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Ultracycling und Alpenpaesse

Day 8 Thangnang – Dzonglha

 Trekking Strecke: Thangnang – Dzonglha (ca. 7,5 km)

SpO2: 80 | Ruhepuls: 51 | Schlafdauer 6,5 St. | Temperatur Lodge Nachts -3,8° C

Gehzeit: ca. 5:40 Stunden
Abstieg: 815m
Aufstieg: 951m
Max. Höhe: 5247m
Puls Schnitt/Max: 123/157

Ich wache rechtzeitig auf, wir wollen heute früh aufbrechen. Da alle aus der Lodge über den Cho La Pass wollen, planen wir gemeinsam um ca. sechs Uhr aufzubrechen. Es ist die erste richtig gute Nacht gewesen. Selbst die SpO2 ist wieder etwas gestiegen und auch der Ruhepuls geht wieder etwas in Richtung Normalwert.

Die anderen klagen über die Kälte, aber ich fühle mich trotz -6° C super. Vielleicht habe ich mich etwas an die Kälte gewöhnt, vielleicht ist es aber auch nur, dass ich mich nicht mehr so krank fühle. Zum Frühstück gibt es eine Schale Rice Pudding, was Milchreis mit normalem Reis ist, und eher eine Suppenartige Konsistenz hat. Dann geht es aber endlich los.

Zunächst geht es ordentlich bergauf durch ein schmales Tal. Der herabfließende Bach ist meist gefroren, so dass man aufpassen muss wenn man ihn kreuzt. Die Steigung ist ganz ordentlich, aber wir kommen super vorwärts. Der Wind peitscht allerdings manchmal heftig, so dass es sehr kalt ist. Zum ersten mal habe ich die langen Unterhosen beim Gehen an, bis jetzt hatte ich die nur abends in der Lodge gebraucht. Auch die Faustskihandschuhe kommen zum Einsatz. Trotzdem mache ich viele Bilder. Dafür muss ich die rechte Hand immer der Kälte aussetzen, aber die ist ja sowieso einiges gewohnt.

Nach einer Weile wird es etwas steiler und wir müssen über einige größere Brocken klettern, und mehrmals über den vereisten Bach gehen. Dann öffnet sich das Tal etwas und größeres Geröll ist zu überwinden.

Das Tal wird nun immer breiter und der Pfad zwischen den Wackern immer einfacher, bis wir auf einen breiten Kamm zugehen. Der Blick zurück ist beeindruckend, aber voraus sieht man die Gipfel mächtiger Berge über den Kamm ragen.

Und dann haben wir den Kamm erreicht. Wow, was für ein Anblick! Wir blicken auf ein großes Tal, auf der anderen Talseite erheben sich mächtige Felswände, vor allem der Chola ist extrem beeindruckend. Aber die ganze Bergkette ist es. Und auch das Tal selbst.

Erst jetzt realisiere ich, dass der Cho La Pass auf der anderen Seite zu sehen ist, und wir noch nicht mal an seinem Fuße sind. Das bisher war nur Aufwärmen. Nach einem Spaziergang sieht das nicht aus.

Jetzt geht es erstmal abwärts, wobei es gut zu gehen ist, auch wenn es zwischendurch etwas steinig ist. Als wir unten im Tal sind wirkt die Westflanke des Chola noch mächtiger. Ich würde am liebsten stundenlang stehenbleiben und nur gucken. Talabwärts oder talaufwärts, einfach nur geil.

Je weiter unten im Tal wir sind, desto schwieriger wird der Weg, große dunkle Steine über die wir klettern müssen, nur ab und zu deutet sich ein Pfad an. Und dann geht es auf der anderen Talseite wieder bergauf. Mit Wandern hat das nix mehr zu tun. Wir kraxeln nach oben. Immer wieder mache ich kurz halt um ein Foto zu machen, man muss sich aber sehr auf die Strecke konzentrieren.

Das Steinfeld, das wir nun überqueren sieht beeindruckend aus. Dabei zieht die Steigung jetzt ordentlich an. Es ist auch richtig anstrengend, denn wir bewegen uns in über 5000m Höhe. Und teils ist jetzt richtiges Klettern angesagt. Zwischendurch bin ich mir nicht sicher, ob Nir den richtigen Weg geht, aber passt schon irgendwie. Wir kraxeln über riesige Felsblöcke und schleppen uns steil durch loses Geröll nach oben. Der Blick zurück ist atemberaubend.

Auch wenn es anstrengend ist, so kommen wir doch gut voran. Nochmal ist eine schwierige Passage mit großem Geröll zu überwinden, die sich lange zieht, so dass sie ordentlich Kraft kostet. Dann zeichnet sich aber die Passhöhe endlich ab. Auch den Rest erklettern wir noch und dann sind wir oben! Was für ein Anblick, mir bleibt die Luft weg. Der Blick zurück ist wirklich fantastisch, aber der Blick hinunter zur anderen Passseite ist noch viel beeindruckender.

Ein mächtiger Bergkamm, das Tal vergletschert, was für ein Anblick. Da wir uns weit von den anderen, die mit uns gestartet sind, abgesetzt haben, genießen wir die Ruhe und den Anblick alleine. Zumindest soweit die Windböen das zulassen. Dann wird es aber zu kalt und wir machen uns in den spannenden, eisigen Abstieg.

Mit so einer Strecke hatte ich nicht gerechnet. Wir gehen über das blanke Eis. Zunächst noch recht flach, mit leichtem, harschigem Schneebelag. Nir hat kleine Klappspikes an seinen Schuhen, ich versuche mir mit den Trekkingstöcken etwas Halt zu verschaffen. Trotzdem mache ich noch Fotos, auch wenn es etwas heikel ist. Aber hier gibt es jetzt erst mal sogar eine Spur in der man ganz gut gehen kann.

Dann aber wird es richtig heftig. Angetaut und frisch gefroren, nun von der Sonne beschienen, geht es schräg abfallend über blankes Eis. Wegen meiner Fotostopps ist Nir etwas enteilt, so dass ich an einer Stelle nicht mehr weiterkomme, da ich keinen Pfad finde, alles spiegelglatt. Zum Glück kommt aber eine Gruppe den Weg hinauf, so dass ich mich an denen und den Handzeichen von deren Guide orientieren kann.

So finde ich sturzfrei meinen Weg durch diese Passage. Dann folgt eine lange Passage über einen Eis/Geröllmix, wobei zum Glück das Geröll meist oben liegt oder aus dem Eis herausragt. Man muss aber extrem konzentriert gehen. Dabei ist die umliegende Landschaft so beeindruckend, dass das gar nicht so einfach ist.

Ich halte öfter für ein Foto oder einfach nur um zu schauen. Bis jetzt ist das definitiv der schönste und spannendste Teil des Treks. Über schweres Geröll geht es weiter bis sich die Strecke entspannt und zu einer mächtigen Felskante führt. Nochmal ein Blick zurück auf die fantastische Landschaft aus der wir kommen, dann erreichen wir die Kante…

Das haut mich einfach nur um. Was für ein unglaublicher Ausblick! Unfassbar! Einfach unfassbar! Weit blickt man ins Tal, im Hintergrund die mächtigen, schneebedeckten Gipfel und Bergkämme, zur Rechten der Cholatse, zentral der Ama Dablam, mit 6300m und 6814m mächtige Bergriesen mit steil fallenden Felswänden und dazwischen Tabuche mit 6495m.

Das Besondere ist aber die Weite. Die wird hier durch die Bergriesen noch illustriert und nicht etwa eingeengt. Was für eine spektakuläre, lebensfeindliche und doch schöne Landschaft. Fast außerirdisch, manchmal eher einer Mondlandschaft ähnlich, fasst sie doch scheinbar alles Schöne was ein Mensch wahrnehmen kann in einem Bild zusammen.

Gefühlt eine Ewigkeit sitzen wir hier und schauen. Ich versuche es fotografisch zu erfassen und hoffe die Bilder deuten es wenigstens an, was man hier empfindet.

Nach etwas essen und trinken geht es in den nächsten Teil des Abstiegs. Nun ist wieder klettern angesagt. Steil geht es über felsiges Gelände nach unten. Und zwar eine ganze Weile. Kurz wird es etwas flacher, dann kommt die nächste „Stufe“. Schließlich entspannt es sich etwas.

Ich versuche meine Knie jetzt wieder mit den Trekkingstöcken zu entlasten. Mittlerweile bin ich sehr erschöpft. Trotz Antibiotikum bin ich noch weit von hundert Prozent entfernt, und der Passübergang war ordentlich anstrengend. Jetzt auf dem einfachsten Teil der gesamten Strecke, mittlerweile ist es fast flach, bin ich am langsamsten. Nir ist längst enteilt, so laufe ich durch das Tal, umgeben von der fantastischen Landschaft des Himalaya. Das ich hier bin erscheint mir völlig unwirklich. Ist es doch so eine andere Welt als die Alpen oder die anderen Landschaften, die ich bis jetzt kennengelernt habe.

Das muss die Königsetappe der Tour gewesen sein, und ich hatte super Wetter und habe es trotz Krankheit körperlich gut weggesteckt. Auch wenn ich nun froh bin, dass endlich die Lodge in Dhong Lha (Dzonglha ist genauso richtig, die Orte werden hier mal so, mal so geschrieben) vor mir liegt.

Endlich im Ziel folgt die übliche Routine: Zimmer beziehen, bei einem Tee etwas runterkommen, dabei etwas mit den anderen Besuchern reden, dann nach dem Lunch ein bisschen ruhen. Im Gemeinschaftsraum dann das analoge Blog schreiben, Dinner, mit den anderen Lodgebewohnern die Füße am Ofen wärmen, und dann ab ins Bett.

Zum Zähneputzen gehe ich nochmal raus. Der Mond scheint hell, die Sterne funkeln, und über der Lodge thront mächtig der Cholatse. Ein unglaublich eindrucksvolles Bild…

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