Das gleiche Programm wie gestern, könnte langweilig sein. Allerdings gibt es doch noch einige Gebiete wo ich dieses Jahr noch gar nicht war. Z.B. der Süden mit Playa Blanca und vor allem dem heftigen Anstieg nach Femes, denn Höhenmeter sammeln muss schon sein.
Wie immer, um erst mal von der Costa Teguise wegzukommen, in diesem Falle Tahiche zu erreichen, sind mindestens 130 Höhenmeter fällig.
Dann geht es über die LZ-34 in die erste richtige Steigung hinauf nach San Bartolome. Von dort fahre ich westlich bis zum Monumento al Campesino, dann weiter über Mozaga bis nach Tinajo. Der Wind bläst heftig entgegen, es ist noch eine Spur kühler als gestern.
In Tinajo fahre ich wieder bergauf bis Mancha Blanca und dann durch den Nationalpark Timanfaya. Der Wind peitscht mich jetzt in Richtung Südwesten.
Am Abzweig zum Restaurant ist Stau aus der Gegenrichtung, eher seltenes Phänomen hier. Ich knipse ein Foto und nehme den nächsten Anstieg.
Eigentlich durchaus anspruchsvoll, aber durch den Rückenwind gut dosierbar. Am Anstieg bietet sich ein guter Ausblick auf den Lavaauswurf der über viele Quadratkilometer im frühen 19. Jh. hier alles bedeckt hat, inklusive der Dörfer die hier existierten.
Für Rennradfahrer war diese Katastrophe allerdings von Vorteil, denn man hat hier eine schön asphaltierte Straße durchgebaut, die ist (zumindest in diese Richtung) herrlich zu fahren.
Die abschüssige bzw. wellige Straße in Richtung Yaiza kann ich diesmal auskosten, da ich kein Intervall zu Ende bringen muss. Ich versuche im großen Gang mitzutreten soweit es geht, dabei muss ich teils hohe 120er Kadenzen treten.
In Yaiza biege ich dann auf die LZ-2. Eigentlich will ich dann kurze Zeit später wieder abbiegen in Richtung Las Brenas, um direkt den Anstieg nach Femes zu erreichen, aber ich verpasse die Ausfahrt und muss so bis Playa Blanca durchziehen.
Der Straßenbelag ist gut, der Wind drückt mächtig von hinten, so bin ich relativ zügig unterwegs und Playa Blanca ist bald erreicht. Ich fahre jedoch nicht bis in den Ort, sondern biege am ersten Kreisel ab (der zweite wäre klüger gewesen) und nach zwei kleinen Abzweigen fahre ich gegen den Wind in Richtung des härtesten Anstiegs für heute.
Die Straßen haben hier 700er Nummern, warum auch immer. Jedenfalls geht es über die LZ-702, die sich in einem weiten Bogen dem Berg nähert. Auch hier viele Radfahrer, es gibt sogar eine eigene Radspur.
Die Steigung ist zunächst nicht supersteil, aber der Gegenwind sorgt dafür, dass man ganz schön arbeiten muss. Einige fahren hier schon mit 20er Trittfrequenzen. Keine Ahnung, was die trainieren, aber für meine Knie wäre das nix. Wahrscheinlich Triathleten 😉
Nach viel zu langem ackern gegen den Wind ist endlich der Kreisel erreicht. Seltsamerweise biegen alle anderen Radfahrer ab, ich bin wohl der einzige der sich jetzt Femes antut. Die Steigung zieht auch gleich heftig auf 13% und etwas mehr an. Zum Glück peitscht jetzt der Wind nicht mehr so heftig von vorne.
Die Strecke ist länger als gedacht. Obwohl es nur ca. fünfhundert Meter sind, dauert es lange, weil man eben so langsam fährt. Die Strecke flacht auf 11% ab, zieht dann wieder an und wenn man kurz die Hoffnung hat, dass es wieder weniger Steigungsprozente werden, zieht die Steigung erneut an bis mindestens 17%. Nochmal geht es um die Ecke und nach einer kurzen 13% Verschnaufpause werden die letzten Meter nochmal steiler.
Dann ist man aber oben in Femes. Hier gibt es jetzt die Möglichkeit bei herrlicher Aussicht einen Cafe zu genießen, aber natürlich erst nach dem Training…
Nach einer kurzen nicht zu steilen Abfahrt flacht die Strecke ab und führt durch ein interessantes Tal, bevor es kurz vor Las Casitas Femes wieder bergauf geht. Dann folgt aber eine zügige Abfahrt hinunter bis Uga.
Am Kreisel dort, wo man an die Ostküste oder La Geria abbiegen könnte stehen zwei riesige Plastikdromedare. Die Ugaren sind offensichtlich stolz darauf, dass die Dromedare mit denen man den Nationalpark Timanfaya auf einer geführten Tour erkunden kann in Uga gezüchtet werden.
Ich fahre jedoch im Kreisel in Richtung Yaiza und wieder auf die LZ-2. Diesmal treffe ich die Abfahrt und über Las Brenas fahre ich erneut in Richtung Femes. Zum Höhenmeter sammeln gebe ich mir den Anstieg nochmal.
Auch nach Las Brenas und dann aus dem Ort hinaus geht es ordentlich berghoch. Oben bietet sich eine gute Aussicht auf Playa Blanca und nach Fuerteventura.
Nach einer kleinen Abfahrt ist dann wieder der Kreisel erreicht wo die böse Steigung beginnt. Beim zweiten Mal wird’s auch nicht besser, aber mit viel Wiegetritt arbeite ich mich erneut nach oben.
Auf der folgenden Strecke gönne ich mir das erste Gel und nach der erneuten Abfahrt hinunter nach Uga biege ich diesmal in Richtung La Geria ab.
Da der Wind jetzt von vorne kommt und vor allem sehr launisch, böig bläst, ist die Fahrt nicht so toll. Das Gezerre am Lenker geht mir auf den Keks. Die Anstiege fahre ich brav im G2, ansonsten versuche auf dem Auflieger konstant im mittleren G1 Bereich zu fahren, was erstaunlich viel Konzentration erfordert.
Etwas missmutig erreiche dann die T-Kreuzung zur LZ-56 in Richtung Tinajo. Diesmal fahre ich die Strecke also gegen den Wind. Leider gibt der Akku in der Kamera auf, so dass die Dokumentation der folgenden Strecke flach fällt. Über eine Woche ist aber nicht schlecht für so einen Kameraakku (hätte ich doch mal ans Aufladen denken können…)
Der Wind nervt zwar immer noch etwas, aber ich habe mich jetzt besser darauf eingestellt. So erreiche ich mit etwas Geduld Tinajo. Sollte ich nicht langsam mal das zweite Gel nehmen? Habe aber keinen Appetit. Die Beine funktionieren auch noch gut, ich lasse es.
Allerdings habe ich seit gestern etwas Sitzprobleme. Überhaupt fühle ich mich nicht so richtig wohl auf dem Sattel und in der Sitzposition. Hier ist wohl noch etwas Arbeit und Experimentieren angesagt.
In Tinajo angekommen biege ich gleich wieder ab in Richtung Bauerndenkmal. Schließlich muss ich ja noch ein paar Höhenmeter zusammenbringen. Diese Höhenmeter sind allerdings gut zu dosieren, da ich jetzt ja wieder Rückenwind habe.
Oben angelangt biege ich auf die LZ-30 in Richtung Teguise.. Knapp 1800 Höhenmeter erscheinen mir etwas wenig für die gestellte Aufgabe. Außerdem habe ich noch etwas über eine Stunde zu fahren.
Ich setze mir erst mal das Castillo Santa Barbara zum Ziel. Gerade erscheint es vor einem schmalen blauen Streifen am Himmel, den die Wolken freigeben, sogar die Sonne scheint etwas darauf, obwohl alles andere recht düster ist (Sogar etwas lanzarotischen Regen hatte ich heute schon).
Wieder muss ich ordentlich gegen den Wind ackern bis Teguise erreicht ist. Ich überlege kurz ob der knackige Anstieg zum Castillo noch in den Beinen steckt, aber ganz automatisch bin ich schon abgebogen…
Es geht ganz gut, die Rückenwind unterstützten Phasen sowieso, aber auch der Rest. Oben Schleife drehen, kurze Abfahrt und weiter geht es gegen den Wind in Richtung Haria auf der LZ-10.
Eigentlich wollte ich abbiegen auf die LZ-404, aber das wäre wohl etwas kurz gewesen. So ziehe ich durch und mache mich auf die Fahrt nach Haria, vorher abbiegen geht jetzt nicht mehr. Das Wasser könnte gerade so reichen.
Da jetzt tatsächlich etwas Sonne von hinten scheint und die Berge vor mir in interessantes Licht taucht, bereue ich es etwas den Kameraakku nicht aufgeladen zu haben.
Die Temperatur sinkt, je höher ich komme. Nachdem die Hochebene durchquert ist und ich Los Valles passiert habe sind es nur noch knapp über 10° C. Allerdings habe ich auch gut mit der Steigung zu tun, die gefühlt durch den Gegenwind nochmal drei Prozentpunkte gewinnt. Ich nehme das zweite Gel, auch ohne Hunger oder Appetit.
Nachdem die zwei Serpentinen aus dem Ort heraus gemeistert sind geht es recht gerade berghoch. Vorbei am Windpark, teils mit fantastischer Aussicht. Trotz der schönen Ausblicke bin ich aber froh dann endlich oben zu sein. Die sechs Stunden sind jetzt voll und ich muss noch ein ganzes Stück bis zum Hotel zurücklegen.
Die Abfahrt über die LZ-10, vorbei am Aussichtspunkt mit dem Restaurant Los Helechos, über die schöne Serpentinenstraße macht Spaß, aber die Sitzprobleme melden sich wieder.
Kurz vor Haria biege ich auf die LZ-207 in Richtung Tabayesco ab. Diese Straße bin ich bis jetzt nur berghoch gefahren, noch nie als Abfahrt. Berghoch ist die Strecke schöner, aber ich will jetzt auch langsam ins Hotel zurück, deshalb bin ich froh, als die Abfahrt endlich zu Ende ist.
Jetzt gilt es von Arrieta nochmal ordentlich Druck zu machen und den Rückenwind und den guten Straßenbelag zu nutzen um Richtung Costa Teguise zu fliegen.
Zwei, dreimal muss ich noch ganz ordentlich berghoch fahren, aber selbst jetzt geht das noch gut im G2. Dann ist endlich der Abzweig erreicht. Wurde auch Zeit, denn das Wasser ist mir schon längst ausgegangen.
Aber schließlich sind auch die letzten windunterstützten Kilometer absolviert und nach gut sechseinhalb Stunden ist der Trainingstag vorbei.
Gundi 9. März 2016
Habe ich das schon gesagt? – ich hasse Gegenwind 😛 .
Ich muss ja immer wieder grinsen… und dann flacht die Strecke auf 11 % ab … 🙂 hmmm, wenn Du das sagst, dann wird es wohl so sein, Dir kann es ja nicht steilberghoch genug sein 😉 .
Übrigens habe ich mir die Mühe gemacht und jeden deiner Berichte quasi retrospektiv kommentiert, sicherlich nicht literarisch oder fachlich wertvoll, aber vielleicht reicht’s ja zum Aufmuntern, quasi aus der Sicht des absoluten Rad-An-alphabeten (honi soit qui mal y pense) 😀
Guido 10. März 2016
ja das mit dem Gegenwind hast du schon gesagt 🙂 Aber ganz ehrlich, ich glaube jeder Radfahrer hasst Gegenwind…