steilberghoch

Ultracycling und Alpenpaesse

Day 10 Kala Patthar

Trekking Strecke: Gorak Shep – Ausflug Kala Patthar (ca. 3,2 km)

SpO2: 75 | Ruhepuls: 53 | Schlafdauer 5,5 St.

Gehzeit: ca. 2:50 Stunden komplett (Aufstieg ca. 1:10 St)
Abstieg: 473m
Aufstieg: 473m
Max. Höhe: 5455m
Puls Schnitt/Max: 119/158

Um kurz vor fünf Uhr morgens heißt es raus aus dem warmen Schlafsack! Zum Frühstück gibt es eine Tasse Tee, dann machen wir uns im Dunkeln auf den Weg zum Kala Patthar. Dies ist nicht nur der höchste Punkt des ganzen Treks (5550m), sondern auch DER Aussichtspunkt schlechthin auf den Mount Everest.

Im Licht der Stirnlampe trabe ich hinter Nir, meinem Guide, her. Einige sind noch früher aufgebrochen, so dass man am Berg schon ein paar Lichter sehen kann. Durch das gleichmäßige Gehen im Dunkeln nimmt man die Steigung gar nicht so war. Ich hatte etwas Respekt vor der Höhe, aber das ist erst mal kein Problem. Obwohl Nir seinen üblichen Zeitlupengang geht, überholen wir ein paar von den früher gestarteten. Langsam wird es auch hell, so dass Nir seine Taschenlampe ausschaltet. Ich lasse meine Stirnlampe aber noch an, dafür ist das Geläuf doch zu holprig. Aber die Aussicht auf die Bergketten ringsum deutet sich schon an.

Doch noch ist es ein weiter Weg bis oben hin. Wir überholen ein Pärchen und Nir scheint jetzt noch langsamer zu gehen. Ich werde etwas unruhig hinter ihm und treibe ihn etwas an. Mittlerweile brauchen wir kein Licht mehr und ich bleibe erstmals stehen um das fantastische Panorama zu genießen.

Dann überhole ich meinen Guide und gehe mein eigenes Tempo. Man kann das Ziel schon sehen, aber auch der Mount Everest zeigt sich schon in seiner ganzen Mächtigkeit. Nir ist jetzt schon ein ganzes Stück hinter mir, was blöd ist, da der Weg sich jetzt im großsteinigen Geröll nicht so richtig abzeichnet.

Aber schließlich komme ich oben an, auf 5550m Höhe. Dem „Dach dieser Tour“. Und wir haben enormes Glück mit dem Wetter. Wenige Tage zuvor ist niemand hochgekommen, da starke Winde den Aufstieg unmöglich gemacht haben. Jetzt ist kaum Wind und es sind keine Wolken am Himmel. Die Aussicht ist wie vorhergesagt fantastisch, wohl die beste Aussicht die man als Nichtbergsteiger auf den ME bekommen kann.

Ich sauge das Panorama auf und versuche es in Bildern zu erfassen. Das ist allerdings gar nicht so einfach, da es irgendwas zwischen -15° und -20° C kalt ist. Sobald ich die rechte Hand zum Fotografieren aus dem Handschuh nehme scheinen die Finger abzufrieren, und nach ein paar Bildern muss ich die Hand erst wieder etwas aufwärmen bevor ich weitere Fotos schießen kann.

Wir bleiben recht lange oben. Es kommen immer mal wieder welche dazu, Kala Patthar zum Sonnenauf- oder untergang ist ein Highlight jeder Trekkingtour im Everestgebiet. Irgendwann müssen wir aber der Kälte Tribut zollen und wieder absteigen. So verabschiede ich mich vom Anblick des Mount Everest, des Khumbu Ice Falls und des Basecamps. Jetzt habe ich alle Ziele der Reise erreicht. Immer noch kann ich es kaum glauben, dass ich Anfang des Jahres dieses riesige Bild des Mount Everest von Asisi gesehen habe und jetzt den höchsten Berg der Welt in natura inmitten des Himalaya gesehen habe.

Dann richten sich meine Gedanken aber auf den Abstieg. Wegen meiner Knie ist der ja etwas heikel, zumal bei der Vorbelastung der letzten Tage. Im ersten Abschnitt ist etwas klettern angesagt, dabei frieren mir die Hände sehr.

Nach der steinigen Passage geht es in engen Serpentinen auf eher losem Geröll und staubiger Erde bergab. Dabei setze ich die Trekkingstöcke ein um die Knie zu entlasten, was auch ein bisschen funktioniert. Allerdings werden die Hände dabei unfassbar kalt. Ich spüre sie kaum noch, bewege sie bewusst, was aber elend weh tut. Auch der Kopf scheint kalt, jedenfalls merke ich, dass meine Konzentration nachlässt. Ich trabe hinter Nir her, immer weiter den Berg hinunter, der aber noch lange nicht zu Ende ist. Mittlerweile scheint zum Glück die Sonne etwas auf unsere Strecke, aber die Hände sind noch immer unfassbar kalt. So richtig klar denken kann ich jetzt nicht mehr, es ist als ob ich neben mir stünde. Beine und Arme arbeiten automatisch, dabei arbeiten irgendwelche Gedanken im Kopf ganz unabhängig und ich könnte jederzeit einschlafen.

Der Berg hört nicht auf, ich habe das Gefühl, ich könnte jederzeit umkippen, mache ich aber nicht und wir laufen mittlerweile die letzten flachen Meter auf die Lodge zu. Ich schleppe mich in den Diningroom, wo ich ein Frühstück nehme. Ich bin nicht in der Lage richtig zu reden. Essen klappt aber super, wie das Gehen, aber sonst geht wirklich gar nix.

Der Kanadier den ich aus den letzten Tagen kenne sitzt ebenfalls am Tisch und meint ich würde „traumatized“ aussehen. Ich esse zwei große Portionen, trinke Kakau und lege mich dann ins Bett. Dieser Abstieg war wirklich hart für mich.

Nach drei Stunden Schlaf ist aber wieder alles ok. Den Rest des Tages verbringe ich mit Essen und Ruhen, abends mit ein bisschen Geplauder mit den Guides und anderen Wanderern.

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

Antworten

© 2024 steilberghoch

Thema von Anders Norén