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Ultracycling und Alpenpaesse

Fazit Saisonabschlussfahrt Ventoux / Veleta

Dieses Fazit wollte ich eigentlich am Strand von Almeria schreiben… Aber auch so fällt es positiv aus.

Die zunächst etwas abwegige Idee mit dem Auto bis nach Andalusien zu fahren, statt zu fliegen hat sich eigentlich bewährt. Das langsame Ankommen, mit dem Durchqueren der unterschiedlichen, zum Teil für mich neuen Landschaften, hat mir gut gefallen.

Vor allem aber habe ich so den Mont Ventoux in einem Zwischenstopp noch mit eingebaut, den ich sonst wohl kaum für ein Wochenende angefahren hätte. Und das habe ich nun wirklich nicht bereut. Interessant sind alle drei Anfahrten auf die Passhöhe, wobei die von Bedoin für mich mit Abstand die attraktivste und interessanteste war, und zwar bergauf wie bergab.

Sportlich gesehen ist die Auffahrt von Malaucene fast ebenbürtig, wobei ich glaube, dass im Sommer bei Gluthitze die Auffahrt von Bedoin doch deutlich anstrengender ist. Die Auffahrt von Sault ist auf jedenfall auch interessant, aber der sportlich anspruchsvolle Teil ist genau jener Abschnitt, der mit der Auffahrt von Bedoin identisch ist. Außerdem ist der Straßenbelag von Sault bis zum Chalet Raynard wirklich schlecht, was vor allem in der Abfahrt nervt.

Mit dem Wetter hatte ich in der Provence Glück, so dass ich die ungewöhnliche Aussicht in vollen Zügen genießen konnte, dazu die netten Franzosen, die romantisch schöne Landschaft, die typisch provencalischen Örtchen Bedoin, Malaucene und Sault, wirklich perfekt. Die Reise zum Mont Ventoux lohnt sich auf jedenfall, auch wenn es von Deutschland aus sehr weit zu fahren ist.

Hochinteressant fand ich die Tatsache, dass sich an diesem Berg auch viele Radler versucht haben, deren Trainingszustand offensichtlich nicht ausreichend für einen richtigen Alpenpass war. Das hat mich sehr an Trondheim – Oslo erinnert, wo das Rennen für die Norweger so eine große Bedeutung hat, dass man sich auch daran versucht, wenn es eigentlich nicht reicht. Das scheint mit dem Ventoux in Frankreich ähnlich zu sein. Für jemanden der gut z.B. das Timmelsjoch hochkommt sollte der Berg, egal von welcher Seite, aber kein Problem darstellen. Der Myhtos rührt eher her von den fiesen Bedingungen mit Hitze und heftigem Wind her, die dort herrschen können, und natürlich durch den Tod von Tom Simpson bei der Tour 1967. (einige Fahrer dieser Zeit hatten krasse Erlebnisse dort, die nicht zuletzt mit dem damals üblichen Einsatz von Amphetaminen und Alkohol in Kombination mit Dehydrierung in der Gluthitze herrührten).

Ich wäre ehrlich gesagt am liebsten noch ein paar Tage in der Provence geblieben, aber letzlich muss ich sagen, dass die Tage in Andalusien die Erlebnisse am Mont Ventoux nochmal getoppt haben.

Die erste Auffahrt zum Pico Veleta war wirklich spannend, wenn ich auch etwas gebraucht habe um den richtigen Weg zu finden. Aber eine so lange Auffahrt macht schon richtig Spaß. Auch so lange in über 3000 Metern Höhe zu fahren ist einfach geil. Ständig hat man diese spektakuläre weite Aussicht, die Temperaturunterschiede von Granada bis zum Gipfel sind sehr groß, teils über 25°, der tolle Fahrbahnbelag im Abschnitt bis zur Schranke, der herausfordernde Belag der letzten elf Kilometer, und dann die letzten Kilometer durch die Mondlandschaft bis zum Gipfel machen diesen Anstieg zum Erlebnis.

Das hier meist gutes Wetter herrscht kommt natürlich noch dazu, auch wenn ich drei Anläufe gebraucht habe, bis ich den Gipfelblick einigermaßen wolkenfrei genießen konnte.

Die beiden Varianten über Guejar Sierra einerseits und Monachil andererseits sind beide wirklich fantastisch. Die muss man einfach fahren. Auch wenn die Steigungen mit 19% über zwei Kilometer (mit Erholungsstellen um 10%) und 12 bsi 15% (mit 18% Spitzen über ca. 150 bis 200 Meter), jeweils sehr herausfordernd sind. Beide Varanten treffen wieder auf die 395, so dass die Variation nur im unteren Drittel liegt.

Ich weiß nicht genau warum, aber hier konnte ich so abschalten wie seit vielen Jahren nicht mehr. Mehr als auf meinen beiden langen Radreisen. Um so mehr ärgert es mich natürlich, dass ich vorzeitig abreisen musste. Und vor allem, dass ich die vierte Auffahrt mit Zeitenjagd auf der Standardstrecke nicht mehr machen konnte.

Aber das Positive überwiegt, trotz des Sturzes, bei weitem. Nur muss ich so auf jeden Fall in nächster Zeit nochmal nach Andalusien. Denn mir ist immer noch nicht ganz klar warum ich mich so verschätzt habe. Auch nach der Analyse der Daten von PC7 und Garmin 800. Ich habe den Track auch nochmal auf Google Earth angeschaut. Und mir scheint die Kurve doch deutlich sanfter zu sein als die empfundenen 95°, eher so bei 110 bis 120°. Das einzige was mir Aufschluss bringen wird ist wohl eine genaue Ortsbesichtigung.

Jetzt muss ich aber erst mal wieder aufs Rad kommen, dass wird noch ein paar Tage dauern, jedenfalls stelle ich mir das so vor. Aber ich hatte ja auch direkt nach dem Sturz die Lage völlig falsch eingeschätzt und ernsthaft überlegt am nächsten Tag mit einem Leihrad die vierte Auffahrt zu machen, dabei konnte ich nicht mal alleine die paar Treppen des Hoteleingang gehen… Seltsam wie man da reagiert. Aber immerhin war mir recht schnell klar, dass ich immenses Glück hatte einer schweren Verletzung entgangen zu sein, so dass ich zu keinem Zeitpunkt irgendwie geschockt war, und dieses Ende meines „Saisonabschlussradurlaubs“ nicht so schwer genommen habe, auch wenn es natürlich sehr schade ist, dass mir Calar Alto und Velfique entgangen sind.

Nur muss ich mich jetzt entscheiden, ob ich in die „Winterpause“ gehe und dann das Training wieder für die neue Saison wie grob geplant aufbaue, oder die Saison nochmal verlängere und nach Genesung versuche dieses Jahr noch die Strecke nochmal zu fahren.

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