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Ultracycling und Alpenpaesse

Tag 38 Donegal – Derry – Bushmills

Wetter: bewölkt, teils Regen, manchmal etwas Sonne: 10 bis 14°
Tageskilometer: 156
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 3425
Tages-Fahrzeit :6:38 h
Gesamte Fahrzeit: 181:37 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 23,5 km/h
Tageshöhenmeter: 1234
Gesamt Höhenmeter: 37987
Maximale Steigung 12%
Maximalpuls: 144
Durschnittliche Pulsfrequenz: 119

Das Wetter kann sich morgens nicht so recht entscheiden, wie oft hier in Irland. So entscheide ich mich gegen die Regenhose, ziehe sie aber im Laufe des Tages bestimmt fünf, sechs mal an und kurze Zeit später wieder aus, da es nie so richtig lange regnet.

Anyway, die Strecke führt nordöstlich, so dass ich meist Rückenwind habe. Entsprechend gut geht es voran. Erstes Teilziel ist Derry (oder Londonderry, je nachdem…). Die republikanischen Iren sparen sich den Ärger und schildern es gar nicht aus, sondern Lifford.




Eine wirkliche Grenze gibt es nicht. Als ich Lifford erreiche versuche ich noch meine Euromünzen loszuwerden um die nicht durch Schottland zu schleppen, aber obwohl das eigentlich republikanisches Irland ist, will die Kassiererin Pfund. Offensichtlich bin ich die Brücke über den Foley River rüber gefahren, und befinde mich in Strabane und somit auf nordirischem Territorium. Aber die Kasse hier kann beides, denn viele Iren kaufen in Nordirland ein, weil es dort günstiger ist.


Ab jetzt muss ich wieder in Meilen rechnen, und davon ausgehen, dass die Entfernungsangaben auch mal deutlich daneben liegen. In der Republik Irland, waren die Entfernungsangaben recht genau, und es stand immer dabei, dass es sich um Kilometer handelt. Nur einige alte Schilder ohne die Kilometerangabe waren in Meilen angegeben und haben auch nicht so recht gestimmt. Aber das waren nur noch so Reste.

Derry begrüßt mich mit dunklen Wolken und einem heftigen Regenschauer, während meiner Besichtigungstour durch die Stadt, klart es aber auf. Es gibt einerseits zwei kleine Kathedralen zu besichtigen, die sind aber von eher geringer Bedeutung. Dann das Guildhouse (das Rathaus), dass vor allem berühmt ist für die prächtigen Fenster.




Vor allem aber ist Derry bekannt durch den Bloody Sunday, an dem Anfang der Siebziger 13 Menschen durch die britische Polizei getötet wurden. Und für die Symbolik am Eingang zur Bogside. Einem katholischen Stadtbezirk. Hier sprühte damals jemand „You are now entering free Derry“ auf seine Hauswand. Und die ist heute zum Gedenken daran als Denkmal erhalten, denn dieser Ort war Ausgang für viele Demonstrationen und Versammlungen. Berühmt sind auch die politischen Malereien auf den Hauswänden. In der Bogside Gallery kann man übrigens mit den Urhebern dieser Kunstwerke sprechen, denn es sind eigentlich nur drei Künstler die dafür verantwortlich sind, und die verkaufen dort Drucke und bieten Führungen an, um ihre Sicht der Dinge darzustellen.



Vor dem berühmten Bild mit der Gasmaske treffe ich einen nach Kalifornien ausgewanderten Schotten, und wir diskutieren etwas über die politische Problematik hier in Nordirland, und wie unverständlich es dem außenstehenden Beobachter erscheint, dass sich hier Iren tatsächlich mit solcher Gewalt begegnet sind. Aber er berichtet auch, dass er es in Schottland als Katholik schwer hatte einen Job zu bekommen.

Anyway, nachdem ich mir noch die sehr gut erhaltene Stadtmauer um das Zentrum angeschaut habe, die man begehen kann, und die Aussicht von dort genossen habe, geht es weiter Richtung Causeway Coast.


Bei der Ausfahrt aus der Stadt gibt es als Highlight noch die Fahrt über die Foley Bridge, was bei dem heftigen Wind eine spannende Sache ist mit dem Fahrrad.


Ich fahre die N2, auch hier passen Wind- und Fahrtrichtung gut zusammen, so dass es gut voran geht. Dann biege ich ab nach Norden die Causeway Coastal Route entlang. Während die Landschaft bis dahin eher so „mittelhessisch“ war, denn hier gibt es nicht nur Schaftzucht sondern auch Ackerbau (habe ich vorher in Irland nicht gesehen), wird es jetzt richtig interessant.


Das Wetter spielt auch ganz gut mit, so dass ich endlich mal wieder die tiefstehende Sonne im Rücken habe, was zusammen mit dem günstigen Wind zu richtigem Fahrgenuss führt. Die Landschaft ist klasse, nicht so schroff oder wild, sondern irgendwie friedlich.



Im Gegensatz zu den Autfahrern, hier merke ich doch gleich, dass ich wieder in GB bin, denn ich werde aus einem Auto mit einer vollen Fantaflasche beworfen…

Die Route führt weiter über Coleraine und Portrush, ab dort direkt am Meer entlang, das in Downhill an einen riesigen, fantastischen Sandstrand brandet, und weiter östlich heftig seine landschaftsformende Arbeit an den Klippen verrichtet.





Vorbei geht es an den Ruinen des Dunluce Castle, die ein tolles Fotomotiv abgeben. Ich halte an jedem offiziellen Aussichtspunkt an, und natürlich auch sonst recht oft, denn die Küste hier ist einfach fantastisch. So sympathisch war mir Irland sonst nur auf der Dingle Halbinsel.




In Bushmill wollte ich eigentlich mein Nachtquartier aufschlagen, aber B&B lässt sich trotz Beschilderung keines finden. Das einzige Hotel ist das Bushmill Inn, das im Baedeker als „komfortabel“, d.h. erschwinglich eingestuft wird. Allerdings ruft die nette Dame an der Rezeption für das Zimmer den Sonderpreis von 160 Pfund (statt 250) auf. Ich lehne dankend ab. Sie empfiehlt mir das Smugglers Inn, eine Meile aus der Stadt raus. Und das erweist sich als Volltreffer, fantastische Aussicht auf die Küste, Restaurant und Bar mit Livemusik auch dabei, und dass für 59 Pfund. Na geht doch.

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