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Ultracycling und Alpenpaesse

Tag 55 John o‘ Groats – Alness

Wetter: bewölkt meist etwas Regen ca. 10°
Tageskilometer: 159
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 4765
Tages-Fahrzeit :7:11 h
Gesamte Fahrzeit: 247:13 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 22,1 km/h
Tageshöhenmeter: 1476
Gesamt Höhenmeter: 53269
Maximale Steigung 14%
Maximalpuls: 171
Durschnittliche Pulsfrequenz: 136

Der gestrige Ruhetag hat mich etwas geschlaucht, so dass ich vom heutigen Tag nicht viel erwarte. Doch nach zwei, drei Kilometern überholen mich drei Rennradler. „Let me guess where you are goin…“
Nee, falsch geraten ich fahre nicht nach Landsend, da war ich schon. Neben dem langsamsten der drei fahre ich ein Stück nebenher, die drei wollen in neun Tagen in Landsend sein. Die kürzeste Strecke ist wohl so knapp neunhundert Meilen, d.h. sie müssen schon so hundert Meilen am Tag fahren. Also 160 Kilometer. Ist natürlich machbar, aber so richtig schnell sind die drei nicht.

Nach ca. dreißig Kilometern sind sie immer noch nicht weiter weg wie 500 Meter. Es ist nicht ganz einfach der Versuchung nachzugeben die drei einzuholen, aber dann würde ich mich richtig kaputt machen, und die sind mit ihren unbepackten Rennrädern eh schneller. Außerdem scheint das rechte Pedal eine Spur weiter nach außen in der Längsachse zu stehen, so dass sich mein Knie erst dran gewöhnen muss. Ein leicht stechender, manchmal ziehender Schmerz zieht vom Knie über Oberschenkel bis in die Hüfte.

Also tue ich langsam, es ist ganz gut zu fahren. So ein bisschen ziehen mich die drei natürlich doch, weil sie eben nicht so richtig wegkommen. Bei ungefähr vierzig Kilometern machen die drei am Materialwagen Pause. Ein Blick in den Kofferraum zeigt eine Palette Isopulver. Meins ist leider alle, so ein Materialwagen ist gar nicht so schlecht, du musst das Zeug nicht den Berg hochschleppen und kannst so viel mitnehmen wie du willst.

Anyway, ich fahre vorbei, wir grüßen uns freundlich und an der nächsten Steigung warte ich auf den „Express“. Der kommt aber nicht, obwohl ich einige Fotostopps mache. Schade eigentlich fand ich das ganz gut die Jungs so in Sichtweite zu haben.

Die Landschaft war zunächst eigentlich ganz ähnlich wie in Irland an vielen Stellen. Boring wie der Westhighländer sagen würde.




Dann aber wird die Landschaft klasse. Ich finde die gar nicht boring. Links das Meer, sonst die Ausläufer der Highlands. Man kann sogar in der Ferne die Ölbohrplattformen in der Nordsee erkennen.



Es kommen zwei mächtig Steigungen, und ich erwarte immer, dass die Jungs an mir vorbeiziehen. Irgendwie treibt mich das schon an, den Punkt wo ich überholt werde möglichst weit hinauszuzögern. Insgesamt ist die Strecke klasse zu fahren, ich finde nicht mal richtig heraus woher der Wind weht, wahrscheinlich so ein bisschen aus West, aber so schwach, dass ich kaum wirklich Gegenwind habe.

Ungefähr nach 75 Kilometern gibt es Mittagspause in Helmsdale. Dort treffe ich einen Holländer wieder, der gestern auch auf der Orkneytour dabei war. Wir plaudern etwas, und essen im aus Funk und Fernsehen bekannten Restaurant „Le Mirage“. Die Hauptattraktion ist eine gewagte Lampe, die aus den bestrappsten Beinen einer Tänzerin besteht. Das Essen ist aber klasse.



Nachdem ich mich von Anton dem Holländer verabschiedet habe und weiterfahre treffe ich die drei Rennradler wieder, die gerade im Ort eintreffen. Oh weh, das wird ein harter Kampf für die Jungs bis nach Landsend. Viel Glück und wenig Gegenwind!!


Auf dem Weg sehe ich einige weitere Radler, eine ganze Menge „end2ender“. Da die Strecke gut zu fahren ist, habe ich sogar noch die Chance Dunrobin Castle anzuschauen.


Ich bin gerade so gut zwanzig Minuten vor Schließung da, die machen das Castle schon um vier Uhr zu. Glück gehabt. Im Reiseführer stand, die Innenräume zu besichtigen lohnt sich nicht Das sehe ich anders. Im Gegenteil, wenn man wissen will wie die richtig Reichen in der viktorianischen Zeit gelebt haben, kann man das hier viel besser sehen wie in den meisten anderen Castle’s. Es gibt sogar die Kinderzimmer zu besichtigen inklusive Spielzeug. Leider darf man von den Innenräumen keine Fotos machen.



Der Garten ist klasse, vor allem hat man vom Castle aus einen fantastischen Ausblick auf Meer und Garten.

Wieder auf dem Fahrrad beschließe ich, da es eh ganz gut läuft, mich mit den Rennradlern solidarisch zu erklären und so Richtung einhundert Meilen zu fahren.





Hier gibt es ja wieder etwas mehr Auswahl was Unterkünfte betrifft, und so fahre ich bis ca. sieben Uhr bevor ich mich nach einer Unterkunft umsehe. Dabei verpasse ich das Tagesziel von hundert Meilen um einen halben Kilometer. Aber nochmal die Straße hoch und runter zu fahren ist mir auch zu albern…


Im Bahnhofshotel (Station Hotel) von Alness gibt es sogar noch was zu essen. Im Pub verstehe ich das erste Mal die Schotten kaum, das geht sonst eigentlich recht gut. Die haben aber auch alle schon locker 1,5 Promille. Im Fernseher des Pubs läuft Dart. Mit Cheerleadern und Heavymetal Einmarschmusik. Die Reporter tun so als wär’s unglaublich spannend, das Publikum tobt. Puh ist das boring.

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