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Ultracycling und Alpenpaesse

Tag 28 Ballyvourney – Killarney – Waterville

Wetter: Regen, dann meist bewölkt aber trocken morgens 5 bis 9°, mittags um 12°
Tageskilometer: 131
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 2336
Tages-Fahrzeit :6:54 h
Gesamte Fahrzeit: 130:53 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 18,9km/h
Tageshöhenmeter: 1430
Gesamt Höhenmeter: 28344
Maximale Steigung 11%
Maximalpuls: 152
Durschnittliche Pulsfrequenz: 123

Da es Frühstück erst um neun gegeben hätte verzichte ich ganz, und nutze die Gelegenheit endlich mal wieder früh loszufahren. Es gibt einen Energieriegel nach dem Aufstehen und um zehn vor sieben sitze ich auf dem Fahrrad. Die Sonne scheint den festen Willen zu haben hinter den Hügeln aufzugehen, aber ich lasse mich nicht bluffen und ziehe die Regenjacke an.


Der Wind braucht über zehn Minuten um festzustellen, dass ich schon unterwegs bin und stellt sich mir dafür um so vehementer entgegen. Also geht es mit dem gleichen Gegurke weiter wie es gestern aufgehört hat. Ich fahre die N22 Richtung Killarney. Die ersten Richtungsänderungen macht der Wind noch mit, aber nach ca. zehn Kilometern, kommt auch er an seine Grenzen und das Ganze entspannt sich etwas, so dass es gut läuft.


In Killarney angekommen finde ich sogar ein Cafe, dass um zwanzig nach acht schon auf hat und frühstücke erst mal. Anschauen wollte ich mir hier das National Museum of Transport und natürlich die Kathedrale.
Das Museum wurde allerdings schon vor über fünf Jahren abgerissen (hm, welche Auflage war doch gleich mein Baedeker?), aber die Kathedrale stand schon eine Weile und steht immer noch.
Die gefällt mir besonders gut, da der pure, dunkle Stein das Innere dominiert. Da ich so früh bin ist auch außer mir niemand drin, so dass ich wieder mal eine Kathedrale ganz für mich habe und die Ruhe genießen kann, die diese hier ausstrahlt.




Nachdem ich mein tägliche Kathedralendosis genommen habe geht es weiter über die N71 Richtung Kenmare. Killarney wird übrigens schon seit dem 18. Jh. touristisch entwickelt, was sich u.a. dadurch bemerkbar macht, dass es mehr Hotels als Häuser gibt. Selbst auf der Ausfallstraße hört es nicht auf, Hotel an Hotel an B&B.

Wie auch immer ich komme jetzt in die Killarney Area genannte Gegend. (die man übrigens auch per Pferdekutsche erkunden kann.)


Auf dem Weg nach Killarney hatte ich so Gedanken, dass jetzt endlich mal was Spektakuläres kommen müsse. Bis hierhin war Irland zwar sehr schön, aber auch nicht wirklich so besonders, dass ich Irland jetzt verlassen könnte und damit zufrieden wäre. Ich bin ja keine 2000 Kilometer auf dem Fahrrad hierhergefahren um noch ein paar Hügel mit grünen Wiesen und Schafen drauf zu sehen…

Und mein Wunsch geht in Erfüllung. Die 71 von Killarney nach Kenmare ist wirklich ein Highlight. Es regnet, aber erstens nicht so garstig wie gestern, und zweitens passt das Wetter einfach perfekt zur Gegend. Es geht erst am Lower Lake und am Muckross Lake vorbei. Ich mache einen kurzen Abstecher zum See, die historischen Farmen spare ich mir, mich dürstet nach spektakulärer Landschaft und fahren.


Die N71 wird hier zur fantastischen Panoramastraße, so liebe ich die Landschaft, das Wasser läuft aus dem Berg, der Wald hat etwas uriges und man sieht im an, das er viel, viel Wasser in Form von Regen bekommt.


Es gibt auch was zu klettern, es geht hoch mit moderaten Steigungsprozenten, aber auf Grund der Landschaft fährt es sich einfach klasse. Immer wieder könnte man für einen Fotostop stehen bleiben, aber es macht viel zu viel Spaß hier durchzufahren.



Irgendwann erreiche ich Ladies View, und es gibt einen Grund, dass Queen Victoria gerade hier die Aussicht genoss, den die ist wirklich fantastisch.


Weiter geht es bis zur Passhöhe Moll’s Gap. Von da geht es in einer zehn Kilometer langen Abfahrt runter nach Kenmare. Der Wind bläst hier wieder heftig, kommt er von der Seite fühlt es sich an als ob jemand am Lenker rütteln würde, kommt er nach einer Kurve plötzlich von vorne wird man abrupt von knapp 50 auf unter 30 km/h abgebremst, was ein seltsames Gefühl ist. Aber die Abfahrt ist einfach geil!

Anyway von Kenmare geht es dann auf die N70. Der Ring of Kerry. Die Landschaft ist hier erstmal wieder etwas weniger spektakulär, und die Straße ist unglaublich schlecht. Das hier ist ja nicht nur eine der Hauptattraktionen Irlands, sondern auch eine N Straße, also so etwas wie eine Bundesstraße. Wenn bei uns eine Bundesstraße in diesem Zustand wäre, dann müsste der Bundesverkehrsminister sicher zurücktreten, und zwar zurecht. Die haben’s entweder mit dem Straßenbau nicht drauf (hier gibt’s doch nicht mal Frost?!), oder aber überhaupt kein Geld.
Es wechselt zwischen langen Hügeln in der Fahrbahn, die es unmöglich machen links zu fahren und Schlaglöchern, meistens ist es einfach unglaublich „bumpy“. Wer Probleme mit dem Rücken hat sollte auf dieser Strecke also besser ein voll gefedertes Fahrrad nehmen.


Wie auch immer irgendwann erreiche ich Sneem, wo die Wasservorräte aufgefüllt werden und es ein warmes Mittagessen gibt. Da es noch recht früh ist beschließe ich bis Waterville weiterzufahren.


Ab Sneem öffnet sich die Landschaft etwas und wird auch wieder interessanter.




Nach einigen Kilometern gibt es einen Abzweig zum Staigue Stone Fort. Über eine schmale Straße geht es vier Kilometer den Hügel hinauf zu einem wahrscheinlich in den Jahrhunderten vor unserer Zeitrechnung aus Trockenmauern gebautem runden „Fort“. Wofür es verwendet wurde ist unklar, auch der kurze Videofilm den man am Anfang der Straße im Visitorcenter anschauen kann, kann nur einige Theorien anführen. (den kann man sich übrigens sparen, nix Hightech, sondern Fernseher mit drei Stühlen davor.)




Das Ding ist auf jeden Fall interessant, und wie bei anderen Monumenten auch, kann man nach Herzenslust darauf herumklettern und die fantastische Aussicht genießen. Dort treffe ich auch auf ein amerikanisches Pärchen, die mich im Laufe der Unterhaltung fragen wie ich denn mit den bumpy roads zurechtkäme, offenbar merkt man das auch im Auto.

Zurück auf der N70 wird die Landschaft jetzt doch sehr sehr schön, und über einen langen Anstieg geht es zum Coomakista Pass. Man klettert bis auf 210 Meter Höhe und immer wieder bieten sich fantastische Aussichten auf die Küstenlandschaft, das Meer und die vorgelagerten Inseln. Es gibt kaum Wind beim Aufstieg und so ist die Strecke gut zu fahren, selbst der Straßenzustand ist ganz ok.



Auf der Passhöhe angekommen bläst mir ein heftiger, heftiger Wind entgegen. Es ist unmöglich die Kamera ruhig zu halten.
Was ich mir vorher an Höhe erarbeitet habe bekomme ich jetzt in Form von einer langen Abfahrt nach Waterville wieder zurück.


Der Wind ist allerdings so heftig, dass ich in der Mitte der Straße fahren muss, damit ich nicht von einer Böe den Abhang hinuntergeworfen werde. Da es aber ordentlich bergab geht, komme ich doch ganz gut voran. Die Straße wird wieder schlechter und ein paar Kilometer vor der Ortschaft gibt es „temporary Surface“. Ich würde es geteerte Maulwurfshügel nennen. Eine schöne Teststrecke für das Material…

In Waterville frage ich gleich im ersten B&B, denn hier ist es genauso wie ich mir das vorgestellt hatte, eine Seafront mit Blick auf’s Meer und einer Promenade davor. Der Preis ist günstig, das Zimmer Ok, und die Landlady sehr nett. Ein schöner Abschluss für einen tollen Tag.

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