Eigentlich bin ich kein rückwärts gewandter Mensch. Retro ist nicht mein Ding, ich suche lieber die optimal mögliche Lösung für eine Aufgabe mit dem was gerade aktuell an Material zur Verfügung steht.
So gesehen bin ich ein echter „Materialfahrer“, die emotionale Bindung zum Equipment ist gering und das Fahrrad nur mittel zum Zweck.
Nun habe ich aber, eher aus Versehen, ein 1980er Koga Miyata FullPro bei ebay geschossen.
Das schöne am Radsport ist ja, dass man sich alle Träume erfüllen kann, denn im Gegensatz zum Auto kann sich fast jeder sein Traumrad leisten egal ob aktuell oder Oldtimer. Auch das FullPro war bezahlbar und wenn ich es nun schon mal habe, dann will natürlich auch was sinnvolles damit machen.
Da es sich um ein Profirennrad handelt ist es nur logisch wenn man es auch so einsetzt. Die Eroica in der Toscana bietet sich dafür an.
Seit das Event in den Neunzigern erstmals ausgetragen wurde, hat es sich zu dem Retro Radsport Event schlechthin entwickelt.
Meine persönliche Idee hinter der Teilnahme ist es den Radsport so zu erleben wie er in den Endsiebzigern, anfang Achtziger für mich gewesen wäre. D.h. Kleidung und Equipment, Übersetzung und Fahrstil so wie ich es damals wahrscheinlich gemacht hätte.
Das man durch die Streckenführung und die „Strade Bianchi“, die Schotterabschnitte, auch etwas vom frühen Radsport der 30er bis 50er Jahre mitbekommt nehme ich als Nebeneffekt in Kauf…
Gemeldet habe ich für die lange Strecke, 209 Kilometer mit ca. 3200 Höhenmetern. Dass FullPro hat eine kleinste Übersetzung von 42 – 23. Klingt brutal, aber war damals durchaus eine Bergübersetzung. Für mich ist das wirklich heftig, ich schätze auch damals schon hätte ich einen Weg gefunden eine kleinere Übersetzung zu fahren, (39 vorne geht auf jeden Fall und hinten 27 wäre wohl auch noch in der Epoche gegangen), aber ich werde mal schauen wie weit ich mit der 42-23 komme, ggf. muss ich einige sehr steile Hügel schieben.
Ich fahre auch Schlauchreifen, weil ich die damals in einem Rennen mit Sicherheit auch gefahren wäre. Auch wenn ich nicht den geringsten Vorteil an Schlauchreifen erkennen kann und sie für mich unterwegs nicht zu flicken sind. Was natürlich das Risiko birgt, dass man auf der Strecke irgendwo strandet.
Die Bremsen haben damals nichts getaugt und tun es heute natürlich auch noch nicht. Kein Vergleich mit modernen Rennradbremsen. Entsprechend vorausschauend muss man halt fahren. Ich bin gespannt wie die Schotterabschnitte mit dem 80er Jahre Rennrad zu fahren sind, vor allem dann auch in den Abfahrten.
Retroklamotten kann man bekommen, auch wenn die Auswahl nicht so riesig ist. Beim Trikot geht’s noch, Handschuhe gab’s auch aber eher teuer, Mütze kein Problem, aber Hose und Schuhe, da ist es schwer was zu bekommen. Ich werde mit einer modernen Hose fahren, optisch kann ich da keinen großen Unterschied erkennen, das moderne Polster ist dann halt ein Kompromiss. Bei den Schuhen muss ich einfach schauen ob ich in Gaiole auf dem Markt noch was bekomme, denn dort soll es einen großen Teile- und Retroklamottenmarkt geben. Mal schauen, das wird bestimmt ganz interessant.
Hier noch ein paar Bilder von meiner Eroica Ausstattung:
Michael 5. Oktober 2015
Ist das Fahren OHNE Helm bei dieser Veranstaltung eigentlich „Pflicht“ ?
Ich denke nämlich, dass an diesem Punkt auch „Retro“ übertrieben werden kann.
Ich fahre ja auch nicht in einem 1980er VW Golf ohne Gurt …