steilberghoch

Ultracycling und Alpenpaesse

Timmelsjoch

Ohne das ein Wecker klingelt werde ich um kurz nach sieben wach, drehe mich aber nochmal um. So bin ich nicht der erste am Frühstücksbuffet. Als ich im Frühstücksraum ankomme, bin ich etwas schockiert, alles weggeräubert, keiner hat was nachgefüllt.

Ich frage höflich nach, außer einem Lächeln bekomme ich aber erst mal nix. Als ich die Chefin auch noch nach einer Müslischale frage, bekomme ich ein paar genervte Blicke. Die kleinen Salattellerchen auf die höchstens ein einziger Löffel Müsli passen würde erscheinen mir ungeeignet, ihr aber nicht…

Ich bekomme aber meine, wenn auch winzige, Müslischale, und das Buffet wird befüllt. So gibt es neben einer kleinen Portion Müsli und einem Käsebrot noch ein frisch gekochtes Ei, und dann springe ich auch schon auf, ich bin viel zu heiß auf das Radfahren um auch nur eine Minute hier zu verschwenden.

Die Wettervorhersage sagt Regen und Gewitter voraus, spätestens ab 14 Uhr. Ich fürchte das Hahntennjoch wäre zu weit, ich müsste das komplette Ötztal runterfahren und weiter bis Imst. Und dann natürlich auch wieder zurück. Kühtai kenne ich nur im Regen oder im Rahmen des Ötztaler Radmarathons, das möchte ich gerne mal im Trockenen fahren…

Als0 beschließe ich die Nordseite des Timmelsjoch zu fahren, für den Anfang wird das reichen. Ich bin ja ein paar Tage hier, so dass ich ggf. auch nochmal mit dem Auto nach St. Leonard fahren kann und von dort dann die Südrampe befahre.

Gewitter in den Bergen auf dem Rad ist unangenehm, mit meinem Plan sollte ich vor dem Gewitter zurück sein, oder kann ggf. umdrehen und den Berg runterrollen.

So fahre ich also erst mal wieder die gleiche Strecke aus Sölden heraus wie gestern bei der Installationsfahrt. Es ist halb zehn, und ich fahre an zwei Radfahrern vorbei, die sich ebenfalls gerade fertig machen, die werden mich sicher bald überholen.

Gleich, noch vor dem Ende des Orts, klappt die Straße nach oben. Ich bin etwas zuversichtlicher als gestern, fürchte mich aber schon etwas vor der Herausforderung. Nachdem ich die Mülldeponie passiert habe gebe ich etwas Gas, leicht bergab bis nach Zwieselstein. Ich überhole zwei Gravelbiker im Ort, und erinnere mich daran, dass es schon gleich am Ortsende richtig steil wird. So ist es auch.

Als ich die ersten steilen Meter fahre, wird es mir so mulmig vor dem was kommt, dass mir regelrecht schlecht wird. Ich reiße mich aber zusammen. Ich fahre sogar auf ein Rennradpärchen auf und überhole. Es gibt also immer noch jemanden der langsamer fährt als man selbst…

Hier in diesem Abschnitt hat immer das GPS gesponnen, so das ich beim ersten mal dachte der Radcomputer ist defekt, so ist das auch diesmal mein erster Gedanke als er 5 km/h anzeigt, ich bin zwar schwer, aber so schwer nun auch wieder nicht… Dann fällt es mir wieder ein und ich ignoriere die Anzeige.

Es geht in den ersten Tunnel, bzw. Lawinengallerie. Im Tunnel selbst ist es sehr steil, auch in der Lawinengallerie, trotzdem überhole ich eine Gruppe Mountainbiker.

Ich hatte echt vergessen wie unglaublich anstrengend das steilberghoch fahren sein kann. Jetzt weiß ich es wieder… Trotzdem erreiche ich Gurgl wo ich nochmal zwei Gravelbiker überhole. Wo bleiben eigentlich die anderen Rennradfahrer? Mindestens zwei sind ja kurz nach mir gestartet, ich hatte aber noch mit viel mehr Rennradverkehr gerechnet.

Dafür gibt es allerdings recht viel motorisierten Verkehr. Ist mir jetzt noch weitgehend egal, die Motorradfahrer schlafen noch, und bei den anderen nutzt nur jeder 10. den Pass als Rennstrecke, eine Quote mit der ich leben kann.

Kurz vor Obergurgl liegt der Abzweig zum Timmelsjoch. Ab hier wird es wieder steil, recht unbarmherzig sogar. Keine Ahnung wie ich das schaffen soll bis zur Passhöhe. Dann kommt die erste Serpentine, die bringt einen Hauch Entlastung. Als ich auf die zweite Serpentine zufahre, steigt der vor mir fahrende Rennradler erschöpft ab. Aber zu meiner Überraschung dreht er sich um und feuert mich an als ich durch die Kurve fahre. Danke!

Gerne würde ich das eine oder andere fotografisch festhalten, aber keine Chance. Früher hatte ich immer eine Outdoorkamera dabei, die konnte ich recht schnell zücken und auslösen. Mit dem iPhone ist das aber Mist, mit Gewische und so. Ich bin viel zu sehr am Kämpfen, als das ich damit ein Foto machen könnte.

Ich nähere mich so langsam Hochgurgl und der Mautstation. Alles noch steil, es mag immer noch nicht abflachen, ich bin mir nicht sicher, ob ich es bis dahin schaffe, aber der frische Asphalt den Kilometer vor dem Ort macht es einen Hauch leichter. Rede ich mir zumindest ein.

Dann flacht endlich endlich die Straße etwas ab und ich fahre auf die Mautstation zu und dann durch. Hier fängt jetzt gleich die Abfahrt an (der berühmt berüchtigte Gegenanstieg wenn man beim Ötzi am Timmelsjoch denkt man hat es geschafft…).

Ich bekomme immer noch kein rechtes Gefühl für mein neues Rennrad. Fahre nicht sehr schnell, mehr als 60 schaffe ich nicht. Anyway, die Abfahrt ist länger als gedacht und erst mal angenehm. Auch wenn ich die verlorenen Höhenmeter gleich wieder erarbeiten muss.

Über ein Kuhgitter geht es dann in die sehr lange, und natürlich steile, Gerade die mich der Passhöhe näher bringt. Dadurch, dass man die Strecke so weit einsehen kann, ist sie recht respekteinflößend.

Nach 300 Metern fahre ich auf einen Rennradler auf. Bis jetzt hat mich noch keiner überholt. Komisch, sind die schnellen alle schon so früh aufgestanden? Ich überlege kurz mich dranzuhängen, überhole dann aber und Grüße, auf spanisch „Hola“, weiß auch nicht warum. Er hängt sich aber direkt an mich dran.

Hätte mich auch gewundert, der Typ sieht sportlich aus und ist bestimmt zwanzig Jahre jünger als ich, der sollte mich, zumal in meinem Trainingszustand, locker abhängen. Irgendwie funktionieren meine Beine aber gerade, und ich profitiere sehr von der 34er Kassette, die mir noch eine halbwegs brauchbare Trittfrequenz ermöglicht. Ok, eigentlich nicht, ich trete kaum 70 Umdrehungen, aber immer noch mehr als die, die ich bis jetzt überholt habe.

Ich höre ihn keuchen hinter mir, er zieht aber nicht vorbei. Für mich ist das Motivation und Ablenkung. Irgendwann ist das Keuchen weg, ich habe ihn tatsächlich abgehängt. Allerdings mag die Gerade nicht aufhören. Also so überhaupt nicht.

Mein Garmin Radcomputer hat so eine tolle Funktion „ClimbPro“ die die Anstiege anzeigt, so dass man sehen kann, wie lange noch, wie steil noch usw. Leider ist die völlig dumm und damit nutzlos. Mehrmals gratuliert mir das Teil ich hätte die Steigung geschafft. Super, mitten im Pass?! Heute abend werde ich das ausschalten.

Ich kann jetzt die Schlussserpentinen sehen. Irgendwie glaube ich mich zu erinnern, dass es jetzt leichter wird. Wird’s aber nicht. Als ich sie erreiche muss ich feststellen, es ist immer noch steil. Ich kann mir gerade nicht vorstellen bis oben durchzuhalten. Physik ist Physik und Gewicht und die Leistungsfähigkeit die mir zur Verfügung steht, zwingen mich ständig am oder im roten Bereich zu fahren. Eigentlich erstaunlich, dass ich überhaupt soweit gekommen bin.

Ich kämpfe mich weiter hoch, die Serpentinen scheinen mehr zu werden nicht weniger. Immerhin kann ich noch einen Mountainbiker überholen. Richtige Rennradfahrer scheint es heute hier keine zu geben. Entweder Gravelbiker mit 30er Trittfrequenz oder Mountainbiker in winzigen Gängen die nicht vorwärts kommen. Vielleicht haben die aber auch, genau wie ich, alle zuviel Käsekuchen gegessen wer weiß.

Ich bleibe auf dem Rad mittlerweile ist mir fast schlecht, nicht mehr vor Angst, sondern vor Anstrengung. Dann die letzte Serpentine, erstaunlich. Es ist anstrengend bis zum allerletzten Meter, aber ich erreiche tatsächlich die Passhöhe.

Wegen der Wettervorhersage hatte ich eine warme Mütze angezogen, die bewährt sich jetzt, auch wenn ich es während der Auffahrt etwas bereut hatte. Ich finde jemand der das Passschildfoto macht, und mache noch ein Selfie am Tiroldenkmal. Dann muss ich erst mal einen Kaffee und eine Apfelschorle trinken. Da es nicht so warm war, habe ich auf dem Rad nur einen dreiviertel Liter getrunken.

Ich bestelle auch ein Stück Kuchen für’s Carboloading, aber bin zu platt, kann erst mal nichts essen. Für die Beine war das brutal. Ich beschließe es gut sein zu lassen für heute. Ich finde es fantastisch, dass ich tatsächlich oben angekommen bin. Und es ist ein super Einstieg für den ersten Tag. Auf den letzten zwei Kilometern hat meine Lunge gebrannt, und ich konnte oben erst mal nur an die Qual denken, gar nicht an die Schönheit der Berge. Die andere Seite auch noch zu fahren würde nicht funktionieren, außerdem soll ja das Gewitter noch kommen.

Der Trainer in mir kann so vernünftige Entscheidungen treffen, und die würden mir sicher guttun. Der Radfahrer in mir ist aber irre, ignoriert das einfach, setzt sich auf’s Rad und stürzt sich in die Abfahrt nach St. Leonard. Der Trainer schüttelt nur den Kopf, fragt höflich nach, wie lange ich keinen Alpenpass mehr gefahren bin, wie lange ich schon nicht mehr strukturiert trainiere, und auch noch wieviel ich eigentlich heute morgen gewogen hätte? Der Radfahrer überhört die Fragen und freut sich einfach, dass es jetzt lange bergab geht…

Die Abfahrt macht schon Spaß, aber zieht sich sehr lange. Ich bin erstaunt wie lange und teils steil die einzelnen Abschnitte sind. Aber auch wie schön das Wetter immer noch ist, und wie warm es auf dieser Seite des Bergs ist.

Ich halte kurz an, ziehe die Jacke wieder aus, und mache noch ein Foto. Mittlerweile fühle ich mich mit dem Rad etwas wohler bergab, auch wenn es sich noch immer nicht sehr wendig anfühlt. Ich überhole zwar auch das ein oder andere langsame Auto, und sogar zwei langsame Motorradfahrer, aber irgendwie so richtig Speed erreiche ich nicht. Egal, die Abfahrt macht schon Spaß. Dauert aber über 40 Minuten. Es sind doch tatsächlich 29 Kilometer auf dieser Seite zu bewältigen. Teils recht lange und recht steil. Das hatte ich irgendwie völlig verdrängt, dabei bin ich hier schon so oft gefahren.

In St. Leonard angekommen, mache ich am Kiosk eine kurze Pause, fülle die Flaschen auf, gönne mir einen Apfel und noch ein Wasser, dann geht es in den Anstieg: Timmelsjoch Südseite von St. Leonard aus. Keine Ahnung warum ich das gemacht habe, oder wie ich da hoch kommen soll…

Am Kreisel drücke ich die Runde ab, irgendwie habe ich 26,5 Kilometer im Kopf. Als erstes Ziel setze ich mir den Ort Moos. Ab da wird es nämlich für viele Kilometer sehr steil. Ich rechne mit einer Fahrtzeit bis zu drei Stunden. Ich bin auch schon in 2:15 h hochgefahren, aber davon werde ich heute weit weg sein.

Die ersten Kilometer laufen ganz ok, allerdings ist es sehr warm, das mit der warmen Mütze hätte ich lassen sollen. Ich hoffe, dass ich nicht in das prognostizierte Gewitter fahre, sondern vorher über den Pass komme. Beim Fahren muss ich an den letzten Ötztaler Radmarathon denken, da hatte ich hier schon Krämpfe, ich war noch platt vom RAAM (aber leicht) und hatte Katrin mit den Getränken verpasst…

Es herrscht recht viel Verkehr, und die Strecke zieht sich. Es ist schon durchaus steil, und meine 34er Kasette rettet mich, so dass ich noch eine halbwegs vernünftige Trittfrequenz fahren kann. Es dauert aber viel länger bis Moos als ich gedacht habe. Ist der Pass wirklich so lang? Immerhin ein paar mehr Kilometer mit noch halbwegs moderater Steigung.

An einer Baustelle ignoriere ich die Signalanlage, eine kleine Spur für Radfahrer ist frei. Dabei überholt mich ein Rennradfahrer. Endlich, der sieht superfit aus, geschätzt anfang 20 und 65 kg. Da lasse ich mich gerne überholen, bin ja Realist.

Dann endlich erreiche ich Moos nach einem Tunnel, und noch im Ort zieht die Steigung an. Es folgt eine Serpentine und die Steigung bleibt dann lange im zweistelligen Bereich. Sehr lange. Ich überlege ab welchem Kilometer es flach wird und der Erholungsabschnitt an der Schönau beginnt. War das Kilometer 11 oder 15? Ich weiß es nicht mehr. Momentan geht es einfach nur immer steilberghoch.

Meine Beine machen schon mit, sind aber wirklich an der Grenze. Immer so ein bisschen im roten Bereich oder, wenn es nicht mehr geht, bei niedriger Trittfrequenz. Eigentlich immer unter 70. Und die Steigung mag nicht aufhören. Es ist auch viel zu warm. Der Schweiß rinnt mir von der Stirn, die Brille läuft an. Weitertreten!

Einerseits ist es wirklich anstrengend, andererseits macht der Kopf eigentlich erstaunlich gut mit. Frage mich nur wie lange die Beine das durchhalten. Ich mache sogar das ein oder andere Foto. Ich überhole mal wieder einen Rennradler. Immerhin.

Also 11 Kilometer waren es nicht, dann sind es wohl 15 bis zur Schönau. Ich muss durchhalten, weiterkämpfen. Die Knie halten still, die Sitzposition scheint also ok zu sein. Auch kommt mir das Fahrrad bergauf nicht mehr zu groß vor. Nur leichter könnte es sein…

Ich komme so langsam an meine Grenze, hoffentlich halten die Oberschenkel das mit der niedrigen Trittfrequenz aus. Dann kommt anscheinend endlich der flache Teil, bin bei Kilometer 14, aber es geht erst mal weiter steilberghoch. Bei Kilometer 15 flacht die Straße dann aber tatsächlich ab.

Beim Ötzi habe ich hier immer versucht Gas zu geben, damit die Beine gar nicht erst auf dumme Gedanken kommen.

Heute überlege ich, ob ich es hier gut sein lasse. Im Restaurant Schönau könnte ich bei kühlem Getränk versuchen eine Mitfahrgelegenheit zu organisieren. Das wäre für heute wirklich genug. Aber ich fahre weiter, gebe den Beinen ein bisschen die Chance etwas zu entspannen.

Gerade als der Flache Teil endet macht der linke Oberschenkel zu. Keine Chance, ich muss kurz stehen bleiben. Ich Versuche zu dehnen und setze mich dann wieder auf’s Rad. Aber nach ein paar Metern macht der rechte Oberschenkel auch zu. Keine Chance, ich muss wieder stehen bleiben. Ich versuche ausgiebiger zu dehnen. Da kommt der Radfahrer den ich vorhin überholt hatte und hält auch an. Er füllt seine Flaschen auf. Hier läuft nämlich kühles Bergquellwasser aus einer kleinen Trinkstelle. Ich tue es ihm gleich und trinke einen ordentlichen Schluck, das Wasser schmeckt fantastisch. Ich mache beide Flaschen nur halb voll, das sollte reichen und ich will ja nicht zu viel Gewicht mitschleppen.

Wir unterhalten uns kurz, dann fahre ich weiter. Keine Ahnung wie meine Beine die letzten 7 Kilometer steilberghoch schaffen sollen. (ich habe immer noch 26,5 im Kopf statt 29). Aber mir bleibt eh keine Wahl als weiter zu fahren.

Zunächst zieht sich nun ein ewig lang scheinender Abschnitt ohne Serpentinen am Berg entlang. 9% und mehr. Die Beine tun es erst mal. Aber es zieht sich sehr. Gerade ist wieder mehr Verkehr, im Tunnel gibt der Motorradfahrer richtig Gas, danke für den Krach…

Ich kann tatsächlich noch an dem ein oder anderen Radfahrer vorbeifahren, aber bewege mich sehr am Limit. Die Beine fühlen sich an, als ob sie jederzeit wieder zu machen könnten. Aber ich beiße mich tatsächlich durch bis zur ersten Serpentine. Die mag ich eigentlich obwohl sie steiler sind als ich sie in Erinnerung hatte. Aber ich kann sogar ein Foto machen.

Dann folgt eine sehr lange „Gerade“ in die entgegengesetzte Richtung zur letzten. Auch hier ist es immer noch steil. Zwischendurch geht es vom Kopf her wieder richtig gut. Noch eine Serpentine und dann noch eine, und dann kommt doch schon der Tunnel? Ich zähle die halben Kilometer runter. Aber als ich die Serpentine erreiche geht mir auf, dass ich mit meinen 26,5 Kilometern daneben liege und der Anstieg ja deutlich länger ist.

Denn nach der Serpentine kommt zwar wieder eine, aber nix zu sehen vom Tunnel, sondern noch eine Serpentine, wieder lange geradeaus berghoch, dann wieder Serpentine. Als ich realisiere, dass es doch noch länger ist, klappe ich mental etwas zusammen. Seltsamerweise machen die Beine aber weiter.

Ich muss jetzt durchhalten, ich bin ja eigentlich schon recht nah am Ziel. Aber halten die Beine durch? Vor mir sind drei Radfahrer, die waren mal drei, vierhundert Meter vor mir, jetzt schnappe ich mir den letzten, und dann auch den zweiten und vor der nächsten Serpentine auch noch den dritten.

Und dann endlich, die letzte Serpentine und die Einfahrt zum Tunnel. Durch den Tunnel bläst mir kalter heftiger Gegenwind entgegen, aber egal, hier flacht die Strecke ab, bald habe ich es geschafft. Die Beine haben doch nochmal mitgespielt.

Der Tunnel ist erstaunlich lange, und dann geht es erst mal recht flach weiter. Allerdings mit heftigem Gegenwind, so dass ich trotzdem kämpfen muss. So zieht sich auch dieser letzte Abschnitt nochmal sehr. Und dann geht es etwas um den Berg herum in eine Kurve, und nochmal zieht die Steigung nennenswert an. Da mir hier aber jetzt richtig brutaler Gegenwind entgegenpeitscht, bleibe ich fast stehen. Echt jetzt? Hört die Quälerei hier denn nie auf?

Ich meistere aber auch diesen Abschnitt, jetzt sind es noch dreißig Meter bis zur Passhöhe, da macht der linke Oberschenkel wieder zu. Der hat jetzt wirklich genug. Ich denke mir das kann doch nicht wahr sein, komm, noch 30 Meter! Aber das Bein hat keine Lust mehr auch nur einen Meter weiterzufahren. Ich steige aber nicht ab, mit dem rechten Bein trete ich rein was geht und versuche den Schmerz im linken zu ertragen, was mir dann auch gelingt. Und so erreiche ich tatsächlich nach einem heftigen Kampf nach ca. 2:40 h die Passhöhe für heute ein zweites Mal.

Diesmal fühlt es sich emotionaler an. So langsam komme ich an in den Alpen, beim Pässefahren.

Ich will gerade ins Cafe auf der Passhöhe, als ich auf Matthias treffe, er ist im Vorstand von „Menschen für Kinder“ und seine Frau hatte aus dem Auto heraus mein Trikot erkannt. Denn heute hatte ich das Trikot der 22er Menschen für Kinder Radtour an. Was für ein Zufall.

Nachdem ich mich etwas gestärkt habe, begebe ich mich in die Abfahrt zurück nach Sölden. Nicht ohne einen Fotostopp. Dann versuche ich auf der langen Geraden oben mal endlich etwas Tempo aufzunehmen, aber einerseits verhindert das der Gegenwind, andererseits meine Vernunft.

Der nun kommende Gegenanstieg ist wie immer viel länger als gedacht und einfach unangenehm, egal ob während des Ötztaler Radmarathons oder am Ende eines langen Radtages. Aber auch den bewältige ich noch. Ich hatte die Jacke beim losfahren angezogen, jetzt ist mir aber deutlich zu warm, selbst in der weiteren Abfahrt, aber ich habe keine Lust stehen zu bleiben und sie wieder auszuziehen. So fühlen sich die letzten Kilometer gut aber etwas warm an.

Ich erreiche Hochgurgel, Gurgel und schließlich Zwieselstein. Und nach dem letzten Gegenanstieg rolle ich wieder in Sölden ein. Ein super Radtag, aber auch lange und super anstrengend. Ich hätte niemals gedacht, dass das in meiner gegenwärtigen Form möglich wäre, vor allem auch so als Einstieg. Der Trainer in mir sagt, ich sollte morgen einen Ruhetag einlegen, mal schauen was der Radfahrer in mir morgen früh für Ideen hat…

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