Normalerweise ist der August mein bester Monat. Da habe ich das geringste Körpergewicht und die Rennen der Saison plus das ganze Training haben mich halbwegs in Form gebracht. So gesehen, klingt es logisch die Platinstrecke des Alpenbrevet zu fahren und sich dort mit elf Stunden ein ambitioniertes Ziel zu setzen.
Diesmal ist es aber anders. Nach Silvaplana und dem herrlichen Wochenende mit Splügen-, Julier-, Maloja-, Albula- und Berninapass konnte ich zwei Wochen nicht auf’s Rad wegen einer Verletzung, dann die 24h von Kelheim, dann wieder zwei Wochen nicht auf’m Rad, es folgen die 24h vom Nürburgring, und dann, ja dann musste ich zwei wichtige Entscheidungen treffen. Zunächst musste ich einsehen, dass das Race around Ireland für mich dieses Jahr nichts wird (ich hatte immer noch die kleine Hoffnung auf eine Lastminutelösung) und ich musste entscheiden ob ich 2016 nochmal das RAAM fahre. Gerade letzteres ein schwieriger Prozess dessen Ausgang mir zudem nicht gefallen hat. (Ich habe mich dagegen entschieden).
Ich weiß nicht wirklich ob das der Grund war, aber ich hatte keine Lust auf Rennradfahren. Überhaupt gar keine. Ja der Gedanke mich auf’s Rennrad zu setzen und die immer gleiche Strecke aus der Stadt rauszufahren hat mich regelrecht angekotzt. Zweimal habe ich es indoor probiert bei hohen Temperaturen in der Dachgeschosswohnung, aber nach fünfzehn Minuten habe ich abgebrochen. Mein Kopf wollte einfach nicht fahren.
So kamen weitere VIER Wochen ohne Training hinzu. Den Alpenbrevet als „Ersatz“ für das RAI zu fahren war dann doch wohl eine Schnapsidee. Nur habe ich es ja tatsächlich geschafft noch ein Zimmer in Meiringen zu bekommen (normalerweise muss man für den Alpenbrevet im November die Zimmer buchen, weil das Städtchen sonst komplett dicht ist). Außerdem werde ich wieder von meiner Freundin Katrin begleitet und unterstützt. Jetzt alles zu stornieren wäre wirklich unschön. Auch wenn es vom Fahren her die vernünftigste Lösung wäre.
Ich rede mir ein, dass ich morgen immer noch auf die Silberstrecke abbiegen könnte, aber ich weiß auch, dass ich das nicht machen werde. Ich werde mich mit zwei Monaten Trainingspause (abgesehen von den zwei 24h Rennen, die man als HighIntensityTraining durchgehen lassen könnte) über die 276 Kilometer und über 7000 Höhenmeter schleppen, das werde ich durch logisches Denken nicht verhindern können.
Anyway, ich werde morgen versuchen das schöne Wetter und die herrliche Gegend zu genießen, wenn es dann zwölfeinhalb Stunden werden ist mir das auch egal. Das Fahren der Vorbelastung bei schönem Wetter auf flacher Strecke heute war eigentlich erstaunlicherweise ganz ok.