Wetter: Sonnenschein, leicht bewölkt
Ruhetag
Glasgow hat auch ein funktionierendes Nachtleben, auf jeden Fall bis 5:17 Uhr. Ich weiß es so genau, weil es direkt vor dem Fenster meines Hotelzimmers stattfindet. Gegenüber ist ein Club, so ist an schlafen nicht zu denken. Erst überlege ich so um elf rüberzugehen, aber die Musik ist leicht grauenhaft, und das Publikum noch keine zwanzig. Obwohl ich durch die Lage meiner Wohnung einiges gewohnt bin, scheitert der Versuch einfach trotzdem zu schlafen kläglich und um vier gebe ich auf und Frage an der Rezeption nach einem anderen Zimmer.
Der gute Mann ist zwar sehr besorgt um mein Wohlergehen, aber ein anderes Zimmer ist keines frei. Seine Versuche die fröhlich gröhlende Menge zur Zimmerlautstärke zu bewegen, die er in regelmäßigen Abständen startet wirken irgendwie grotesk. Um durch die Stadt zu ziehen bin ich zu müde, schlafen geht auch nicht, und so gibt es ein Update fürs Blog.
Nachdem die letzten singend den Heimweg angetreten haben, kann ich erst mal nicht einschlafen und bin erstaunt wie ruhig die Stadt im Vergleich zu anderen Städten ist, wo es um sechs Uhr so langsam losgeht.
Anyway, nach dem Frühstück gibt es ein anderes Zimmer für die nächste Nacht, und ich mache mich auf den Weg zur St Mungo Kathedrale. Die macht erst um 9:30 Uhr auf, so dass ich noch etwas durch die Glasgow Necropolis schlendern kann, gleichzeitig Friedhof und Park. Hier haben viktorianische Kaufleute sich imposante Grabmäler gesetzt.
Die Kathedrale ist zwar groß, aber gehört sicher nicht zu den Favoriten meiner Sammlung. Interessant ist, dass sie wegen des abschüssigen Hangs praktisch über zwei Ebenen geht. Die Krypta ist außerdem bemerkenswert.
Ganz nahe dabei befindet sich das St Mungo Museum of Religious Life and Art. Ich bin etwas enttäuscht, denn die Aufarbeitung und Darstellung des Umgangs der verschiedenen Religionen mit den essentiellen Fragen des Lebens ist nicht sehr aufschlussreich. Eine Hinterfragung der Religion an sich kommt kaum vor. Allerdings gibt einige bemerkenswerte Kunstgegenstände mit religiösem Hintergrund zu sehen, die Teils aus den Sammlungen der anderen Glasgower Museen stammen, und die den Besuch doch lohnenswert machen.
Anschließend fahre ich mit dem Taxi in das am anderen Ende der Innenstadt gelegene Glasgow Museum and Art Gallery, im Kelvingrovepark. Der Gedanke mit dem Bus zu fahren war kurz aufgeblitzt, aber mein Orientierungssinn bezüglich Bussen ist irgendwie defekt. In London habe ich damals drei Monate gebraucht… Und außerdem braucht man passendes Kleingeld, habe ich nicht. Die U-Bahn hält eine halbe Meile vom Ziel weg. Also Taxi.
Das erweist sich hier als viel sinnvoller als in Dublin, der in Glasgow geborene und aufgewachsene Taxifahrer, weiß eine Menge interessantes zu erzählen, und weiß auch wo das Ziel zu finden ist, günstig ist es außerdem.
Im Glasgow Museum und Art Gallery kann man natürlich mehr wie einen Tag verbringen wenn man will, aber da ich mir nicht zum hundertsten mal die Entstehung der Erde, Evoulution der Flora und Fauna, sowie Dinosauriersekelette anschauen muss, habe ich viel Zeit für die spannenden Sachen. (Ok, einen Blick habe ich schon auf das Dinosaurierskelett geworfen, und auch durch die Themenausstellungen wie „The Warrior – Dressed to kill“ habe ich dann doch angeschaut.
Hier gibt es auch eine erste ausführliche Darstellung der Designer/Architekten Gruppe „The four“, und allen voran Charles Rennie Mackintosch, die eine schottische Form des Jugendstils verkörperten.
Auf mich wirkt diese Form sehr kühl, völlig im Gegensatz zu den beeindruckenden Werken und Bauwerken von Gaudi, oder der „lieblichen, winzigen norwegischen Jugendstilblüte“ in Alesund. Kein Wunder, das Walter Gropius so von Mackintosh begeistert war.
Ansonsten schwelge ich in den Räumen der italienischen, holländischen und französischen Maler. Mein erster echter van Gogh, Impressionisten, ital. Renaissance usw., Dali, Cezanne, schlicht beeindruckend. Dazu sehr informative Installationen, die direkt am Bild oder im Vergleich zweier Bilder, über Projektionen, Technik, Inhalt oder Geschichte erklären.
Anschließend geht es zurück ins Zentrum, wo ich im Willow Tearoom, einem von Mackintosh entworfenen „Gesamtkunstwerk für Teetrinker“, meinen Tee nehme. Sorry, aber lässt mich völlig kalt. (der Tee ist allerdings heiß).
Aber es geht noch mehr Macktintosh, nächste Station ist das Lighthouse, ein von ihm entworfenes Gebäude, das in den 90igern umgebaut wurde und jetzt das Zentrum für Architektur und Design beherbergt.
Neben einer Aufarbeitung von Leben und Werk Macktintosh’s, gibt es einen alten Wassertum den man besteigen kann. Laut der Dame an der Rezeption nur 35 Stufen. Das hatte ich zumindest verstanden, aber es sind auf jeden Fall mehr wie 135 Stufen, zur Belohnung gibt es aber eine tolle Aussicht auf die Stadt.
Es gibt auch noch eine geschlossene Aussichtsplattform in einem anderen Teil des Gebäudes, auf der ich ganz alleine bin. In einem bequemen Sessel, kann man von dort über die Stadt schauen ohne dem Wind ausgesetzt zu sein.
Zum Abschluss meiner Museumstour gibt es noch einen Abstecher in die Gallery of modern art. Hm…
Den Rest des Tages verbringe ich damit die Atmosphäre der Stadt aufzusaugen, jetzt weiß ich wenigsten wieder, dass ich in einer provinziellen Kleinstadt wohne. Macht nix, aber ab und zu mal eine richtige Stadt, erweitert doch den Horizont.
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Stockexchange
River Clyde
Maj-Britt 15. Mai 2009
Hallo Guido,
tja, es gibt wohl in jeder Stadt ein „Domizil“… ;-)) Auch auf die Gefahr hin, als Kunstbanause zu gelten: Vanessa und ich hätten trotzdem gern mal gewußt, was da für Köpfe rumhängen in diesem „Tearoom“… Viel Spaß noch in Glasgow und liebe Grüße!
Guido 15. Mai 2009
Die Köpfe hängen in Eingangshalle der Artgallery und sind eine Installation eines modernen Künstlers, ich weiß aber nicht welche(r).