steilberghoch

Ultracycling und Alpenpaesse

Tour de Kärnten Tag 6

Heute wird wieder in Ossiach gestartet. Es ist tatsächlich trocken. Ein letztes Mal schreibe ich mich in die Startliste ein, und sortiere mich dann im Block B ein.

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Der neutralisierte Start ist mittlerweile Routine, bis auf zwei, drei Ausnahmen fahren alle locker und entspannt hinter den Führungsfahrzeugen her. Nachdem wir die Bundesstraße 94 verlassen haben erfolgt die Startfreigabe.

Sofort versuchen alle auf die erste Startgruppe aufzuschließen. Dabei gilt es an den langsameren aus dem Frauenpeloton vorbeizukommen, die alle automatisch im Startblock A starten dürfen. Aber es läuft alles problemlos. Jetzt heißt es möglichst lange an der ersten Gruppe dranzubleiben.

Gleich geht es auch wieder bergauf, so dass sich das Feld auseinander zieht. Aber jetzt am letzten Tag komme ich langsam etwas besser in Form. Heute morgen hatte ich auch erstmals wieder normale Körpertemperatur, vielleicht hatte ich doch einen leichten Infekt. Anyway, ich kann eine Weile einigermaßen vorne dran bleiben. Das ist auch wichtig, denn nach dem ersten kleinen Gipfel, folgt nach kurzer Abfahrt eine längere nur leicht wellige Strecke.

Ich komme einigermaßen über den Berg und finde mich dann in einer recht großen Gruppe wieder. Sehr gut. Leider wird gekreiselt. Vielmehr es wird versucht, aber das klappt nur mittelmäßig. Zwar organisiert ein Fahrer den Kreisel, aber da die Fahrer durchaus unterschiedlich stark sind, und auch nicht besonders vertraut mit dem Kreiseln, sind wir meiner Meinung nach deutlich langsamer als wenn wir einfach Wechseln würden. Aber was soll’s, Hauptsache nicht alleine.

Es schließt noch eine weitere Gruppe von hinten auf, was meine Theorie ein bisschen bestätigt. Jetzt funktioniert das Kreiseln aber noch viel schlechter. Macht aber nichts, denn es geht bald wieder ordentlich berghoch.

Heute werde ich nicht von der gesamten Gruppe abgehängt, im Gegenteil, ich fahre immer recht weit vorne. Und das obwohl ich mich bei der Führungsarbeit vorher nicht habe lumpen lassen. Jeder fährt seinen eigenen Rhythmus, so wechseln die Positionen immer wieder, gegen Ende bin ich aber mit der französischen Gesamtzweitplatzierten, ihrem „Beschützer“ und einem weiteren Fahrer vorne.

Interessanterweise gehen heute auch die Abfahrten viel besser. Auch da bleiben wir vorne und zusammen. Die Form wirkt sich also auch auf die nicht so energiestoffwechselabhängigen Passagen aus, vielleicht einfach eine Frage des Selbstvertrauens und des Spaß am Fahrens.

Am Ende der Abfahrt ist die Gruppe aber wieder etwas zusammengerückt und einige Fahrer stark. Die Strecke wird nun wieder flach bzw. fängt der Anstieg in Richtung Bad Kleinkirchheim an. Der ist aber nicht so steil. Das kommt mir durchaus entgegen. Im Anstieg läuft es richtig gut. Wieder setzen sich die selben vier etwas ab und oben in Bad Kleinkirchheim gehen wir als Gruppe in die Abfahrt.

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Der französische „Beschützer“ macht ordentlich Druck, mir ist auch nach ordentlich Druck, die Französin macht, wie schon die ganze Zeit überhaupt keine Führungsarbeit (dafür hat sie ja ihren Helfer…), und der vierte Fahrer möchte zwar viel organisieren und gibt immer wertvolle Tipps, aber hat gerade etwas wenig Power.

So läuft die kleine Gruppe nur mittelgut, obwohl ich einiges investiere. Und auf dem jetzt perfekten Terrain für eine große gut laufende Gruppe werden wir nach einer Weile wieder eingeholt. Jetzt könnten wir eigentlich richtig Power mache, und ich hoffe mal etwas Kraft zu sparen, da ich wieder sehr viel in Führungsarbeit investiert habe, aber die wollen schon wieder kreiseln, und es klappt überhaupt nicht.

Ich mache meinem Ärger Luft, wir könnten viel schneller sein und alle in die Führungsarbeit einbeziehen bei viel weniger Krafteinsatz, aber es wird nix, es interessiert niemanden. Letztlich bleiben sechs Leute übrig die die ganze Führungsarbeit machen, ich gehöre dazu, der französische Beschützer ebenfalls, der powert schon die ganze Zeit sehr, er will halt seinen Schützling möglichst schnell in den letzte Anstieg bringen, die beiden anderen aus meiner Vierergruppe ruhen sich jetzt allerdings aus.

Ich nehme es so hin, immerhin fahre ich nicht alleine, sondern kann in einer Gruppe dem Ziel entgegengeißeln. Nachdem es dann etwas steiler bergab geht und ich wieder ziemlich vorne in der Abfahrt bin geht es in den letzten Anstieg des Tages hinein.

Obwohl ich schon einige Körner verschossen habe, geht es bergauf super. Die Französin dreht jetzt auf, ihr Begleiter fällt zurück, er hat wohl seine Schuldigkeit getan. Ich sehe das immer wieder bei Radmarathons und auch bei den Etappenrennen, das einige Frauen die ums Gesamtklassement kämpfen ihren Freund oder einen Klubkameraden als Lokomotive und Beschützer dabei haben. Und oft leisten die keinerlei Führungsarbeit in einer Gruppe. Ich finde das gegenüber den Mädels die fair alleine Kämpfen und klug fahren müssen, bzw. um Hinterräder und Gruppen kämpfen müssen sehr unfair. Ganz zu schweigen davon, dass es mir wirklich symphatischer ist, wenn auch die Mädels sich an der Führungsarbeit entsprechend ihres Leistungsvermögens beteiligen.

Aber mich betrifft es natürlich nicht direkt. In diesem Anstieg weckt das allerdings meinen Ehrgeiz und ich mag sie nicht ziehen lassen. Der Tippgeber aus meiner vorigen Vierergruppe ist jetzt auch mit vorne, es scheint wir fahren dritt ungefähr gleich stark bergauf. Ich halte einfach drauf ohne zu taktieren, ich will nur die Französin nicht ziehen lassen. Nach einer Weile, kann ich aber etwas Abstand herausfahren.

Ich habe keine Ahnung ob wir schon den höchsten Punkt erreicht haben, aber es wird flacher und ich mache Druck. Ich versuche den anderen Fahrer etwas zu pushen. Wir wechseln ab, er fährt mir einen Hauch zu langsam. Immer wieder fahre ich nach vorne, wir müssen noch zwei, dreimal kleine Hügel hochdrücken, aber heute ist die Power gut. Dann geht es hauptsächlich bergab. Dadurch kommen weitere Fahrer wieder heran.

Ich teile mir die Führungsarbeit nur mit einem Fahrer, die Französin ist auch noch dran, die anderen dahinter. Ich versuche immer wieder zu pushen und die anderen zu motivieren, ich will einfach die bestmögliche Zeit herausholen, aber einige sind entweder schon platt oder wollen die letzten Kilometer nur noch ins Ziel rollen.

Wieder ist es mir vorne zu langsam und ich versuche nochmal Druck reinzubringen, da biegt die Straße scharf rechts ab und es geht steil berghoch. Kurz nach dem Abzweig kommt auch schon das 1000 Meter Schild. Das Ziel ist näher als gedacht.

Es geht sehr steil bergauf, die leichte Französin zieht an mir vorbei. Das kannst du vergessen, kein Meter geführt, sich von einem Helfer ziehen lassen und jetzt vor mir ins Ziel kommen, vergiss es. Vorher fall ich Tod vom Rad. Ich gebe alles, vielleicht das erste mal in dieser Tour de Kärnten Woche.

Ich mache dabei etwas röchelnde Geräusche, aber das Gestöhne der Französin klingt auch nicht besser. Die fährt echt gut bergauf, aber schlagen wird sie mich nicht. An der 500 Meter Marke habe ich etwas Vorsprung. Ich fahre bis mir fast die Beine platzen, die Steigung lässt leicht nach, das spielt mir in die Karten. Die 200 Meter Marke kommt nur nicht nachlassen. Obwohl ich ja doch sehr sehr früh den Schlussspurt angezogen habe versuche ich die Leistung zu halten. Da sprintet Mr. „Ich erkläre dir wie Radfahren geht“ an mir vorbei. Sein Tempo ist zu hoch, ich kann nicht kontern. Aber da ist auch schon die Ziellinie, geschafft. Das war geil.

Aber auch mal richtig anstrengend. Selbst beim Ausfahren japse ich erst mal noch nach Luft. „Sauerstoffschuld abbauen“ nennt man das wohl.

Endlich mal gute Beine. Ein schöner Abschluss. Die Französin kommt auch ins Ziel, völlig fertig. Sie stöhnt beim Ausfahren, aber so, dass die Jungs im Ziel ganz nervös werden. Aber schnell konzentriert sich alles eher auf die Kärntner Kasnudeln,, die es im Feuerwehrhaus in Arriach gibt. Ich nehme mir auch eine Portion.

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Dann heißt es Jacke anziehen und ein letztes Mal die kleine Anschlussetappe zurück nach Ossiach fahren. Ein schönes Ausfahren, zumal es trocken ist.

Nachmittags gibt es dann nach der Chiprückgabe und Abholung des Finishertrikots noch die Abschlussveranstaltung mit Siegerehrung und einem Gruppenfoto am See.

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