsamt das Denken doch stark. Immerhin habe ich heute Nacht ganz gut geschlafen. So bin ich auch erst um viertel nach sieben am Frühstückstisch.

Als ich wieder auf mein Zimmer will, wird das gerade gereinigt, so setze ich mich ins Auto und fahre erst mal zum hiesigen Baumarkt. Immer wieder fallen mir noch Kleinigkeiten ein, ein bisschen doppelseitiges Klebenband hier, eine Schere da, und vielleicht doch noch eine zusätzliche Sortierbox? Beim Rennen soll ja schließlich alles glatt laufen, d.h. alles muss gut auffindbar sein, alle Werkzeuge zur Verfügung stehen.

Dann gönne ich mir aber doch noch ein extra Goodie. Prinzipiell versuche ich die Ausgaben so gering wie möglich zu halten, schließlich will ich mit der Kreditkarte ja noch die Unterkunft in Annapolis für zehn Leute bezahlen. Aber das musste einfach sein. Ich fahre noch nach El Centro in den Baumarkt wo ich gestern schon war und hole mir das Laser Infrarot Thermometer aus dem Angebot. 35 USD.

Jetzt kann ich hier, und später beim RAAM mein Team, immer mal auf die verschiedenen Radteile und auf mich draufhalten und schauen wie es mit der Temperatur aussieht. Sehr cool, das nehme ich ins Protokoll für die Körperparameter auf…

Als ich zurück auf mein Zimmer komme ist alles dunkel und die Klimaanlage hat das Zimmer auf 70° F runtergekühlt. Mist. Fühlt sich aber schon sehr angenehm an.. Trotzdem bin ich ziemlich müde. Ich werde erst um 13 Uhr auf’s Rad steigen, ab da bis 16 Uhr soll die größte Hitze sein. Außerdem fahre ich mit dem Auto erst bis zu den Imperial Sand Dunes. Das wird ein echter Test. Bin gespannt wie ich das über ca. 2,5 Stunden wegstecke.

Nachdem ich etwas geruht habe und ein paar Radklamotten gewaschen habe setze ich meinen Plan um und fahre eine halbe Stunde die 78 in Richtung Blythe. Dann stelle ich das Auto am Straßenrad ab und ziehe mich um.

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Ich habe einen Liter Ensure Plus, einen Liter Sponser Competition und einen Liter Wasser dabei. Außerdem trinke ich noch einen halben Liter Wasser bevor ich losfahre. Es sind 38° C, etwas über 100° F. Die Wetterapp hatte 41° C versprochen. Jetzt fahre ich der Hitze schon hinterher und bekomme sie doch nicht.

Im Gegensatz zu gestern funktionieren die Beine gleich recht gut. Erstaunlich wie negativ sich so ein Ruhetag auswirkt, kein Wunder, dass die Jungs bei der Tour de France die Ruhetage auf der Rolle verbringen.

Die 38° sind auch schon nicht so schlecht, aber fühlt sich noch zu easy an. Einen Teil der frisch gewaschenen Klamotten hatte ich direkt wieder angezogen, so dass ich testen kann ob das mit dem Besprühen was bringt und ob es angenehm ist mit feuchtem Trikot und Mütze zu fahren. Also kühlen tut es schon etwas und unangenehm ist es auch nicht.

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Nach gut zwanzig Minuten habe ich die Sanddünen erreicht. Sehr coole (oder eben gerade nicht) Landschaft. An manchen Stellen fährt man durch stehende heiße Luft, die dürfte ca. 5° wärmer sein als der Rest der Strecke.

Der Belag ist fies. Auf dem Seitenstreifen ist es fast unfahrbar, die Risse schlagen heftig ins Rad und damit in die Glieder. Die Sonne knallt, noch geht es aber.

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Den ersten halben Liter Wasser haue ich in zwei Schlucken weg, das KH Getränk nippe ich in kleinen Schlucken. Es fühlt sich nicht an als ob ich übermäßig schwitzen würde, aber das kann durch die prinzipielle Trockenheit täuschen. Nachdem mein Durst anfangs eher moderat ist, nimmt er beständig zu.

Nach dem sandigen Abschnitt mit den Dünen folgt eine eher steinige Landschaft mit leichtem Bewuchs. Die Beine funtkonieren ganz gut, ich fahre allerdings auch nur G1, wenn auch meist hoch.

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Die zweite Halbliterflasche Wasser ist auch geleert. Leider ging nicht mehr ins Trikot, denn Handy, Fotoapparat und das neue Thermometer mussten ja auch noch mit. Arme und Beine liegen so bei 33 bis 36°, das Fahrrad je nach Material und Farbe eher so um 42° C.

Blöd nur, dass das Ensure und das Sponser Competition auch schon sehr warm sind, das ist nicht gerade zuträglich für den Geschmack.

Nach 1:20 h drehe ich um und fahre die gleiche Strecke wieder zurück in Richtung Auto. Fühle mich immer noch ganz wohl, bin allerdings sehr durstig und das mit den Getränken wird knapp. Vor allem schmeckt das Ensure, das jetzt bei ca. 42° liegt nicht mehr lecker.

Ich teile mir das KH Getränk noch für den Dünenabschnitt ein, dann ist es aber leer und ich habe noch so 200 bis 250ml heißes Ensure. Das hat jetzt so langsam die Ekligkeitsgrenze erreicht. Außerdem habe ich jetzt richtig Durst.

Das Positive ist, ich kann mich sehr auf meine Körpergefühl verlassen, das Negative dabei, ich habe nichts mehr um den Durst zu stillen.

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Wie weit ist es eigentlich noch bis zum Auto, müsste doch bald kommen. Der Abschnitt nach den Sanddünen ist aber zäh wie Kaugummi. Die Beine sind noch gut, aber der Rest hat Durst. Noch zwei so „Roller“, kleine Sandwälle wo die Straße gerade drüber führt, dann müsste ich doch in den offenen Bereich mit den Feldern kommen, dann ist das Auto nicht mehr weit.

Es kommt aber noch ein Roller, und noch einer. Jetzt merke ich richtig, dass mir Flüssigkeit fehlt, wie lange ist noch bis zum verdammten Auto. Noch ein Roller, blöde Hügel, so viele waren es doch auf der Hinfahrt nicht.

Ich habe tierisch Lust auf Eis, für einen ganz kurzen Moment. Das hatte ich schon seit ca. 15 Jahren nicht mehr. Ich esse überhaupt kein Eis. Das wird aber schnell überlagert von der Gier nach kaltem Orangensaft. Der steht sogar im Hotel im Kühlschrank.

Ich bin aber noch lange nicht im Hotel, ich bin noch nicht mal am Auto. Orangensaft, eiskalt, wie geil. Stattdessen trinke ich den letzten Schlug Ensure, das Zeug ist mittlerweile heißer als der Tee heute morgen beim Frühstück.

Noch ein Roller, dann endlich kann ich die Felder sehen, aber das Auto noch lange nicht. Durst, Orangensaft, treten, je schneller ich fahre, desto schneller erreiche ich das Auto. Zwischendurch ist das Thermometer über 40° C geklettert. Die Sonne knallt.

Man wird das hart werden beim RAAM. Dann bin ich ja nicht nur ein paar Stunden der Hitze ausgesetzt, sondern die ersten zwei Tage mindestens. Also wir dürfen da auf keinen Fall Fehler machen und mir ein Flüssigkeitsdefizit einhandeln, denn das fühlt sich nicht gut an.

Eben so wie jetzt. Immerhin kann ich jetzt schon ahnen wo das Auto steht, aber auch die letzten Kilometer ziehen sich nochmal und ich bin jetzt richtig platt, auch wenn die Beine noch brav ihre Wattzahl treten. Und ich bin durstig.

Dann endlich ist das Auto erreicht.Wenn ich bis Brawley hätte fahren müssen wäre es wirklich eng geworden. Im Auto habe ich noch einen halben Liter Wasser. Der ist in 0,2 Mikrosekunden weg. Dann schnell die Schuhe getauscht, Fahrrad hinten rein geworfen und ab in Richtung eisgekühltem O-Saft. Ich glaube was besseres gibt’s nicht.

War ein guter Test. Einiges gelernt. Das Positive ist, dass ich mich komplett auf mein Durstgefühl verlassen kann, sogar bei etwas höheren Temperaturen. Wichtig ist es das Ensure und das KH-Getränk zu kühlen, auch in der Flasche am Rad. Und die Jungs müssen mich gut versorgen, damit ich ja nicht ins Flüssigkeitsdefizit komme.

Die Kleidung funktioniert schon, aber an den Beinen fühlt es sich ohne Beinlinge glaube ich besser an. Ob dann allerdings SF50 als Sonnenschutz reicht?

Morgen ist zum Glück Ruhetag, jetzt kann ich mich erst mal erholen. Übermorgen geht es dann nach Borrego Springs, dort will ich ein paar Intervalle am Glass Elevator fahren und die Abfahrt nochmal testen. Also wieder einige Kilometer Auto fahren. Aber mit den guten Radiosendern kein Ding 🙂

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2 Kommentare

  1. Michael 30. Mai 2014

    Durst ist schlimmer als Heimweh 😀

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