Trekking Strecke: Dzonghla – Gorak Shep (ca. 10 km)
Ausflug Everest Base Camp (ca. 6,5 km)
SpO2: 85 | Ruhepuls: 51 | Schlafdauer 6 St.
Gehzeit: ca. 4:20 Stunden
EBC- Ausflug: ca. 3 St. (Gorak Shep – EBC 1:06 St.)
Abstieg: 520m
Aufstieg: 926m
Max. Höhe: 5261m
Puls Schnitt/Max: 118/157
Wieder habe ich ganz gut geschlafen. Heute steht nur eine kleine Etappe nach Lobuche auf dem Programm. Bei strahlendem Sonnenschein verlassen wir Dhong Lha. Zunächst geht es weiter talabwärts, dabei ragt recher Hand auf der anderen Talseite mächtig der Cholatse auf. Mittlerweile für mich der Inbegriff eines Berges.
Wir laufen auf recht einfachem Gelände. Nir ist aber bald entschwunden, da ich immer wieder für Fotos stehen bleibe, oder mir einfach die fantastischen Felsformationen anschaue.
Nach einem längeren, recht flachen Stück geht es ordentlich bergauf und dann am Hang entlang des Periche Tal. Noch thronen rechts Cholatse und Dabutche, beeindruckend ist aber vor allem auch Ama Dablam, der über der Kreuzung von Periche und Dhong Lha Tal thront. Ein fantastischer Anblick.
Wir biegen aber dann ins Khumbu Tal ab. Nun gibt es ganz neue Blicke auf die Bergwelt des Himalaya. Der Trail ist abwechslungsreich aber machbar. So schlage ich Nir vor bis Gorak Shep durchzuziehen. Er meint, dann sollten wir das Everest Base Camp nachmittags gleich dranhängen. Ok, so wird’s gemacht.
Der Weg ist schon ein bisschen anstrengend, aber wir passieren Lobuche ohne Pause und klettern immer höher über die 5000er Marke. Zur Rechten auf der anderen Talseite ist der mächtige, sechsgipflige Nuptse nun der markante Fixpunkt. Teils wird der Weg dann recht steinig und vor allem anstrengend. Doch gerade, als ich merke, dass meine Kräfte etwas zur Neige gehen, sieht man auch schon Gorak Shep.
Gleich die erste Lodge gefällt mir wegen der riesigen Solaranlage (Strom, Wärme, Internet?). Nir schleppt mich aber woanders hin. Ich schaue mir das Zimmer dort an und beschließe mir erst die erste Lodge nochmal anzuschauen, was mein Guide offensichtlich scheiße findet. Er meint, wenn wir das Zimmer jetzt nicht nehmen, dann wäre es nachher weg. Erpressen lasse ich mich nicht! Dann gehe ich eben zurück nach Lobuche…
Ich lasse ihn stehen und gehe zur ersten Lodge zurück, schaue mir dort ein Zimmer an, was etwas besser ist. Vor allem aber ist der Gemeinschaftsraum kein dunkles Loch wie in Nir’s Schuppen, sondern hat große Fenster mit Aussicht auf den Nuptse. Ich buche das Zimmer. Nir ist mittlerweile dazugekommen und sieht ein, dass ich hier übernachten möchte, wenn er auch nicht versteht warum.
Anyway, ich beziehe das Zimmer, wir nehmen Lunch und brechen dann, schon recht spät, zum EBC auf. Auch hier gibt es eine kurze Diskussion welches EBC wir denn ansteuern, denn es gibt laut Karte ein altes und ein neues. Im Winter gibt es ja im Prinzip gar keines, da die Expeditionen nur im Frühjahr stattfinden. Ich will zum „neuen“, da ich eben von dort den Punkt sehen kann von dem das Asisi Bild virtuell gemacht wurde.
Wir marschieren also los. Mir geht es sehr gut, trotz der Höhe von 5100m von der wir starten. Zunächst geht es durch eine kleine „Sandwüste“, aber schnell geht es über recht schwierig zu gehende Steine. Das bleibt eine ganze Weile so. Dann gibt es wieder etwas einfacheres Geläuf. Dabei gehen wir immer am Khumbu Gletscher entlang. Dann ist es wieder mehr „kraxeln“. Ist mir aber vollkommen egal, denn jetzt bewegen wir uns vor dem mächtigsten Berg der Welt, das Wetter ist perfekt und an jedem Punkt könnte man stehen bleiben und ein Panoramafoto machen.
Vor allem das „Dach der Welt“ zeigt sich lässig zwischen den anderen Gipfeln. Was für ein Gefühl, so nah werde ich dem Mount Everest nicht mehr kommen.
Immer wieder habe ich das Bild von Asisi vor Augen, und jetzt laufe ich hier am Khumbu Gletscher entlang und schaue auf den Mount Everest!
Über anderthalb Stunden dauert diese Strecke und ich genieße sie sehr, auch wenn man oft auf den Trek schauen muss, da er teils knifflig zu gehen ist. Besonders mag ich den Blick auf den Khumbu Ice Fall.
Als wir das Base Camp Schild erreicht haben gehe ich allein noch etwas weiter. Der Gletscher macht natürlich Geräusche und ich habe wirklich großen Respekt vor diesen Gebilden. Nir hatte mich zunächst auf auf einer anderen Route weiter am Westrand des Gletschers geführt um mir zu zeigen, dass es dort definitiv keinen Weg gibt, und dass ich ihm als Guide vertrauen solle und nicht anderen Quellen. Nun die Info von einer israelischen Trekkerin mag falsch gewesen sein, die Karte alt, aber der Kanadier, den ich schon ein paar mal getroffen habe, so auch auf dem Weg zum EBC, war noch an einer anderen Stelle, die ihm wiederum sein Guide gezeigt hatte. Nir scheint diese nicht zu kennen. Außerdem hat er wohl Angst weiter zu gehen als bis zum EBC Schild. Ich habe nicht gerade das Gefühl hier mein Leben zu riskieren, aber ich bin auch nicht dämlich und muss meinem Sherpa irgendwas beweisen, außerdem kann ich den gewünschten Punkt sowieso nicht ganz erreichen, da man ab einem gewissen Bereich eine Lizenz braucht, die über meine Trekkingpermit hinaus geht. (Kontrolleure gibt es hier allerdings keine…).
So genieße ich einfach die „Aura“ des Berges und des Gletschers, dann machen wir uns auf den Rückweg. Es ist schon recht spät, die Sonne verschwindet hinter den Berggipfeln, und sofort wird es recht kühl. Trotzdem mache ich auch bei diesem Licht nochmal Fotos von diesen unglaublichen Motiven.
Jetzt merke ich allerdings, dass es ein kräftezehrender Tag war. Die Konzentration lässt nach und ich gehe und klettere eher automatisch. Der Weg zurück zieht sich, und ich bin froh als wir die kleine Sandwüste vor Gorak Shep erreichen. Ich schlage Nir vor morgen einen Tag Pause zu machen, wir einigen uns darauf Kala Patthar zum Sonnenaufgang anzugehen und den Rest des Tages zu ruhen und nochmal in Gorak Shep zu übernachten. Um fünf Uhr morgens soll es losgehen.
Wenn ich so schlafe wie ich esse sollte das zu machen sein. Nur der Abstieg macht mir Sorgen wegen der Knie, deshalb wollte ich ja die Pause. Die Erkältung und Halsentzündung ist immer noch da, wird aber leicht besser.
Die Solarzellen haben übrigens nicht getäuscht, in der Lodge gibt es helles Licht (zum Schreiben auf Papier einfach nützlich) und der große, eingerichtete Gemeinschaftsraum ist lange warm.