Wetter: Sonnig, zwischendruch Regen
Tageskilometer: 116
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 804
Tages-Fahrzeit: 5:34 h
Gesamte Fahrzeit: 41:53 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 20,8km/h
Tageshöhenmeter: 642
Gesamt Höhenmeter: 4737
Durschnittliche Pulsfrequenz: 123
Diesmal bin ich recht früh, und nehme mein Energieriegelfrühstück im Morgengrauen am Strand. Nachdem ich durch die Altstadt von Mariestad gefahren bin, geht’s über die 202 nach Toreböda, und nach einem Kaffee weiter nach Karlsborg.
Es ist das erste mal, dass ich freiwillig Richtung Süden fahre, aber es läuft ausgesprochen gut und mit einem Schnitt von 22 bis 23 km/h habe ich die insgesamt 60 Kilometer nach Karlsborg recht Flott absolviert. Ein Stück davon fahre ich Radweg, der am Schluss parallel zur 49 verläuft.
Selten kommen mir auf der 202 Autos entgegen, aber ein erstaunlich großer Anteil davon sind Oldtimer. Ami-Schlitten der 50er, 60er und 70er, aber auch ein alter Citroen, und auch vorher schon sind mir vom E-Type Jaguar bis zum alten 911er einige interessante Fahrzeuge begegnet.
In Karlsborg gibt’s erst mal Frühstück am Vättern See. Herrlich.
Dann schaue ich mir noch die Festung an und radle dann Richtung Åskersund aus der Stadt. Plötzlich macht sich der bisher nur latent vorhandene Schmerz im linken Knie richtig Luft. Ich kann’s kaum glauben, bisher hatte ich zwar bei allem Knieproblem, aber noch nie beim Radfahren.
Ich fahre die 49 statt des Radweges und versuche den Schmerz zu ignorieren, was genau 8 Kilometer gelingt, dann ist Schicht. Ich mache an einer Grillstation halt und esse aus Frust erst mal Kutböllar mit mos, obwohl ich gar keinen Hunger habe.
Ich habe noch keine 70 Kilometer gefahren und dabei lief es heute zunächst so gut. Ich hatte schon ins Auge gefasst im Tiveden Nationalpark den Rundweg zu wandern. Stattdessen beschließe ich Heilung durch aktive Erholung, indem ich auf der 49 weiter fahre und extrem kleine Gänge fahre.
Bis jetzt bin ich schon immer eine Trittfrequenz zwischen 90 und 95 gefahren und immer einen halben Gang zu niedrig, um die Belastung für die Knie gering zu halten. Den Rest der Strecke fahre ich immer 2 Gänge zu klein und mit hoher Frequenz.
Der Durchschnitt sinkt dadurch enorm, bergauf gurke ich manchmal zwischen 10 und 15 km/h. Der Tiveden-Nationalpark wird komplett gekancelt, das bringts nur wenn man auch laufen kann. Ziel ist es etwas um den Vätternsee an der Nordspitze herumzufahren, da es ja weiter nach Linköping gehen soll.
Dieses Teilstück der 49 ist laut “Baedeker Reiseführer Skandinavien” eine der schönsten Straßen Schwedens. Finde ich etwas seltsam, keine der Straßen die ich bis jetzt gefahren bin steht dieser Strecke irgendetwas nach, naja, der Autor ist vielleicht auch nicht mit dem Fahrrad gefahren…
Was extrem schön ist sind die Rastplätze direkt am See, traumhaft.
Um die Nordspitze herum arbeite ich mich schließlich noch 50 Kilometer bis zum Campingplatz bei Sänna vor. Ich entscheide mich für die Hütte, die nur 350 SK kostet (für 4 Mann wohlgemerkt), was sich kurze Zeit später als kluge Entscheidung erweist, weil es stark zu Regnen anfängt. Außerdem ist die Hütte extrem geräumig und sehr schön.
Da es doch sehr abgekühlt hat, ist die Frage ob ich mich in die Fluten des Vätternsee stürze (nachdem ich ja gestern schon in den Värnersee getaucht bin) noch offen. Nachdem ich jedoch den schönen Strand gesehen habe, bringe ich mit der gefühlt nahe am Gefrierpunkt liegenden Wassertemperatur dem Knie etwas Kühlung, und ein paar Meter durch den See kraulen muss einfach sein.
Zum Baden ist der Vätternsee noch eine Klasse besser als der riesige Värnernsee, das Wasser ist kristallklar, feiner Sandstrand, praktisch ein Meer ohne Quallen. Das Restaurant/Pub liegt direkt am Strand, so dass ich beim obligatorischen Lachsessen dass Bade verhalten des Homo Vätterensis beobachten kann. Ich komme zu dem Schluss, dass Kinder bis 11 Jahre offensichtlich vom Temperaturempfinden deutlich näher bei Fisch oder Krokodil als beim Menschen liegen müssen, anders kann ich mir nicht erklären, wie die eine Dreiviertelstunde lang in diesem Eiswasser sich irgend welche Bälle zuwerfen können.
Die Erwachsenen sitzen derweil am Strand und tun so als würden sie lesen. Von denen streckt keiner auch nur den kleinen Zeh ins Wasser…
Da es hier wirklich schön ist, überlege ich ob ich einen Tag dranhänge und mein Knie regeneriere, verwerfe die Idee aber und beschließe meiner Philosophie (oder gar Filosofie) von der aktiven Erholung treu zu bleiben.
Leider gibt’s auch hier wieder kein Internet auf dem Campingplatz, so dass ich nicht mal meine Mail abrufen kann, geschweige denn das Blog ergänzen kann.