Da das mit dem Test letzte Woche nicht so geklappt hat muss ich heute etwas nachsitzen. Auf dem Programm steht nach einer Einfahrphase mit kleinen EB Intervallen ein CP-Test über 20 Minuten.
Da ich den Test gerne an einem längeren Anstieg fahren möchte, geht es zunächst über die gleiche Strecke wie gestern bis kurz hinter Arrieta. Es geht fast auf mit der Zeit, so dass ich nach dem Abzweig wo die LZ-1 weiter nach Orzala führt nur noch fünf Minuten fahre, umkehre und dann am Kreisel in Arrieta meinen Test die LZ-201 hinauf in Richtung Ye starte.
Anfangs ist das natürlich alles kein Problem. Da es ein Ziel ist die Leistung recht konstant über die 20 Minuten zu verteilen, ich aber anfangs ja noch nicht weiß, was ich letztlich zu leisten im Stande bin (das herauszufinden ist ja der Sinn des Tests), schätze ich grob ab, setze etwas zu hoch an und schaue dann was passiert.
Nach fünf Minuten hat man eine erste Richtung wohin es geht. Ich habe zwar brav die Heuschnupfentabletten genommen, aber werde ich heute ordentlich was raushauen können? Immerhin muss ich bei dieser Art des Tests ja nicht bis zur Abbruchleistung fahren, trotzdem geht man gerade zum Ende hin aber schon an die Grenze.
Halte ich überhaupt sauber durch? Diese Gedanken werden von der Arbeit an der Schaltung und dem Ausgleichen mit der Trittfrequenz verdrängt, denn die Strecke hat keine konstante Steigung sondern die Steilheit schwankt gerade anfangs, so dass Konzentration gefordert ist um die Leistung an den weniger steilen Stücken nicht absacken zu lassen.
Ich nehme die Landschaft kaum war, ich kenne sie ja auch schon, und bin froh als die ersten zehn Minuten rum sind. Das nächste Teilziel sind fünfzehn Minuten, immer schön die Leistung hoch halten. Zwischendurch habe ich kurz Lust aufzuhören, aber im Gegensatz zum Ergometertraining habe ich hier die zusätzliche Motivation durch Sonne und Wind, sowie die Tatsache, dass ich ja tatsächlich den Anstieg hinauf komme und nun schon recht nahe am Weingut bin, das man als Ziel schon von ganz unten gut ausmachen kann.
Sechzehn, siebzehn Minuten, geht doch. Jetzt nur nicht nachlassen. Die letzten zwei Minuten kann ich nochmal etwas zulegen, unterstützt durch die Tatsache, dass die Steigung nochmal etwas anzieht. Und kurz vor Ye ist es dann geschafft. 20 Minuten, den ersten, harten Teil habe ich für heute absolviert.
Jetzt erst mal ausrollen. Die Schleife über den Mirador del Rio spare ich mir, stattdessen fahre ich einfach die LZ-201 weiter in Richtung Haria. Die folgende Abfahrt nutze ich zur Regeneration, im darauf folgenden Anstieg gönne ich mir ein Gel. Dann fahre ich runter bis Haria und von dort weiter abwärts in Richtung Arrieta. Anfangs mit etwas ruppigem Belag wird es dann eine ganz schöne Abfahrt über die LZ-10.
Von Arrieta geht es dann zurück über die LZ-1. Hier kann ich auch schon die ersten G2 Intervalle fahren. Bald geht es jedoch auf die LZ-404, die ich diesmal über Teseguite bis Teguise fahre. Der Belag ist ungemütlich zu fahren, geht aber gerade noch.
In Teguise fahre ich am Castillo vorbei, dass ich mir für einen der „Höhenmetersammeltage“ vorgemerkt habe, da kann man nämlich nochmal ein paar richtig steile Höhenmeter sammeln.
Ich kann mich noch ganz gut an die Verkehrsführung in Teguise erinnern und so gelange ich rasch auf die LZ-30 in Richtung Südwest. Nicht weit hinter Teguise biege ich jedoch auf die LZ-402 in Richtung Caleta de Famara ab.
Was ich ganz verdrängt hatte, das der Wind aus Nordosten kommt, und vor allem, dass ich jetzt ja genau in diese Richtung fahre, auch wenn es gefühlt nach Westen geht. Die Insel liegt halt recht „schief“ im Atlantik. Außerdem wird der Wind wohl auf diesem Teil der Insel durch die Berge des Nordens und die kleinen Inseln vor der Küste irgendwie verstärkt und peitscht mir nun recht heftig entgegen.
Obwohl es bergab geht muss ich ordentlich reintreten. Allerdings eigentlich egal, denn der Leistungsbereich ist ja eh vorgegeben, aber 250 Watt gegen den Wind bergab fühlen sich nicht so befriedigend an wie 250 Watt an einer leichten Steigung.
Anyway, ich mag diesen Streckenabschnitt trotzdem, denn 2013 war dies meine erste Ausfahrt nach einer Krankheitswoche, auch wenn ich mich da nur von Cafe con leche zu Cafe con leche geschleppt habe.
Am Meer angelangt werfe ich einen kurzen Blick auf die Kitesurfer während ich über ein Teilstück mit sehr ruppigem Asphalt fahre. Der Sand wird vom Wind über die Straße gefegt. Dann biege ich aber im Ort links ab und fahre nun wieder berghoch, diesmal mit Windunterstützung.
Plötzlich ist es herrlich leise. Die Windgeräusche beim Anfahren gegen den Wind sind doch heftig. Und wenn sie plötzlich wegbleiben ist das immer ein schöner Moment.
Die Beine funktionieren noch ganz gut. Auch Wasser habe ich erstmal noch genug. Zusätzlich zu den 2 Litern am Rad hatte ich noch eine 0,5er Flasche ins Trikot gesteckt. Heute ist es etwas wärmer als gestern und es ist weniger bewölkt, so dass in der Sonne die Temperatur deutlich über zwanzig Grad liegt. Außerdem ist jetzt Mittagszeit, so dass sie ordentlich powern kann. Mal schauen wie sich das gegen Ende der Einheit mit dem Wasservorrat so gestaltet…
Bald ist Soo erreicht. Ich könnte nun über Tiagua wieder zurück auf die LZ-30 fahren, aber dann kriege ich die fünf Stunden nicht voll, so fahre ich, auch aus Neugier ob die Straßen um den La Santa Club immer noch so übel sind, weiter bis La Costa und einmal um den Club herum.
Obwohl das ja DIE Unterkunft für Triathleten und Radfahrer ist, ist es noch genauso wie vor zwei Jahren. Der erste Teil geht gerade noch, aber die Umrundung des Clubs geht als astreines Vibrationstraining inklusive Netzhautablösung durch.
Ab dem Ort La Santa geht es dann aber wieder. Nun geht es beständig bergauf. Erst auf der Strecke fällt mir wieder ein, wie lange, und vor allem zwischendurch auch mal einigermaßen steil. Über Tinajo und Mancha Blanca arbeite ich mich die LZ-56 hinauf. Dabei führt die Strecke ab Mancha Blancha durch ein großes Vulkanauswurfgebiet „Los Volcanes“. Ein paar Flechten haben immerhin schon die Besiedlung gewagt.
Auf diesem Teil der Strecke überhole ich immer mal wieder einen anderen Radfahrer, der wohl auch irgendwelche Intervalle fährt, denn wir überholen uns immer wieder gegenseitig.
Auf der LZ-30 angelangt fahre ich dann wieder Richtung Teguise. Der Wind bläst ordentlich entgegen, so dass ich berghoch im G1-Bereich manchmal weniger als 12 km/h fahre.
Die Strecke bis zum Monumento al Campesino zieht sich länger als gedacht. Aber dann endlich ist das Denkmal für den Bauern zu sehen und ich biege links ab in Richtung Tiagua. Der direkte Weg nach Teguise wäre mir zu kurz, auch wenn ich weiß, dass ich mit dieser erneuten Schleife wahrscheinlich deutlich über der geplanten fünf Stunden Marke lande.
Mittlerweile hat sich ein Rennradler an mein Hinterrad gehängt und auch er biegt ab und bleibt in meinem Windschatten. Bis auf ein G2 Intervall habe ich schon alles gefahren was auf dem Plan stand, das hebe ich mir für den Anstieg von Famara auf, dann hoffentlich berghoch mit Rückenwind. Allerdings komme ich mit „rollen im G1 Bereich“ hier erst mal nicht viel weiter, denn bei Gegenwind geht es bergauf.
Vor allem ab Tiagua und dann erst recht ab Soo bläst der Wind brutal entgegen. Noch immer habe ich den anderen am Hinterrad, hast du nix zu trainieren? Dann fährt er aber auf halber Strecke nach Caleta de Farmara vorbei. Im Ort hole ich ihn wieder ein und obwohl mir das Arbeiten gegen den Wind ordentlich Körner gezogen hat freue ich mich auf das letzte G2 Intervall.
Mit heftigem Rückenwind geht es die LZ-402 hinauf. Obwohl das Intervall gut läuft und ich mir noch das zweite Gel gönne merke ich, dass es jetzt langsam reicht. Die Fünfstundenmarke ist überschritten, das Wasser ist aufgebraucht. Aber die Strecke zieht sich noch länger als ich dachte.
Als endlich der Kreisel erreicht ist und ich auf Teguise zufahre bläst mir der Wind natürlich wieder entgegen.
Jetzt gehen mir die Körner aus. Ich krieche der Stadt entgegen und beschließe auf den Recoverydrink im Hotel zu verzichten und die Trainingseinheit in Teguise zu beenden. So ist nach gut fünfeinviertel Stunden Schluss.
In Teguise genieße ich frisch gepressten O-Saft und gönne mir einen wirklich guten Käsekuchen mit Himbeermarmelade, offensichtlich mit viel Liebe gebacken. Ich genieße noch etwas das einigermaßen windgeschützte Plätzchen und lasse das Trikot in der Sonne trocknen. Bevor ich ins Hotel zurückrolle, zum Glück fast nur bergab oder mit Rückenwind.
Mal schauen was beim CP-Test rausgekommen ist…
Gundi 8. März 2016
Käsekuchen mit Himbeermarmelade…. schmeckt bestimmt besser als Ameisen…. ;-). Aber den Kuchen hast Du Dir heute redlich verdient – ich hasse Gegenwind 😀