Nach einem Ruhetag ist immer die spannende Frage, ist der Körper jetzt so ausgeruht, dass er die anstehende Trainingseinheit locker wegsteckt, oder ist er so runtergefahren, dass man nur schwer in die Gänge kommt. Ich denke nach dem ersten EB Intervall werde ich die Antwort wissen.
Der Wind hat erstaunlicherweise wieder etwas nachgelassen gegenüber den Tagen zuvor. Immerhin kommt er aus der „richtigen“ Richtung, nämlich aus Norden.
Da auf dem Trainingsplan viereinhalb Stunden mit EB und G2 Intervallen stehen wähle ich die bekannte Strecke durch die Mitte der Insel nach Norden über Guan Gopar, Tuineje, und von dort wiederum in Richtung Betancuria über die FV-30. Nicht das mir der Mut für neue Erkundungen fehlen würde, aber erstens ist es für die Positionierung der Intervalle gut die Strecke zu kennen und zweitens gibt es keine nennenswerten neuen Strecken wenn man zwölf Tage auf Fuerteventura mit dem Rennrad verbracht hat.
Anyway, die Streckenwahl führt zunächst zu einer eher einsamen Fahrt. Das kann ich aber sehr genießen. Schon auf der kleinen Straße über Guan Gopar nach Tuineje, mehr noch als ich von Tuineje über die FV-30 erst mal berghoch fahre. Denn es herrscht eine schöne Stille, und die wird auch nicht von Auto- oder Motorradfahrern unterbrochen.
Ich denke recht viel über das Race Across America 2017 nach. Es gibt noch einiges zu organisieren und vor allem muss ich es natürlich auch durchstehen und zwar so wie ich mir das vorstelle, nicht so wie 2014, als ich schon nach 900 Kilometern nur noch ums Finishen kämpfen konnte.
Das Rennen wird nächstes Jahr so stark besetzt sein wie schon lange nicht mehr. Viele erfahrene Ultracycler, einige Weltrekordhalter und Mehrfachsieger, und als wäre das nicht genug, auch noch so vielversprechende Rookies wie Adam Bickett und starke Frauen wie Sarah Cooper.
Dabei wird selbst die Altersklasse mit starken und erfahrenen Fahrern besetzt sein. Es wird also eine große Herausforderung werden meine gesteckten Ziele zu erreichen. Andererseits ist es fantastisch in so einem prominenten Fahrerfeld dabei zu sein.
Sowieso gilt es erst mal Teil 1 jedes Ultracyclingevents zu meistern, nämlich gesund und fit mit einem motivierten Team am Start zu stehen.
So hänge ich meinen Gedanken nach und das erste EB Intervall vergeht ohne Probleme, der Ruhetag hat also gut getan. Ich bleibe auch in Pajara auf der FV-30 und fahre das zweite EB Intervall im Aufstieg zum „degollada de Los Granadillos“.
Hier ist die Straße nass, aber Regen habe ich noch keinen abbekommen auch wenn zwei düstere Wolken am Himmel hängen und ein Regenbogen schon mal andeutet, dass es auch heute nass werden könnte. Da auch hier praktisch kein Verkehr herrscht, kann ich erneut diese besondere Stille genießen. Vor allem da die Lage der Straße auch den Wind etwas abhält.
Im Tal geht es weiter, über Vega de Rio Palmas nach Betancuria, und von dort hinauf Richtung Morro Velosa. Der Aussichtspunkt hat Montags geschlossen wie ich ja seit letztem Montag weiß, aber das ist mir heute sowieso egal, denn ich fahre daran vorbei, hinunter nach Antigua. So kann ich erstmals heute den jetzt stärker werdenden Wind nutzen um die Beine etwas fliegen zu lassen bevor ich wieder nach Norden fahre und bis Casillas del Angel ein längeres G2 Intervall setze.
Bei Puerto del Rosario fahre ich dann nur kurz nach Norden um gleich wieder westwärts das zweite G2 Intervall auf der schönen Strecke über Tetir nach La Mantilla zu absolvieren.
Dann heißt es nur noch zum Hotel „rollen“. Beim Kreisel vor Llanos de la Conception überlege ich kurz ob ich wirklich die etwas kürzere und flachere Variante durch Almacigo wählen soll, denn schließlich haben mich dort zwei Hunde verfolgt und diesmal muss ich bergauf fahren, kann also nicht so einfach davon fahren. Aber ich lasse mich doch nicht von so zwei blöden Lassies einschüchtern, wir werden ja sehen.
Als ich das Dorfende erreicht habe und noch immer keine Killerhunde mich angefallen haben bin ich fast etwas enttäuscht, zumindest für‘s Blog wäre es spektakulär gewesen…
Anyway, die restlichen Kilometer von Ampuyenta über Antigua und Tuineje kann ich sehr genießen, der Wind pusht von hinten, die Beine funktionieren gut, dieser Abschluss ist fast schon Routine, wenn es nicht doch immer wieder sehr geil wäre auf gerader Strecke konstant mit Geschwindigkeiten zwischen 45 und 55 km/h zu fahren.
So hat der letzte Trainingsblock mit einer schönen und zufriedenstellenden Einheit angefangen. Morgen ist dann nochmal richtig Höhenmeter sammeln angesagt, mal schauen ob ich die 3000er Marke erreichen kann.