steilberghoch

Ultracycling und Alpenpaesse

Maloja und Splügen

Der Tag gestern steckt mir noch ganz gut in den Knochen. Da mit dem Maloja- und dem Splügenpass erneut zwei ordentliche Brocken auf dem Programm stehen fahre ich diesmal nicht ohne Frühstück los.

Der erste „Anstieg“ des Tages ist eigentlich gar keiner. Denn Silvaplana liegt nicht viel niedriger als die Passhöhe in Maloja. So fahre ich zunächst recht flach etwas über elf Kilometer am See entlang. Zunächst am Silvaplana See entlang, dann am Silser See.

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Das Wetter ist sehr gut, es ist fast noch etwas wärmer als gestern morgen, allerdings bin ich heute ja auch fast eine Stunde später gestartet. Für heute nachmittag ist eine Regenwahrscheinlichkeit von über 50% vorhergesagt. Dann sollte ich allerdings schon wieder auf dem Rückweg irgendwo im Malojapass sein, und die paar Meter von Maloja bis Silvaplana kann ich auch im Regen heimrollen.

In Maloja gilt es zunächst ein Stück geschotterte Strecke an einer Baustelle zu überwinden und dann ist auch schon das recht unscheinbar an einem Parkplatz stehende Passschild erreicht. Trotz gerade einmal knapp 50 Höhenmetern in gut 19 Minuten mache ich das obligatorische Passschildfoto.

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Jetzt geht es erst mal bergab. Und zwar spektakulär. Ich muss gleich einen Fotostopp machen, denn ich stehe oben an einer Serpentinenwand wie man sie selten zu Gesicht bekommt. Der Maloja scheint eine echte Perle zu sein. Eine gute Entscheidung den auch noch mitzunehmen. Bin nur gespannt wie es mir nachher im Anstieg ergeht. Normalerweise bedeuten Serpentinen ja gerade, dass der Straßenbauer versucht die Steigung im Rahmen zu halten, hier scheint es aber ein paar recht steile Abschnitte zwischen den einzelnen Kehren zu geben.

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Egal, ich genieße erst mal die Abfahrt. Die Serpentinen machen Spaß, aber auch der folgende Abschnitt ist ganz gut zu fahren. Bis Chiavenna sind es aber dreißig Kilometer und so muss ich trotz Abfahrt doch auch ein bisschen reintreten, denn die Strecke flacht zwischendurch mehrmals ab. Es geht durch mehrere Ortschaften und schließlich durch einen Tunnel, der eigentlich für Radfahrer verboten ist, aber es geht eh steil bergab, Beleuchtung habe ich auch, so sind die 350 Meter kein Problem.

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Nach dem Tunnel ist die Abfahrt ein Traum. Die Kurven schwingen sanft, der Belag ist ok, es geht steil genug bergab so dass man locker treten kann. Herrlich.

Auch meine Wade, die gestern abend nicht so glücklich über die 4200 Höhenmeter war ist still und funktioniert gut.

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So erreiche ich recht flott Chiavenna. Der Ort liegt spektakulär in einem Talkessel, umgeben von hohen, steil abfallenden Felsen und Bergen. Sehr beeindruckend.

Am Ende des Malojapasses drehe ich eine Runde im Kreisel, halte kurz an um den Leistungsmesser zu kalibrieren der schon wieder seltsame Werte angezeigt hat, und starte dann in die Auffahrt zum Splügenpass.

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Es geht gleich im Ort recht steil berghoch. Es sind über 25° C. Dieses Jahr stehe ich ja nicht so auf warmes Wetter. Ich weiß gar nicht warum ich letztes Jahr so gut darauf geeicht war, selbst die Wüstenabschnitte beim RAAM habe ich damals locker weggesteckt.

Anyway, noch fühle ich mich wohl und freue mich auf die kommenden gut 30 Kilometer. Den Splügenpass hatte ich mal so richtig unterschätzt. Die Landschaft ist fantastisch, der Pass hat eine interessante Streckenführung und verdammt, der ist ganz schön anspruchsvoll.

In einem recht engen Tal, dem Valle San Giacomo, führt die Strecke am bewaldeten Hang entlang. Dabei ist die Steigung stets anspruchsvoll, eigentlich gibt sie kaum mal nach. In Kehrengruppen schraubt man sich dann immer Höher, oft vier oder auch mehr.

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Es geht durch kleine Ortschaften und schon bald kommen die ersten Lawinengallerien und Tunnel. Nach den Serpentinen geht es meist wieder recht kurvenarm geradeaus, aber immer mit Steigungen zwischen 7 und gut 9%. Nach einer Weile merkt man das ganz schön, da es halt nichts zur Entlastung gibt. Das Ding ist immerhin 30 Kilometer lang, ich hoffe das bleibt nicht so!

Der Verkehr ist sehr lebhaft, eigentlich noch stärker als gestern am Julier. Ein seltsamer Kontrast zur spektakulären Landschaft. Es sind auch einige Radfahrer unterwegs, heute ist Samstag und da führen die Italiener ihre Colnagos aus 🙂

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Wie der Malojapass auch, liegt der Splügenpass teils in der Schweiz und teils in Italien. Ich befinde mich gerade in Italien und das wird auch bis zu Passhöhe so bleiben.

Es geht weiter durch einen reizvoll liegenden Friedhof mit einer sehr bekannten Kirche und über eine moderne Brücke. Die Steigung ist immer noch recht konstant im echten Kletterbereich und die Temperatur liegt nach wie vor bei über 25° C, obwohl ich bis jetzt oft im Schatten unterwegs bin.

Mehrere Kehrengruppen und Gallerien liegen nun hinter mir, dabei habe ich einige Rennradfahrer überholt, da gibt es die erste Entlastung. Bei Prestone gibt es einen kleinen See, man kann etwas flach am Wasser entlang fahren. Aber nicht sehr lange.

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Vor mir taucht ein Rennradfahrer mit dem gleichen Rahmen wie ich ihn fahre auf. Im Ort klappt die Straße etwas hoch und ich fahre vorbei. Was ihm aber nicht gefällt, der Erste der sich wehrt. Und zwar richtig, er zieht wieder vorbei. Ich will eigentlich mein Ding fahren, aber wir sind fast gleich schnell, um im Rhythmus zu bleiben überholen wir uns mehrmals gegenseitig bis es im Ort plötzlich ordentlich bergab geht.

Ich versuche die Chance zu nutzen und etwas Abstand zwischen uns zu bringen, aber als nach diesem kurzen Stück die Straße wieder ansteigt höre ich ihn bald wieder hinter mir keuchen. Er ist so mitte zwanzig und wiegt nicht viel über 70 kg. Aber er gibt seltsame Stöhn- und Pfeifgeräusche von sich. Jetzt strengt er sich richtig an, offensichtlich will er mich unbedingt überholen.

Als die nächste Kehrengruppe kommt, diesmal zehn Stück, setzt er seinen Plan in die Tat um und setzt sich langsam ab. Ich kann nicht folgen ohne richtig was rauszuhauen, aber das geht heute nicht. Er ist einfach stärker und nach drei Kehren kann ich ihn schon nicht mehr sehen.

Innerhalb der Kehrengruppe gibt es einige kleine Tunneldurchfahrten in der Kurve, Lawinengallerien und auch längere, beleuchtete Tunnel. Sehr geil zu fahren, das macht richtig Spaß. Der Belag ist leider nicht mehr so gut. Aber bergauf ist das noch unproblematisch.

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Ich bin nun schon deutlich über eine Stunde unterwegs und abgesehen von dem kleinen Entlastungsstück am Lago del Prestone ging es die ganze Zeit ordentlich berghoch. Das ist ein richtig anspruchsvoller Pass. Schon jetzt würde ich sagen der Splügen gehört in jedes Passpalmarés, keine Frage. Und ich hoffe er wird auch in meinem stehen und ich mache nicht vorher schlapp.

Mittlerweile habe ich schon eine solide Höhe erreicht, die Landschaft ist jetzt hochalpin. Sehr geil. Aber die Anstrengung lässt nicht nach. Es gibt zwei Abzweigemöglichkeiten, aber die Straße die steil berghoch führt ist immer die, die auch zu meinem Zielort nach Splügen führt…

Wieder geht es durch ein Dorf und es folgt eine Kehrengruppe. Mittlerweile bieten sich fantastische Ausblicke ins Tal und auf die umliegenden Berggipfel.

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Nach einer weiteren recht langen Gallerie folgt eine weitere sehr lange Gerade. Immer mit ordentlich Steigung. So langsam wird es sehr sehr anstrengend. Am Splügenpass kann man sich offensichtlich richtig quälen.

Ich überhole einen Rennradfahrer, der offensichtlich etwas Gewichtsnachteile hat, dann eine Gruppe Italiener, die fahren aber sehr langsam. Gerade als ich sie überhole erscheint das Ortsschild von Palu und die Mauer des Stausees ist zu sehen.

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Hier oben hatte ich jetzt die ganze Zeit etwas Gegenwind, was das Klettern nicht leichter gemacht hat, nun gehen die nächsten drei Kehren aber auch noch und ich bin auf Höhe des Stausees. Endlich! Jetzt gibt es ein, zwei flache Kilometer. Ich überhole noch zwei Radler, aber versuche auch mich etwas für den Schlussanstieg zu erholen. Denn das verdammte Ding ist noch nicht zu Ende.

Ich bin mir nicht mehr sicher wie lange der Aufstieg eigentlich ist. Ich glaube ich habe noch fast fünf Kilometer vor mir. Das wird wirklich hart. Denn ich habe das Ende des Stausees jetzt erreicht und fahre auf Montespluga zu. Im Ort geht es scharf um die Kurve und dann klappt die Straße wieder nach oben.

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In weiteren Kehren schraubt sich die Straße nach oben. Der Wind bläst recht heftig, irgendwie meistens von vorne. Ich habe mich auf dem flachen Stück  aber wieder etwas erholt. Während ich ein paarmal vorher am liebsten abgestiegen wäre, kommt nun die zweite Luft.

Allerdings wollen die Kehren und der Anstieg nicht enden. Oben ist ein Haus zu sehen, dass wie ein schweizer Passhospiz aussieht, es ist aber nur irgendein Haus, außerdem bin ich ja auch in Italien. Und nach dem Haus zieht sich die Straße lange und gerade mit solider Steigung nach oben. Hört der Pass denn nie auf?

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Und dann tatsächlich nach der übernächsten Kurve sehe ich die italienische Flagge. Als ich näherkomme bin ich etwas verwirrt, denn nichts deutet auf ein Passschild oder eine Einkehrmöglichkeit hin, sieht eher aus wie eine Zollstation. Ist es auch, wenn auch unbesetzt. Und ja es ist die Passhöhe. Geil, geschafft.

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Hier oben ist es nicht nur recht frisch, sondern es weht auch ein heftiger Wind. So mache ich schnell das Foto an der Stelle die am ehesten auf die Passhöhe hindeutet und mache mich dann in die Abfahrt.

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Was für ein Anstieg, dreißig Kilometer und 2h 9m ordentlich berghoch mit tollen Kehrengruppen, Tunneln und herrlicher Landschaft mit teils spektakulären Aussichten. Und die andere Seite will dem nicht nachstehen. Denn gleich hat man Blick nicht nur hinunter ins Tal, sondern auch auf eine herrliche Serpentinenwand.

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Vorbei an der Schweizer Zollstation und dem Passhospiz geht es über zehn Kehren hinab. Das macht wirklich Spaß. Nach den Kehren geht die Straße eher gerade mit sanften Kurven weiter, hinab unter die Waldgrenze. Und nur kurz eingebremst von einer Baustelle erreiche ich die letzten Kehren die mich dann hinunter bis nach Splügen führen. Das Ganze hat kaum 16 Minuten gedauert.

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In Splügen überlege ich etwas zu essen, aber ich habe kein Lust mich in ein Restaurant zu setzen, außerdem möchte ich vor dem eventuellen Regen Chiavenna erreichen. So hole ich mir nur im Volg (sowas wie ein Spar) Wasser und Apfelschorle für die Trinkflaschen und ein bisschen Obst.

Dann geht es in den Aufstieg. Aus Splügen heraus geht es gleich in einer steilen Rampe geradeaus berghoch, bevor die Straße in die Kehrengruppe einbiegt. Mit jeder Serpentine schraubt man sich weiter über den Ort und kann immer wieder herrliche Ausblicke ins Tal und auf die umliegenden Berge genießen.

Dann aber geht es in den Wald. Hier gibt es weniger Serpentinen, als vielmehr Kurven. Aber stetig steigt die Straße an.

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Auch diese Seite ist anspruchsvoll, wenn auch deutlich kürzer. Aus dem Wald heraus zieht sich der Anstieg dann in einer langen Geraden mit nur leichten Kurven. Dieses Stück ist durchaus fordernd, zum Glück springt die Ampel an der Baustelle gerade auf grün, allerdings komme ich gerade so durch bevor die Gegenseite losfährt, denn hier ist es ausgerechnet sehr steil. So langsam spüre ich auch die Höhenmeter die ich gestern und heute schon zurückgelegt habe. Aber noch reicht es um den ein oder anderen Rennradfahrer zu überholen.

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Die Strecke bis zur Kehrenwand zieht sich länger als gedacht, aber die Beine funktionieren eigentlich jetzt ganz gut und der Rückenwind unterstützt mich etwas.

Dann ist endlich der Schlussanstieg erreicht. Die Kehren türmen sich ganz schön hoch vor einem auf. Aber es lässt sich ganz gut klettern. Mal mit Gegen- mal mit Rückenwind schraubt man sich langsam nach oben. Die Aussicht auf die unter einem liegenden Kehren ist cool, die auf die Berggipfel drumherum auch.

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Es ist schon hart für mich, aber alles noch im Rahmen, vor allem gibt es bald das Hospiz als motivierendes Ziel zu sehen, und auch der Kilometer von der schweizer Zollstation bis zur italienischen ist etwas weniger steil als gedacht. So komme ich mit etwas Kampf nach knapp 44 Minuten ein zweites Mal auf der Passhöhe des Splügenpasses an.

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Wieder gibt es ein Foto und dann stürze ich mich in die Abfahrt. In den vielen Kehren ist man mit dem Rennrad deutlich schneller als die meisten Autos und einige sehr vorsichtige Motorradfahrer, so überhole ich einige Fahrzeuge. Einem Franzosen gefällt das gar nicht, er blockiert mich zweimal absichtlich bis ich mich doch vorbeiquetschen kann, wütend hupt er hinter mir. Ich bediene mich kurz internationaler Zeichensprache und habe dann schnell Montespluga und den Stausee erreicht.

Auch im Flachen mache ich etwas Druck, ich habe keine Lust, dass mich die langsamen Autos hier wieder überholen. Klappt nicht ganz, aber die zwei Überholer kann ich mir wieder schnappen als sie hinter einem Wohnmobil festhängen.

Fotos mache ich zunächst keine mehr. Auch wenn es spektakuläre Aussichten gibt. Die Straße hier oben ist wirklich schlecht und man muss immer beide Hände am Lenker haben, und anhalten mag ich auch nicht, weil ich ein bisschen Spaß und Abfahrtsrhythmus haben will.

Die Abfahrt ist angenehmer zu fahren als gedacht, man kann wirklich schön rhythmisch fahren, auf den geraden Stücken Tempo aufnehmen, sich durch die Kehrengruppen beamen. Sehr sehr geil.

Ok, ein Foto gibt es doch :)

Ok, ein Foto gibt es doch 🙂

So komme ich recht flott voran, vor allem unten wo der Belag deutlich besser ist kann man etwas „Flow“ genießen. 46 Minuten dauert der Spaß, dann ist erst mal Pause und Cappuccino angesagt. Ein schönes Cafe direkt am Kreisel wo Splügenpassstraße und Malojapassstraße sich treffen bietet einen wunderbaren Ort um ein kleines Erdbeertörtchen, ein Sandwich und die Cappuccini zu genießen. Außerdem fülle ich noch die Flaschen mit Wasser voll. Hier in Italien ist das preislich alles wunderbar im Rahmen, und man muss keine fünf Euro für einen Cafe bezahlen…

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Allzu lange pausiere ich allerdings nicht, denn es liegt ja noch ein Dreißigkilometermonster mit 1500 Höhenmetern vor mir.

Als ich losfahre treffen mich die ersten Regentropfen, aber es fängt nicht wirklich an zu regnen. Es ist recht warm, ca. 30° C und eher schwül. Gewitter könnte kommen, muss aber nicht. Mal schauen, jetzt ist es eh egal, letzter Anstieg.

Anfangs geht es noch ganz gut, vorbei an den Wasserfällen bei Borgonnuovo, aber dann geht es schon immer recht konstant bergauf. Was für die Abfahrt traumhaft schön war ist jetzt ordentlich anstrengend. Ich merke auch, dass ich nicht so recht Power habe. Der Leistungsmesser zeigt niedrige Werte an, allerdings traue ich dem Ding momentan nicht recht. Andererseits ist das jetzt mein siebter ordentlicher Passanstieg innerhalb von zwei Tagen, vielleicht bin ich auch etwas erschöpft.

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Ich hoffe die ganze Zeit auf etwas flachere Abschnitte, aber ich muss doch ziemlich arbeiten für mein Vorwärtskommen. Hindurch durch Ortschaften oder auch durch bewaldetes Gebiet, immer so mit gut 7% Steigung.

Dann endlich kommt der Stausee. Hier gibt es ein paar flache Kilometer und es folgt bald die Zollstation, man wird einfach durchgewunken. Nun bin ich wieder in der Schweiz.

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Bald darauf folgt der Tunnel. Interessanterweise steht hier kein Fahrradverbotsschild, obwohl es von dieser Seite aus ja ordentlich berghoch geht. Zumindest sehe ich keines. Ich habe auch keine Lust die Umfahrung zu suchen die es ja geben muss. So schalte ich mein Licht ein und fahre durch den Tunnel. Das ist ziemlich ätzend, weil es natürlich laut ist und außerdem steil berghoch geht. Ich reiße mich etwas zusammen, denn ich will möglichst schnell hier wieder raus. Ein Autofahrer hupt mich genervt an. Zu recht natürlich, aber er kann ja problemlos vorbeifahren. Die 350 Meter ziehen sich erstaunlich lange (oder sind es doch 700?), aber dann ist es geschafft.

Es folgen weitere Kilometer mal mehr mal weniger steil, ich empfinde sie aber allesamt als anstrengend. Ich nehme nochmal ein KH-Gel, obwohl ich eigentlich keine Lust darauf habe. Die Landschaft ist aber schön.

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Vor Stampa gibt es eine etwas spektakuläre Felsformation durch die die Straße hindurchgeführt wird. Ich bin froh, dass es ab hier eine längere flache Passage gibt. Der Wind schiebt etwas von hinten, aber richtig auf Touren komme ich nicht mehr. Ich bin ziemlich platt.

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Als die Steigung wieder anzieht überholt mich ein anderer Rennradfahrer. Er zieht einfach vorbei. Jetzt weiß, dass die Wattwerte die mir der Leistungsmesser anzeigt wohl doch so grob stimmen. Ich fahre gerade mal noch so mittleren G1 Bereich. Es fällt auch schwer, die Trittfrequenz hochzuhalten, immer wieder sackt sie unter 80 ab. Der Rest wird zäh, das steht fest. Denn noch ist einiges an Strecke und einige Höhenmeter zurückzulegen.

Nach weiterer Steigung und einem erneuten Flachstück zeigt der Radcomputer 25 zurückgelegte Kilometer an. Es zieht sich, aber soo weit kann der Schlussanstieg ja nicht mehr weg sein. Mit dem Wasser könnte ich gerade noch hinkommen.

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Und dann endlich, der erste Blick auf die Kehrenwand. Die ist noch gewaltiger als die auf der schweizer Seite des Splügenpasses.

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Die Annäherung an die erste Kehre erfolgt auf einer ziemlich steilen Geraden, dann geht es los, und gleich nach der ersten Kehre wird deutlich, dass ist kein Spaß. Denn hier ist es richtig steil. Ich boxe mich gerade so im Wiegetritt durch bis zur nächsten Kehre. Und auch da bleibt die Steigung eher so im zweistelligen Prozentbereich.

Die Straßenführung ist spektakulär, es bieten sich immer wieder fantastische Aussichten, aber es ist steil. Wieder habe ich Glück, dass an der Baustelle die Ampel gerade auf Grün springt, aber diesmal muss ich noch mehr kämpfen rechtzeitig durchzukommen, denn auch an der Baustelle ist es sehr steil.

Kehre auf Kehre folgt, und mit den letzten Kräften kämpfe ich mich nach oben. Ich bin wirklich völlig platt. Und immer wieder denkt man, jetzt müsste man doch langsam oben sein, aber weitere Kehren tun sich oberhalb auf.

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Dann bin ich mir sicher oben zu sein, aber wieder sehe ich drei neue Kehren. Gibt’s doch nicht! Aber das Gefühl es bald geschafft zu haben trägt mich nach oben.

Auch nach der nun wirklich letzten Serpentine geht es noch ein Stück steil berghoch, aber dann ist Maloja erreicht. Ich fahre bis zur Ortsmitte wo das Passschild steht und mache das wohlverdiente Foto. Zwei Stunden habe ich gekämpft um hier anzukommen.

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Geil, geschafft. Das war ein hartes Stück Arbeit. Jetzt wünschte ich mir eine Abfahrt nach Silvaplana. Zum Glück findet sich aber ein Mitstreiter, der sich bei der Fahrt aus dem Ort an mich drangehängt hat. Wir wechseln uns ab, so kann ich wenigstens noch ein bisschen Tempo halten an den Seen vorbei. Ich bin jetzt nämlich komplett leer.

So brauche ich für die „Abfahrt“ sogar eine Minute länger als für den „Anstieg“ heute morgen.

Den Bernina werde ich mir morgen wohl sparen. Aber das entscheide ich beim Frühstück…

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1 Kommentar

  1. Jörg 30. Juni 2015

    Hallo Guido, beeindruckende Bilder! Kenne Sils nur im Winter – umwerfend.
    Ich hoffe, Du hast noch viel Spaß. Freue mich, wieder mehr von Dir zu lesen.
    Beste Grüße

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