Wieder hatte ich eine problemlose Anreise, nur ein kurzer Stau. Und das trotz bedrohlich aufgebauter „Überlastung München“ Schilder mit Umleitungsempfehlung an fast jedem Autobahnkreuz. Man wollte wohl nur die Menschen vom G7 Gipfel fernhalten…
Zum Glück ist die Anreise zur Glocknerstraße aus Deutscher Sicht noch mit die kürzeste wenn man man einen richtigen Alpenpass fahren will. So ist der Glockner für mich seit 2009 so etwas wie der „Hausberg“ geworden.
Nun war ich allerdings seit zwei Jahren nicht mehr hier. Das letzte mal in den Alpen war ich auch 2013. Die Tour de Kärnten sollte mir dann dieses Jahr die Vorbereitung am Glockner ersetzen, allerdings ist der Unterschied gewaltig. Einerseits lag’s am Wetter das ich in Kärnten keine hohen Berge gesehen hatte, andererseits an den Strecken. So ist die Begegnung mit wirklich hohen Bergen, steilen Hängen und tiefen Tälern doch emotional.
Letztlich waren es ja genau diese Eindrücke die mich zu meinem Blog steilberghoch.com inspiriert haben und mir auch die Leidenschaft für das Rennradfahren gegeben haben, die letztlich sogar zur RAAM Teilnahme 2014 geführt hat. Es als „Zurückkommen“ zu bezeichnen wäre vielleicht etwas übertrieben, aber schon gestern abend bei meinem Rundgang durch Bruck konnte ich „die Berge spüren“.
Für heute hat mir Björn nochmal zwei Stunden auf den Plan geschrieben mit EB Intervallen und einem kurzen Antesten im SB Bereich. Ich setze mich früh auf’s Rad, denn nach der Hitze, die hier im Moment herrscht, soll es heute noch ordentlich gewittern und regnen.
Zunächst fahre ich in Richtung Zeller See. Allerdings zur Ostseite nach Thumersbach, denn in Zell am See auf der anderen Uferseite findet ein riesiges Vespa-Treffen statt. Der Ort ist voll mit knatternden Maschinchen und den dazugehörigen Fahrern. Die Zeller Seenrunde i eine schöne Strecke, die ich die Jahre zuvor gerne mit einem Milchcafe am Seeufer garniert habe.
Heute drehe ich in Thumersbach allerdings erst mal um und fahre wieder zurück nach Bruck und von dort die Glocknerstraße hoch. Es sind einige Radfahrer unterwegs und ich beneide sie etwas da sie wahrscheinlich bis hoch fahren bei besten Bedingungen. Ich fahre nur bis zum Bärenwerk, wo die Steigung richtig anzieht, und fahre dort meine EB-Intervalle. Dann geht es im lockeren G1 wieder zurück über Bruck erneut nach Thumersbach.
Leider hat mich hier der Heuschnupfen richtig heftig gepackt. Da das bei mir auch immer sehr auf die Atemwege geht, hoffe ich, dass es mich morgen nicht zu sehr einschränkt, ein zusätzliches Handycap zu meinem Gewicht brauche ich nun wirklich nicht.
Ich fahre noch ein Stück in ein Seitental und mache mich dann auf den Weg zurück ins Hotel. Den Milchcafe am Ufer spare ich mir, ich friere etwas und lege mich lieber erst mal ins Bett.
Ich versuche den Heuschnupfen einfach wegzuschlafen und zu verhindern, dass ich mich dann zusätzliche noch erkälte, was ganz oft passiert. Nach dem Aufwachen heißt es dann Startunterlagen abholen und (spätes) Mittagessen. Der Stand vom Zweiradstadler ist diesmal nicht dabei, beim Hervis Stand ist man wohl nicht ganz auf der Höhe was den Rennradbedarf angeht. Kaum Erstatzteile, Reifen und Schläuche, das meiste war sogar MTB Zeug. Wie gut, dass ich meinen eigenen Kram mitgenommen habe. Auch wenn ich noch nie was gebraucht habe hier.
Die Startlinie zum Glocknerkönig ist jetzt sogar auf die Dorfstraße gepflastert. Wohl zur Feier des 20. Glocknerkönigs. Für mich ist es auch schon die fünfte Teilnahme seit 2010. 2014 musste ich logischerweise auslassen. Als Ziel hatte ich mir ursprünglich mal die 1:30 h Marke gesetzt, also eine 1:29:59 h. Aber das hätte ich nur mit 75 bis 76 Kg Körpergewicht realistisch angehen können. So bleibt mir für dieses Jahr als Ziel nur die erste Startgruppe zu halten. D.h. 1:44:59 h. Dann kann ich ggf. nächstes Jahr nochmal einen Versuch starten.
Ich starte auch nicht mit Lightweight Laufrädern wie beim letzten mal, sondern mit Ksyrium SL-S. Die taugen meiner Meinung nach aber nicht so viel. Obwohl ich sie gerade erst, eine Woche vor der Tour de Kärnten gekauft habe, knarzt das Vorderrad schon seit der ersten Ausfahrt. Ich dachte erst die Bremse schleift, oder es liegt am Fahrrad, aber auch im Cannondale knarzt das Ding. Dass bei Regen Wasser in die Felge läuft und dann Literweise drin bleibt ist meiner Meinung nach auch Zeichen einer Fehlkonstruktion. Das war bis jetzt noch bei keinen Laufrädern der Fall die ich besessen habe, auch nicht bei Mavic Laufrädern. Immerhin stehen sie mit 23er Reifen nicht ganz so quer im Wind wie mit den 25ern die ich in Kärnten drauf hatte.
Anyway, das Material wird’s nicht machen. Es ist zwar mit Gegenwind zu rechnen, aber die Laufräder kosten mich vielleicht ein, zwei Minuten. Das zu hohe Körpergewicht kostet mich da eher schon vier+ Minuten. Die Frage ist aber vor allem ob mein Kopf es schafft voll auf brutalen Wettkampfmodus zu schalten und anderthalb bis zwei Stunden alles zu geben. Bei der Tour de Kärnten hat es vier, fünf Tage gedauert bis ich soweit war. Björn hat das sogar schön aus den SRM Daten herausanalysiert.
Andererseits hat es beim Schmelzrennen diese Woche ganz gut funktioniert. Da wäre zwar noch eine Spur mehr gegangen, aber es hat sich gut angefühlt, dass ist ja das Wichtige.
Ich werde morgen sehen was passiert.
Der Wetterbericht lässt im Prinzip alles offen, es könnte sein, dass wir noch im Trockenen hochkommen, vielleicht gibt es aber auch Gewitter und Hagel. Momentan gießt es jedenfalls in Strömen. Je schlechter die Bedingungen, desto schlechter für die Zeit, allerdings desto besser für die Platzierung, jedenfalls ist das meine bisherige Erfahrung. Egal welche Bedingungen, ich freue mich auf jeden Fall auf morgen, auf den Kampf gegen „meinen“ Berg.